Diagonale Schaufenster

Diagonale/Pibernig

Leuchtendes Festival endet mit Besucherrekord

Sie wollten die Vielfalt des österreichischen Films sicht- und spürbar machen und das Kinotreiben in Graz „zum Leuchten“ bringen. Jetzt endete die erste Diagonale unter der Leitung von Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber mit einem Rekord von 30.200 Besuchern. Zwei neue Programmschienen, ein neues Erscheinungsbild, ein verstärktes Kooperieren mit lokalen Initiativen und Institutionen und ein eigener Diagonale-Festivaldistrikt trugen zum Erfolg bei.

Einen Tag nach dem Festival verzeichnet die Diagonale 2016 mit 30.200 Besuchern ein kräftiges Plus im Vergleich zum Vorjahr (27.300). Nicht nur die zahlreichen mit Spannung erwarteten Kinopremieren erwiesen sich als Publikumsmagneten. Auch im neu eingerichteten Festivaldistrikt und bei den abendlichen Festen von #DurchDieNacht herrschte großer Andrang. „Die Fußstapfen waren groß. Wir freuen uns, dass die Diagonale noch mehr Leute für österreichisches Kino begeistern konnte und dass die roten Fäden, die wir durch das Programm gespannt hatten, aufgenommen und diskutiert wurden", so Höglinger und Schernhuber zufrieden.

ORF.at hat die Diagonale mit Filmkritiken, Interviews, Berichterstattung vom Rahmenprogramm und einem Best of Social Media begleitet. Hier eine Auswahl der wichtigsten Filme, die dieses Jahr in Graz gezeigt wurden.

Eröffnungsfilm mit bester Schauspielerin

Zur Eröffnung war „Maikäfer flieg“ der richtige Film zur richtigen Zeit. Mirjam Unger hat die Kindheitserinnerungen von Christine Nöstlinger verfilmt und das zerbombte Wien der letzten Kriegstage 1945 in die Gegenwart geholt. Berührend ob seiner Aktualität und unterhaltsam zugleich wird mit diesem Antikriegsfilm österreichische Filmgeschichte geschrieben. Ursula Strauss wurde für ihre Rolle als beste Schauspielerin ausgezeichnet - mehr dazu in „Maikäfer flieg“: Nöstlinger meets Pippi Langstrumpf.

Filmszene aus "Maikäfer flieg"

Luna Film

„Maikäfer flieg“ war der Eröffnungsfilm der Diagonale

„Winwin“: Finanzkrise als unterkühlte Satire

Den Diagonale-Preis für die beste Bildgestaltung gewann Daniel Hösls Spielfilm „Winwin“. Ministerinnen, ehrbare Firmenchefs, Gewerkschafter, Zeitungsleute – alle gehen hier in die Knie vor den kalt lächelnd vorgebrachten Investitionsversprechen der Beraterbande. Wie schon sein Vorgänger „Soldate Jeannette“ formal aufs Äußerste reduziert, überzeugt auch „Winwin“ durch seinen Willen zur Verfremdung: die Finanzkrise als unterkühlte Satire mehr dazu in „Winwin“: Heuschrecken-Attacke auf Österreich.

„Hildegart“: Freiheit vom verhassten Patriarchat

Passend zum Frauentag am 8. März fand „Hildegart oder Projekt: Superwoman“ bei der Diagonale seine Uraufführung. Barbara Caspar erzählt darin die schwer fassbare, wahre Geschichte eines Wunderkinds, das für den Feminismus kämpfen sollte - und für die Freiheit vom verhassten Patriarchat letztlich mit dem Leben bezahlen musste - mehr dazu in Auf der Suche nach der „Überfrau“.

15 Jahre Arbeit an „Los Feliz“

„Los Feliz“ nennt Edgar Honetschläger seinen neuen Film, der vor gut zwei Wochen im Wiener 21er Haus Weltpremiere feierte und nun bei der Diagonale läuft. Wobei - einfach nur von einem „Film“ zu sprechen, wäre die Untertreibung des Jahrzehnts. Honetschläger hat 15 Jahre lang an „Los Feliz“ gearbeitet und alle Kulissen - die wirklich groß sind - in mühevoller Kleinstarbeit selbst gemalt - mehr dazu in Die Kunst der Stunde gilt den Glücklichen.

Los Feliz

Edoko Institute Film Production

Edgar Honetschläger hat alle Kulissen in mühevoller Kleinstarbeit selbst gemalt

Pilotinnen in Ghana rebellieren

In ihrem Abschlussfilm „Girls don’t fly“ an der Filmakademie im deutschen Ludwigsburg dokumentiert Monika Grassl, was passiert, wenn ein britischer Fluglehrer im ländlichen Ghana eine Gruppe junger Frauen zu Pilotinnen ausbilden will. Er versucht es mit Zuckerbrot und Peitsche. Irgendwann rebelliert die Gruppe gegen den weißen Mann und seinen Stil - mehr dazu in Die Sehnsucht der Nummern-Girls.

Die Vergangenheit eines NSA-Analytikers

Er war lange Zeit Chefanalyst des amerikanischen Nachrichtendienstes NSA und federführend in der Schaffung neuer Überwachungsmethoden: William „Bill“ Binney war schon in „Citizenfour“ zu sehen, jetzt widmet ihm der Gmundner Friedrich Moser ein Porträt. „A Good American“ blickt in die Vergangenheit des Analytikers und malt gleichzeitig ein dystopisches Bild der Gegenwart - mehr dazu in William Binney: Der andere Whistleblower.

Beckermanns Bachmann-Celan-Inszenierung

Wie lässt sich der hochemotionale Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem Film darstellen? Regisseurin Ruth Beckermann wählt in „Die Geträumten“ einen ungewöhnlichen Weg und wurde dafür mit dem Großen Diagonale-Preis ausgezeichnet: Sie lässt zwei junge Schauspieler im Studio 3 des ORF-Funkhauses ausgewählte Briefe der beiden Dichter rezitieren – ein eindrückliches Kammerspiel, das gewissermaßen erst durch seine Unterbrechungen lebt - mehr dazu in Bachmann und Celan: Die Tragik ihrer Liebe.

„Holz Erde Fleisch“: Preisgekrönte Doku

Wie kann es sein, dass dem Vater der Familienbesitz wichtiger zu sein scheint als die eigene Familie? Diese Frage wollte Sigmund Steiner, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, für sich beantworten. Das gelang ihm auch mit seinem stillen und intensiven Filmessay „Holz Erde Fleisch“, indem er drei Bauern bei der Arbeit zuschaute und damit auch in ihr Innerstes blickte. Er gewann dafür den Großen Diagonale-Preis in der Kategorie Dokumentarfilm - mehr dazu in „Holz Erde Fleisch“: Bauern und ihre Söhne.

Holz Erde Fleisch

La Banda

Sigmund Steiner schaute Bauern bei ihrer Arbeit zu

ORF-Landkrimi: Tod in Salzburg

Mit seinen „Landkrimis“ veranstaltet der ORF eine Leistungsschau des österreichischen Films. Namhafte Regisseure und Regisseurinnen inszenieren jeweils ein Bundesland als Schauplatz eines Verbrechens. Heuer wurde auf der Diagonale der Salzburger „Landkrimi“ gezeigt - mit Manuel Rubey als Kommissar mit Vergangenheit - mehr dazu in ORF-Landkrimi: Die tote „Drachenjungfrau“.

Hommage an Kurzfilme

Es ist erstaunlich, wie gut man Geschichten auserzählen kann - manchmal in nur zehn, 15 Minuten. Auch bei der Diagonale beweisen zahlreiche, zumeist junge Regisseure, dass der Kurzfilm zu Recht eine eigene Kunstform ist und nicht nur ein „Nebenherprojekt“ für alle, die keinen Langfilm drehen wollen - mehr dazu in In der Kürze liegt die Kraft.

Eine Liebe in Wien

Kann man jemanden lieben, der das Gegenteil von einem selber ist? Diese essenzielle Frage hat Nadiv Molcho in seinem gelungenen Debütfilm „History of Now“ behandelt und ein modernes, junges Beziehungsdrama mit hohem Wiedererkennungswert für den Hipster von heute inszeniert - mehr dazu in „History of Now“: Her mit dem schönen Leben.

Der zornige Buddha

In Stefan Ludwigs Dokumentation „Der zornige Buddha“ sorgt ein Lehrer in der nordungarischen Gemeinde Sajokaza dafür, dass „alle eine zweite Chance bekommen, die keine erste gehabt haben“. Gemeint sind die jungen Roma des Ortes, die der Lehrer - selbst ein Rom - mit dem Versprechen auf Bildung und eine bessere Zukunft in seine Schule lockt. Eine engagierte Spurensuche zwischen Ungarn und Mumbai - mehr dazu in Was macht Buddha in der Roma-Siedlung?

Der wütende Buddha

Metafilm GmbH

Versprechen auf Bildung und eine bessere Zukunft

„Geschwister“: Zwei Jugendliche auf der Flucht

Wenn es in Ordnung ist, für Flüchtlinge in Österreich verpflichtende Wertekurse einzuführen, dann müsste man im Gegenzug die Österreicher dazu zwingen dürfen, diesen Film zu sehen. „Geschwister“ ist ein Spielfilm und macht nachvollziehbar, was es heißt, Flüchtling zu sein - mehr dazu in Was es heißt, Flüchtling zu sein.

Publikumspreis für „Kinders“

Kulturübergreifende Musiktherapie stellen Arash und Arman Riahi in ihrer Dokumentation „Kinders“ vor. Vor allem aber dreht es sich dabei um jugendliche, nicht eben freiwillige Exzentrik. Die juvenilen Charakterköpfe sind die Stars dieses spielfilmnahen Plädoyers für ein musisches Bildungsideal. Der Film gewann den Diagonale-Publikumspreis 2016 - mehr dazu in „Kinders“: Unterwegs zum befreiten Aufspielen.

Wenn die Spinnen kommen

Ein Wochenende ohne Erwachsene. Was für Jonas, Nick und Miechen als Abenteuer beginnt, endet in einem Kampf ums Überleben, als die Mutter über Monate nicht zurückkehrt. Essen und Geld gehen aus, und das Zuhause verwandelt sich langsam in ein „Spinnwebhaus“. Der Schwarz-Weiß-Film von Mara Eibl-Eibesfeldt ist ein bemerkenswertes Debüt über den Zusammenhalt dreier Geschwister und die magischen Gesetze der Kindheit - mehr dazu in Kinder, sich selbst überlassen.

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