Europäer versprechen Millionen
Im Kampf gegen die Islamistengruppe Boko Haram wollen Nigeria und die anderen betroffenen Staaten künftig nicht nur auf das Militär setzen. Notwendig sei ein „globaler Ansatz“ zur Entwicklung der Region rund um den Tschad-See, um die Ursachen der blutige Rebellion zu beseitigen, heißt es in der Abschlusserklärung eines Anti-Boko-Haram-Gipfels, der am Wochenende in Abuja abgehalten wurde.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der Einsatz einer multinationalen Truppe gegen die Islamistenmiliz lässt trotz Millionenhilfe des Westens weiter auf sich warten. Europa setzt Hoffnung in den neuen nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari, effizienter gegen die Organisation vorzugehen als sein Vorgänger Goodluck Jonathan. Buhari sagte auf dem Gipfel, für die Entwicklung der Region fehle fast eine Milliarde Euro.
Als einziger nicht afrikanischer Staatschef nahm der französische Präsident Francois Hollande an dem Treffen am Samstag in der nigerianischen Hauptstadt teil. Die Fortschritte gegen die Islamisten nannte Hollande „beeindruckend“. Boko Haram sei „geschwächt und zum Rückzug gezwungen“ worden, sagte er. „Dennoch bleibt diese terroristische Gruppe eine Bedrohung.“ In den vergangenen zwölf Monaten war die Islamistengruppe von der nigerianischen Armee und den Streitkräften der Nachbarländer deutlich zurückgedrängt worden.
Informationsaustausch soll verbessert werden
Großbritannien sagte Nigeria für den Anti-Terror-Kampf finanzielle Unterstützung von knapp 40 Millionen Pfund (51 Mio. Euro) in den kommenden vier Jahren zu. Damit sollen auch etwa 1.000 Soldaten für den Einsatz im Krisengebiet ausgebildet werden, wie Außenminister Philip Hammond bereits im Vorfeld des Gipfels angekündigt hatte.
Frankreich stehe den betroffenen Staaten mit nachrichtendienstlichen Informationen, Ausbildung und Ausrüstung zur Seite, sagte Hollande. Es sei die Solidarität zwischen den Staaten, die die sichtbaren Erfolge möglich gemacht hätte.

APA/AFP/Stephane de Sakutin
Hollande war der einzige europäische Staatschef bei der Konferenz
Bei dem Spitzentreffen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, an dem neben Vertretern von EU und USA die Staatschefs der Nachbarländer Niger, Tschad und Kamerun sowie Benins, Senegals und Togos teilnahmen, ging es vorrangig um eine verbesserte Zusammenarbeit. Die Teilnehmer betonten vor allem die Wichtigkeit von Informationsaustausch.
Hauptaugenmerk auf Wiederaufbau
Es war bereits der zweite Regionalgipfel nach einem Treffen in Paris vor zwei Jahren, bei dem es vorrangig um die Terrormiliz ging. Nigerias Präsident Buhari sagte, Boko Haram kontrolliere im Nordosten des Landes keine Regierungsbezirke mehr. Nun müsse das Augenmerk auf Wiederaufbau und Hilfe für die Vertriebenen liegen.
Boko Haram führt im Nordosten Nigerias einen blutigen Feldzug zur Errichtung eines islamischen Staats und bedroht zugleich mehrere afrikanische Länder. Seit 2009 töteten die radikalen Islamisten in Nigeria, Kamerun, Niger und dem Tschad mindestens 14.000 Menschen, etwa 2,7 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Besorgnis über Boko-Haram-Kooperation mit IS
Der UNO-Sicherheitsrat zeigte sich besorgt über die Aktivitäten der Terrorgruppe und deren Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nahost. Die Verbindungen von Boko Haram zum IS seien „alarmierend“, hieß es in einer in New York verbreiteten Erklärung des höchsten UNO-Gremiums, die im Vorfeld des Gipfels in Nigeria verbreitet worden war.
Der Gipfel müsse dazu beitragen, eine „umfassende Strategie“ zu entwickeln, wie mit der Krise umzugehen sei. Das betreffe „Regierungs-, Sicherheits-, Entwicklungs- sowie sozioökonomische und humanitäre Dimensionen“, hieß es in der von den USA in den Sicherheitsrat eingebrachten Erklärung. Die Aktivitäten von Boko Haram würden „Frieden und Stabilität der Regionen West- und Zentralafrika weiter destabilisieren“.
An die Länder Kamerun, Niger und Tschad erging die Aufforderung, Boko Haram in einer regionalen multinationalen Militärkooperation weiter gemeinsam zu bekämpfen. Boko Haram selbst wurde aufgefordert, „unverzüglich“ jedwede Gewalt und Verstöße gegen die Menschenrechte zu stoppen.
Boko Haram angeblich in Libyen aktiv
Neben Nigeria ist Boko Haram auch in anderen Staaten Westafrikas aktiv. Und nicht nur das: Laut US-Vizeaußenminister Anthony Blinken gibt es Berichte darüber, dass die Gruppe in Kämpfe in Libyen verwickelt gewesen sei.
Blinken berief sich auf Überwachungsflüge von US-Drohnen, die von Kamerun aus geführt wurden. Boko Haram hatte im März 2015 dem IS die Treue geschworen und bezeichnet sich selbst seitdem als Islamischer Staat in der Provinz Westafrika. Es ist aber offen, ob Boko Haram praktische Unterstützung von der IS-Miliz erhalten hat.
Link: