Filmstill aus "Los Feliz"

Diagonale

Die Kunst der Stunde gilt den Glücklichen

„Los Feliz“ nennt Edgar Honetschläger seinen neuen Film, der vor gut zwei Wochen im Wiener 21er Haus Weltpremiere feierte und nun bei der Diagonale läuft. Wobei - einfach nur von einem „Film“ zu sprechen, wäre die Untertreibung des Jahrzehnts. Honetschläger hat 15 Jahre lang an „Los Feliz“ gearbeitet und alle Kulissen - die wirklich groß sind - in mühevoller Kleinstarbeit selbst gemalt.

Von einem Gesamtkunstwerk zu sprechen, ist hier nicht unbedingt übertrieben. Honetschläger ist ein Weltbürger und künstlerischer Vagabund. Als Maler und Filmemacher (vor allem Kurzfilme) hat er jahrelang in Tokyo, New York, Los Angeles, Rom und Sao Paulo gelebt. All das, sein Leben als Kosmopolit und als Erschaffer von gemalten und Bewegtbildern, floss nun in diesem gigantischen Projekt zusammen.

Bilder sind es auch, die im Mittelpunkt der Story stehen. Drei Kardinäle stecken im Vatikan ihre Köpfe zusammen. Unheil geschieht - der Kirche droht die Macht über die Bilder abhanden zu kommen. Wegen Hollywood? Aber nein, winkt einer von ihnen ab, Hollywood - das steht insgeheim längst unter dem Einfluss der Kirche. Aber wer dann? Die Kardinäle engagieren niemand geringeren als den Teufel, um den neuen Meistern der Bilder auf die Schliche zu kommen. Soviel zum Italien-Teil des Films.

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Honetschleger im Interview

Im ORF-TV-Interview erzählt Honetschleger über die Hintergründe seines groß angelegten Projekts. Auf die Idee gekommen sei er durch seine langen Aufenthalte in Ländern, deren Kultur und Philosophie sich von unserer sehr unterscheide.

Kardinäle lassen die Kulissen kreisen

Der Teufel braucht eine Erfüllungsgehilfin und findet sie in einer jungen Schauspielerin, die sich auf den Weg nach Hollywood macht - quer durch die USA, in einem Auto. Ein Großteil des Films ist also ein Roadmovie mit „Natural Born Killers“-Anleihen. Der Teufel lässt nichts anbrennen und hinterlässt entlang der endlosen Highways verbrannte Erde. Und wer steht hinter den Kulissen? Stets die Kardinäle. Obwohl sie buchstäblich die Kulissen drehen und nicht hinter ihnen stehen.

Setfoto von "Los Feliz"

Diagonale

Die Kardinäle kurbeln an der Bilderdrehorgel

Honetschläger hat eine eigene Maschine entwickelt, die es ermöglicht, auf Textilien gemalte Hintergrundbilder im Kreis zu drehen und so mit einer Endlosschleife den Eindruck einer ewiggleichen Landschaft während einer Autofahrt zu vermitteln. Alleine die Umsetzung des Baus dieser Maschine war ein Großprojekt. Vom Malen der Bilder ganz abgesehen - denn Honetschläger ist ein Perfektionist, wie es nur selten einen gibt.

„Los Feliz“ läuft bei der Diagonale am Mittwoch um 20.30 Uhr im Schubertkino und am Donnerstag um 13.30 Uhr im KIZ Royal.

Der malende Bilderstürmer

Bei einer Führung im 21er Haus erklärte er den versammelten Journalisten mit kindlicher Begeisterung, wie lange er bei jedem einzelnen der riesigen Gemälde getüftelt hat, um die perfekten Farbmischungen mit Inhaltsstoffen aus aller Herren Länder zustande zu bringen, wie er sie eben gerade brauchte und die auf einer gedrehten Kulisse halten mussten. Auch die Maltechnik war mehr als aufwändig. Einzelne Bilder sind in sich komplett überlagernden Schichten angefertigt worden.

Der Film wurde unter anderem mit Mitteln des ORF aus dem Film/Fernseh-Abkommen realisiert.

Die Bilder sind sehenswert, die Texturen und Schattierungen bei längerer Betrachtung regelrecht betörend. Was die Machart des Films betrifft, hat sich Honetschläger für eine in jeder Hinsicht experimentelle Form entschieden. Er hätte auch einen kommerziellen Unterhaltungsfilm drehen können - der wohl, alleine aufgrund der tollen Hintergrundstory mit den gemalten Bildern, ein Welterfolg werden hätte können. Aber das wäre dann nicht Honetschläger gewesen - der malende Bilderstürmer.

Simon Hadler, ORF.at

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