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Bischof prophezeit Teilung des Landes

Der katholische Bischof von Tripolis, Giovanni Martinelli, glaubt, dass die Hauptstadt des Landes zu einer Art Stadtstaat von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi mutieren wird. Das begründete er mit der militärischen Pattsituation auf beiden Seiten.

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Al-Gaddafi werde Tripolis nicht aufgeben und die Hauptstadt nicht verlassen. Umgekehrt dürfte es seinen Gegnern kaum gelingen, die Stadt einzunehmen, vermutete der Bischof in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Il Giornale“ (Sonntag-Ausgabe) laut dem katholischen Nachrichtendienst Kathpress. Daher sei eine Teilung des Landes wahrscheinlich.

„Er ist bereit, sein Blut zu vergießen“

Die Teilung könne etwa mit einer Abspaltung von Städten im Osten Libyens beginnen, so Martinelli. Es entspräche jedenfalls nicht dem Charakter und Profil Al-Gaddafis zu fliehen, ist der Bischof überzeugt. Al-Gaddafi werde vermutlich in Tripolis bleiben, sich verschanzen und seine Anhänger gnadenlos auf seine Gegner hetzen. „Er fühlt sich als Vater dieser Nation. Und er ist bereit, für sein Land sein Blut zu vergießen“, meinte der aus Verona stammende Franziskanerbischof.

„Oder man müsste Tripolis bombardieren“

Das Regime setze sich mit allen Mitteln zur Wehr und gehe gnadenlos in Zonen vor, wo es Aufständische vermute, schilderte der Norditaliener. Für die Aufständischen dürfte es umgekehrt schwierig sein, auf Tripolis zu marschieren und die Hauptstadt zu erobern, so Martinelli.

„Tripolis ist gut geschützt und wird verteidigt. Daher würde man ein Blutbad riskieren“, meinte Martinelli. Es brauchte Tausende Soldaten und Mittel, die die Aufständischen seiner Ansicht nach nicht besäßen. „Oder man müsste Tripolis bombardieren. Aber wer kann und würde es bombardieren? Die Rebellen haben dazu nicht die Möglichkeit.“

Bischof beklagt Desinformation

Über die Lage in Libyen gebe es derzeit viel Desinformation, hob der Bischof hervor. So habe es ein Gerücht gegeben, wonach auch seine Kathedrale in Tripolis bombardiert worden sei. Das sei definitiv falsch. Derartige Nachrichten, die von ausländischen Medien verbreitet würden, seien schädlich, weil sie unnötig Angst und Panik auslösten.

Martinelli selbst will wie nahezu alle katholischen Priester und Ordensfrauen weiterhin in Libyen bleiben. Nur eine alte italienische Ordensschwester sei in den vergangenen Tagen in die Heimat geflogen, sagte er gegenüber der Zeitung.

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