Festung Tripolis
Gegner des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi haben jetzt auch Misrata, die drittgrößte Stadt des Landes, unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Angaben der Opposition soll damit der gesamte Osten des Landes befreit sein. Al-Gaddafi bleibt damit im Wesentlichen nur noch die Hauptstadt Tripolis.
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Regierungstreue Truppen und Milizen hätten Misrata verlassen, bestätigte auch ein Einwohner am Sonntag gegenüber dem arabischen Fernsehsender al-Jazeera. Am Stadtrand gebe es noch vereinzelt Gefechte. Die 250.000-Einwohner-Stadt ist für das Land sowohl wegen ihres Hafens als auch der dort angesiedelten Industrie und der universitären Einrichtungen von großer Bedeutung.
Reuters/Ahmed Jadallah
Gefällte Palmen dienen den Demonstranten als Barrikaden.
Terror gegen Stadtbevölkerung hält an
Staatschef Al-Gaddafi hat sich inzwischen in der Hauptstadt Tripolis im Stadtteil Bab al-Asisija verschanzt. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Gegend seien beispiellos, berichtete die arabische Tageszeitung „Asharq al-Awsat“. Augenzeugen geben an, dass loyale Milizen den Zugang zum Stadtteil kontrollierten. Weiterhin terrorisieren marodierende Banden von Al-Gaddafi-Anhängern vor allem die Bevölkerung der ärmeren Viertel, die sich auch gegen den Diktator gestellt hat - Video dazu in iptv.ORF.at.
Trotz aller gegenteiligen Propagandaparolen ist offenbar auch Al-Gaddafi klar, dass sein Einflussbereich auf die Stadtgrenzen von Tripolis begrenzt ist. Westlich der Hauptstadt ist nur noch die Stadt Sawija von strategischer Bedeutung. Diese Stadt haben Al-Gaddafis Einheiten allem Anschein nach zwar noch nicht aufgegeben, die Aufständischen dürften jedoch die Oberhand behalten.
Reuters/Suhaib Salem
Ein als Al-Gaddafi verkleideter Mann macht sich über den Machthaber lustig.
Verteidigungsring um Tripolis aufgezogen
Bereits seit Tagen gibt es Versuche der Opposition, Kräfte für einen „Marsch auf Tripolis“ zu sammeln und auch die Hauptstadt zu befreien. Das blieb vorerst ein aussichtsloses Unterfangen. Laut Angaben der Aufständischen hat Al-Gaddafi alle Einfallsrouten in die Stadt mit einem Großaufgebot seiner - zum Unterschied von der restlichen Armee - bestens ausgestatteten und geschulten Elitetruppen gesichert. Ihre Zahl wird auf 3.000 Mann geschätzt.
Dazu kommt noch eine unbestimmte Zahl von Söldnern, die Al-Gaddafis Regime offenbar seit Beginn der Proteste Mitte Februar vermehrt ins Land geholt hat. Zudem sind die Arsenale in Tripolis zum Bersten voll. Die Aufständischen haben dem militärisch kaum etwas entgegenzusetzen. Hoffnungen machen ihnen allerdings Berichte, wonach Al-Gaddafi die Kommandostrukturen nach und nach wegbröckeln.
Reuters/Suhaib Salem
In Bengasi sitzen Kinder auf dem Mündungsrohr eines Panzers.
Berichte über Dutzende Tote in Tripolis
Bereits die Hälfte der Offiziere habe die Geheimdienste und Militärkomitees verlassen, berichtete „Asharq al-Awsat“ am Sonntag unter Berufung auf einen Mitarbeiter der libyschen Sicherheitskräfte. Demnach kontrollieren regimetreue Einheiten und Milizen nur noch knapp die Hälfte der Millionenmetropole. Allein in der Nacht auf Sonntag sollen sie in einem Stadtviertel 25 Zivilisten umgebracht haben.
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