Themenüberblick

Monopolisten als Preistreiber

Die Staats- und Regierungschefs der EU sprechen am Mittwoch neben der Steuerflucht erstmals auch über die hohen Energiepreise. Diese machen nicht nur Unternehmen zu schaffen, die sich gegenüber den USA, dem Land des billigen Schiefergases, im Wettbewerbsnachteil sehen, sondern auch Konsumenten. Der EU-Vergleich zeigt dabei: In Österreich sind die Energiepreise verhältnismäßig moderat.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In manchen Ländern müssen ärmere Bevölkerungsschichten mehr als ein Fünftel ihres Einkommens für Energie und Transport aufwenden. Innerhalb der EU gibt es beträchtliche Unterschiede beim Strom- und Gaspreis. Als goldene Regel gilt dabei: Je weniger Wettbewerb es auf dem Energiemarkt eines Landes gibt, desto höher sind dort auch die - kaufkraftbereinigten - Kosten. Dazu kommen regionale Besonderheiten - etwa, wie groß die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten ist.

Beträchtliche Unterschiede

Vor allem auf dem Gasmarkt kommt die hohe Abhängigkeit einzelner Staaten von Importen aus Russland hinzu. So zahlen die Bulgaren europaweit am meisten für Gas, in Großbritannien und Deutschland, wo es mehrere Anbieter gibt, ist es signifikant billiger. Österreich liegt im niedrigeren Bereich. Auch bei Strom sind die Unterschiede riesig - umso mehr, wenn man die unterschiedlichen Kaufkraftniveaus der Staaten berücksichtigt. Österreich liegt beim Strompreis im Mittelfeld.

Grafik zum Energiepreis

APA-Grafik/Rainer Waxmann; ORF.at

Gaspreise für Private im europäischen Vergleich (Auswahl)

Zu einem Gutteil sind die Differenzen auf unterschiedlich hohe Steueranteile zurückzuführen. In ein paar Ländern machen die Abgaben mehr als die Hälfte aus, während anderswo kaum etwas auf den Nettopreis draufgeschlagen wird. In Österreich entfallen etwa 40 bis 50 Prozent der Energiekosten auf Strom und Gas selbst und um die 20 Prozent auf die Infrastruktur. Der Rest teilt sich auf Umsatzsteuer, Messentgelt und andere Abgaben auf.

Steueranteil schwankt stark

Ein privater österreichischer Stromkunde zahlte im zweiten Halbjahr 2012 18,46 Cent pro Kilowattstunde, exklusive Steuern waren es 12,88 Cent, geht aus Daten des EU-Statistikamts Eurostat hervor. Der EU-Schnitt lag im ersten Halbjahr 2012 bei 13,16 Cent ohne und 18,64 Cent inklusive aller Steuern. Besonders viele Abgaben müssen die Dänen leisten: Aus 9,57 Cent werden 21,94 Cent je kWh.

Bei Gas müssen die bulgarischen Haushalte verhältnismäßig tief in die Tasche greifen: Eine Kilowattstunde kostete dort im zweiten Halbjahr 2012 inklusive Steuern 12,49 Cent und damit weit mehr als im Durchschnitt der EU (6,3 Cent im ersten Halbjahr 2012). Österreicher zahlten in der zweiten Jahreshälfte 6,96 Cent, ohne Steuern wären es laut EU-Rechnung 5,17 Cent gewesen. Auch die Griechen sind mit hohen Gaspreisen (11,28 Cent) konfrontiert - wiederum unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Kaufkraftstandards.

Grafik zum Energiepreis

APA-Grafik/Rainer Waxmann; ORF.at

Strompreise für Private im europäischen Vergleich (Auswahl)

Industriebetriebe kommen billiger davon

Einiges weniger für Energie zahlen Industriebetriebe, die beträchtlich mehr verbrauchen und daher in größeren Mengen zu günstigeren Bedingungen einkaufen können. Umgerechnet auf die Kilowattstunde und kaufkraftbereinigt betrug der Gaspreis für die Industrie im ersten Halbjahr 2012 brutto 4,73 Cent in der EU, netto waren es 3,65 Cent. Österreich lag mit 4,81 Cent inklusive Steuern etwas darüber.

Bulgarische Unternehmen mussten mit 10,77 Cent mehr als das Doppelte zahlen, britische hingegen nur 3,51 Cent. Großbritannien gehört zu den wenigen Ländern, in denen es durchaus regen Wettbewerb auf dem Gasmarkt gibt. Bei Strom kommt die österreichische Industrie günstiger davon: Die Kilowattstunde kostet 12,14 Cent, im EU-Schnitt sind es 14,53 Cent brutto.

Links: