Filmstill aus "Drachenjungfrau"

Diagonale

ORF-Landkrimi: Die tote „Drachenjungfrau“

Mit seinen „Landkrimis“ veranstaltet der ORF eine Leistungsschau des österreichischen Films. Namhafte Regisseure und Regisseurinnen inszenieren jeweils ein Bundesland als Schauplatz eines Verbrechens. Heuer wurde auf der Diagonale der Salzburger „Landkrimi“ gezeigt - mit Manuel Rubey als Kommissar mit Vergangenheit.

Die 31-jährige Filmemacherin Catalina Molina hat 2004 mit ihrem Studium an der Filmakademie bei Michael Haneke begonnen und bereits deutlich aufgezeigt, was ihr Talent betrifft. 2010 war ihr Kurzfilm „Talleres Clandestinos“ für den europäischen Filmpreis nominiert - und „Unser Lied“, ebenfalls ein Kurzfilm, wurde 2013 mit dem österreichischen Filmpreis für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet. Der ORF-Landkrimi „Drachenjungfrau“ ist ihr Spielfilmdebüt.

TV-Krimis sind kein leichtes Spielfeld für Filmemacher, wenn sie ihren Job ernst nehmen. Allzu schnell rutscht man in Klischees ab und in eine holzschnittartige Dramaturgie, weil als oberstes Primat gilt, dass jeder mitkommen soll, der, abgelenkt wodurch auch immer, im Wohnzimmer vor dem Bildschirm sitzt. Molinas Mittel der Wahl, um diesen Fallen zu entgehen, sind: Humor, die beeindruckende Natur rund um die berühmten Wasserfälle bei Krimml im Pinzgau und ein Kommissar, der ein Vorleben hat.

Setfoto von "Drachenjungfrau"

ORF

Der Dreh direkt neben den Krimmler Wasserfällen

Hinterfotzigkeit und trockener Schmäh

Der wird von Manuel Rubey mit einer ordentlichen Portion Abgeklärtheit - wenn auch gepaart mit einer tiefen Traurigkeit, ein wenig Hinterfotzigkeit und trockenem Schmähe gespielt. Kommissar Martin Merana ist in dem kleinen Dorf bei den Wasserfällen aufgewachsen und war schon lange nicht mehr hier. Zu quälend sind seine Erinnerungen an Alterskollegen, die ihn quer durch die Natur jagten, schlugen, zu einem lebensgefährlichen Sprung in die Wasserfälle zwangen. Und nun wurde scheinbar einer aus dem Dorf, vielleicht einer seiner Peiniger, zum Mörder.

Filmhinweis

Der Landkrimi „Drachenjungfrau“ wird im ORF-TV vermutlich im Dezember 2016 gezeigt.

Denn in der Nacht der schmierigen Marketenderinnen-Misswahl starb die 15-jährige Gewinnerin des Wettbewerbs. Sie stürzte - wie könnte es anders sein - in den Wasserfall. Der Kreis der Verdächtigen ist groß. Da wäre der schleimige und ungustiöse Veranstalter, glaubwürdig gespielt von Harald Krassnitzer, der das Mädchen gegen ihren Willen zum Auftritt gezwungen hat. Dann der Stiefvater, Meranas Intimfeind aus Kindheitstagen, dem alles zuzutrauen ist. Oder doch der Freund des Mädchens, der über den Auftritt bei der Misswahl bitter enttäuscht war?

Filmstill aus "Drachenjungfrau"

ORF

Harald Krassnitzer, Manuel Rubey und Stefanie Reinsperger

„Verkopfter Melancholiker“

Aber auch andere machen sich im Lauf der Geschichte verdächtig. Egal wo Merana mit seinen Ermittlungen hineinsticht, überall tun sich Abgründe auf. Am Ende wird nicht nur der Mord aufgeklärt, sondern auch der Hass Meranas auf die Dorfgemeinschaft verfestigt. Nur seine unangepasste, geliebte Großmutter gibt ihm Halt, als sich bei Merana ein Verdacht anbahnt, der mehr mit ihm selbst zu tun hat, als ihm lieb ist. Über die Auflösung darf man durchaus überrascht sein.

Buchhinweis

Der Landkrimi „Drachenjungfrau“ basiert auf dem gleichnamigen Buch des Autors Manfred Baumann.

Im Interview mit dem ORF sagt Rubey, sein Merana sei ein „verkopfter und faktenverliebter Melancholiker. Da ist viel Bruch in der Figur - dass er da herkommt, mit seiner Kindheit konfrontiert wird - da ist einfach viel Stoff da.“ Die schauspielerischen Leistungen sind auch abseits der Stars Rubey und Krassnitzer beachtlich. Erwähnt werden muss an dieser Stelle vor allem Volkstheater-Mimin Stefanie Reinsperger, die als Dorfpolizistin an der Seite Meranas ermittelt. Sie macht aus einer kleinen Rolle eine ganz große.

Simon Hadler, ORF.at

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