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Die Blockbuster im Kinoherbst

Auf den blockbusterlastigen Kinosommer folgt traditionell ein cineastisch vielfältiger Herbst. Zwar schwappt Hollywoods Sequel- und Remake-Manie mit „Ben Hur“ oder „Findet Dorie“ auch in die kühleren Monate über, doch kann man sich zeitgleich auch schon auf vielversprechende Oscar-Vorboten und Festivalperlen freuen. Und auch das heimische Kino zeigt sich von seiner beeindruckenden Bandbreite.

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Für den Start in den Herbst zeigte sich Hollywood nostalgisch und brachte gleich zwei Klassikerneuverfilmungen auf die Leinwände: „Ben Hur“ und „Die glorreichen Sieben“. Literarische Inspirationsquellen nehmen sich dagegen Tim Burton mit „Die Insel der besonderen Kinder“ (ab 7. Oktober), Ron Howard mit der neuesten Dan-Brown-Verfilmung „Inferno“ (ab 14. Oktober) und Tate Taylor mit dem Krimi „The Girl on the Train“ (ab 27. Oktober) vor, der sich in puncto Überraschungseffekten als neuer „Gone Girl“-Erfolg ankündigt. Die Gruselsparte ist von Fortsetzungen geprägt, angeführt von „Blair Witch“ (7. Oktober), dem lange geheim gehaltenen Sequel des 90er-Jahre-Horrorklassikers.

Szene aus dem Film "Ben Hur"

Paramount Pictures and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.

Aufpolierte Streitwägen: „Ben Hur“ ist zurück

Ein Spin-off für die „Star Wars“-Saga

Programmierte Blockbuster sind jene Filme, die an bereits erfolgreiche Kinouniversen andocken: „Sherlock“-Star Benedict Cumberbatch bereichert die Marvel-Helden-Welt als „Doctor Strange“ (ab 27. Oktober), „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling siedelt den Fantasyfilm „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (18. November) in ihrer weltweit geliebten Magierwelt an und die „Star Wars“-Saga erhält nach dem Relaunch im Vorjahr mit „Rogue One: A Star Wars Story“ (ab 15. Dezember) ihren ersten Spin-off.

Ein Comeback feiert auch Renee Zellweger: Sie kehrt nach zwölf Jahren Pause als nunmehr über 40-jährige Single-Frau in „Bridget Jones’ Baby“ (ab 20. Oktober) zurück, Mila Kunis und Kristen Bell schöpfen als „Bad Moms“ (seit 22. September) möglicherweise auch aus eigener Erfahrung und die Alleskönnerin Meryl Streep tut als Möchtegernoperndiva „Florence Foster Jenkins“ (ab 25. November) so, als könne sie keinen Ton halten.

Die erste südpazifische Animationsheldin aus dem Hause Disney bereichert das vorweihnachtliche Kino in „Vaiana“ (ab 24. November), während Pixar 13 Jahre nach Nemo auf „Findet Dorie“ (ab 29. September) setzt und die Macher von „Minions“ und „Pets“ für „Sing“ (ab 8. Dezember) so prominente Stimmen wie Matthew McConaughey und Reese Witherspoon verpflichtet haben.

Szene aus "Vaiana"

Disney

Neu von Disney: Comicmädchen Vaiana will mit Halbgott Maui ihre Heimat retten

Erste Oscar-Kandidaten entdeckt

Während die beiden bereits Oscars zu Hause stehen haben, bringen sich prominente Kollegen im Herbst in Award-Stellung. Hohe Chancen werden stets Darstellern realer Personen eingerechnet: Joseph Gordon-Levitt verkörpert in „Snowden“ für Oliver Stone den Whistleblower Edward Snowden (seit 23. September), Tom Hanks schlüpft für Altmeister Clint Eastwood in „Sully“ (ab 2. Dezember) in die Rolle des US-Piloten Chesley Sullenberger, der im Jahr 2009 einen Airbus A320 im New Yorker Hudson River notlanden musste.

Eastwood-Spross Scott ist neben Ben Affleck in dessen Prohibitionsdrama „Live by Night“ (ab 7. Oktober) zu sehen und Designer und Regisseur Tom Ford versammelt für den Thriller „Nocturnal Animals“ (22. Dezember) große Kaliber von Jake Gyllenhaal über Amy Adams bis Michael Shannon. Und während Woody Allen mit unter anderen Kristen Stewart und Jesse Eisenberg ins melancholisch-romantische „Cafe Society“ (ab 11. November) entführt, verlieben sich zwei weitere Jungstars im Scifi-Film „Passengers“ (6. Jänner): Jennifer Lawrence und Chris Pratt.

Dramen und eine Musical-Hommage

Seit seinem Triumph in Sundance Anfang des Jahres bereits als Oscar-Fixstarter gilt das Sklavendrama „Birth of a Nation“ (20. Jänner) von Nat Turner, dem weitere Festivaljuwelen im Kinoprogramm vorangestellt werden.

Da kann man sich auf so unterschiedliche Arthouse- und Indie-Schätze einstellen wie das Liebesdrama „The Light Between Oceans“ (seit 9. September) mit Michael Fassbender und Alicia Vikander, das viel diskutierte deutsche Abtreibungsdrama „24 Wochen“ (seit 23. September), Mia Hansen-Loves Frauenporträt „Alles was kommt“ (ab 4. November) oder Damien Chazelles Hommage an alte Hollywood-Musicals, „La La Land“ (ab 16. Dezember) mit Ryan Gosling und Emma Stone.

Szene aus "La La Land"

2016 STUDIOCANAL GmbH

„La La Land“ eröffnete die Festspiele von Venedig und gilt als Oscar-Kandidat

Und auf einen Hochkaräter müssen ausnahmsweise die Amerikaner mal länger warten: Die bereits 2014 abgedrehte, oft verschobene Romanverfilmung „Tulpenfieber“ mit Österreichs Oscar-Preisträger Christoph Waltz läuft hierzulande am Vorweihnachtstag an.

Österreichische Produktionen als Festivalerfolge

Einsätze bei A-Festivals von Cannes über Venedig bis Berlin, Locarno und Moskau haben viele der ab September anlaufenden österreichischen Filme im Rücken, darunter Ruth Beckermanns Kammerspiel „Die Geträumten“ (ab 16. Dezember), Nikolaus Geyrhalters Doku „Homo Sapiens“ (ab 3. November), Jakob M. Erwas schwules Coming-of-Age-Drama „Die Mitte der Welt“ oder „Mister Universo“ (beide ab 11. November), dem bereits vierten aus dem Zirkusmilieu gegriffenen Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel.

Den Sprung aus engen Kellern in weite Savannen macht Ulrich Seidl mit seiner in Venedig uraufgeführten Doku „Safari“ (seit 16. September) über Jagdtouristen.

Lederhosenzombies in Horrorsatire

Genrefans kommen beim heimischen Thriller „Mein Fleisch und Blut“ (ab 30. September) mit Ursula Strauss und Dominik Hartls langersehnter Horrorsatire „Angriff der Lederhosenzombies“ (Dezember) auf ihre Kosten, während Marie Kreutzer dem Yuppie John aus „Gruber geht“ nun in der Komödie „Was hat uns bloß so ruiniert?“ (seit 23. September) eine Horde Bobos nachfolgen lässt.

Szene aus dem Film "Was hat uns bloß so ruiniert"

Juhani Zebra/Thimfilm

Ein Film für Eltern: „Was hat uns bloß so ruiniert“

Genregrenzen sprengt Virgil Widrich, der in seinem ersten Langfilm seit 16 Jahren, „Die Nacht der 1.000 Stunden“ (ab 18. November), Zeitreise, romantische Komödie und Mystery-Thriller vermischt. Den Bogen zu Hollywood schlägt Stefan Ruzowitzky, dessen Wiener Actionthriller „Die Hölle“ mit unter anderen Tobias Moretti für Jänner erwartet wird.

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