Für kleine Forscher und fliegende Piraten
Bunt, spannend und lehrreich – der Büchergabentisch biegt sich förmlich unter den vielen tollen Neuerscheinungen für junge Leseratten. Dabei beweisen die vorgestellten Werke einmal mehr, dass der Kinderbuchsektor längst im Bereich der ernstzunehmenden Literatur angekommen ist.
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Zum Fürchten schön
Monster und andere furchteinflößende Gestalten spielen bei Kindern eine große Rolle, egal ob sich diese unterm Bett oder im Zahnputzbecher verstecken. Der Klagenfurter Robert Gösch zeichnet nacheinander gleich ein ganzes Dutzend dieser schauerlichen Figuren in sein in festem Karton gebundenes Bilderbuch. Darin treiben die Untiere mit mehreren Köpfen, spitzen Zähnen und wilden Frisuren allerlei Unfug und verlieren so ihren Schrecken. Denn wer hätte gedacht, dass Monster nicht nur gern Orangensaft mit Strohhalm trinken, sondern auch in der Nase bohren, Hut tragen und furzen können.
Robert Göschl: 12 Monsters. Luftschacht Verlag, 34 Seiten, 21,90 Euro, ab drei Jahren.
Mutiges Ende
Im Gasthaus beschwert sich ein Mann verärgert über ein Haar in seiner Suppe. Doch das grüne Haar ist eigentlich ein Gedanke, den der verliebte Koch unabsichtlich mit in das Süppchen gerührt hat. Überdies flattern von der ersten Seite an viele der Liebesgedanken durch die durchscheinend filigran gezeichneten Schwarz-Weiß-Illustrationen und vollbringen manch Wundersames bei den Menschen. Wem die Gedanken gelten, wird auf der letzten Seite aufgeklärt. Verena Hochleitner hat ihr Debüt als Autorin mit Ulrike Swoboda-Ostermann, die in Buch und Film als Radlerin durch die Kulisse saust, auch zu einem Animationsfilm (Vimeo) umgestaltet.
Verena Hochleitner: Der verliebte Koch. Luftschacht Verlag, 36 Seiten, 21,90 Euro, ab vier Jahren.

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Sorgen, die sich in Glück verwandeln
Ein Maulwurf macht sich Sorgen, niemals einen Freund zu finden. Also rollt er einen Schneeball, denn ein Schneeball vertreibt den Kummer. Dabei merkt er gar nicht, wie er einen Hasen, einen Fuchs, ein Wildschwein und noch einige andere Tiere in seinen immer größer werdenden Schneeball miteinrollt. Erst als ein Hilferuf aus dem inzwischen gigantischen Schneeball ertönt, horcht der kleine Maulwurf auf und erkennt, dass er seine Freunde nur noch ausgraben muss. Ein poetisches Bilderbuch über die Suche nach dem Glück und darüber, dass es einem manchmal buchstäblich vor die Füße fällt.
Sang-Keun Kim: Wenn du Sorgen hast, rolle einen Schneeball. Beltz & Gelberg, 40 Seiten, 13,40 Euro, ab vier Jahren.
Wenn der Glaube Berge versetzt
Selten kann von einem epischen Werk bei einem Kinderbuch gesprochen werden. Bei den kunstvollen Geschichten des chinesisch-französischen Meisterillustrators Chen Jianghong kommt man aber keinesfalls drum herum. Der kleine Sann beschließt, jene Berge zu versetzen, die seine Mutter Tag für Tag erklimmen muss, um auf die fruchtbaren Felder zu gelangen. Sann macht sich daran, die Berge Stein für Stein abzutragen, und obwohl niemand an sein Vorhaben glaubt, führen ihn seine Beharrlichkeit und der Glaube an sich selbst schließlich zum Ziel. Wunderbar, fantastisch, einfach empfehlenswert.
Chen Jianghong: Ich werde Berge versetzen! Moritz, 48 Seiten, 17,30 Euro, ab vier Jahren.
Ein Affe lernt Manieren
Max ist ein klobiger Gorilla, dem man vieles zutraut, aber nicht, dass er gerne schmust. Das ist schon einmal die erste Botschaft dieses heimlich schlauen Bilderbuchs für Leser zwischen drei und fünf: Lasst euch von Äußerlichkeiten nicht täuschen. Der in Großbuchstaben gedruckte Text und die flächigen Illustrationen (beides von Martin Baltscheit) greifen wunderbar ineinander, wenn sie nun davon erzählen, dass auch Zuneigungsbezeugungen zu viel des Guten sein können. Denn Max fragt nicht, bevor er das Krokodil, die Schlange oder gar den Schmetterling küsst. Und hier kommt die zweite, unaufdringliche Botschaft: Wenn einer dich umarmen, streicheln, küssen will, sollte er besser sichergehen, dass du das auch willst. So wie die Gorilladame, die Max’ stürmische Art am Ende nur allzu gern erwidert.
Martin Baltscheit: Max will immer küssen! Beltz & Gelberg, 40 Seiten, 14,40 Euro, ab vier Jahren.
Forschen, bis die Köpfe glühen
Nach „Forschen, Bauen, Staunen von A bis Z“, haben sich die Autorinnen Anke M. Leitzgen und Gesine Grotrian alias tinkerbrain ein weiteres tolles Experimentierbuch rund um Natur, Nahrung, Technik, Körper und Kunst ausgedacht. Mit spannenden Themen und anschaulichen Fotos wird hier die Lust am Forschen geweckt. So erfährt man zum Beispiel, wie man durch „Zauberei“ Muscheln in einem Wasserglas verschwinden lassen kann, wie aus einem Ei ein Dampfschiff wird und wie der titelgebende Regenwurm atmet. Ein Buch, das garantiert keine Langeweile aufkommen lässt.
Tinkerbrain: Wie atmen Regenwürmer? Beltz & Gelberg, 160 Seiten, 15,40 Euro, ab fünf Jahren.
Schluss mit der zweiten Geige
Sofie ist das jüngste von drei Geschwistern und eine begabte Blockflötistin. Da sie trotzdem immer nur die Miniblockflöte spielen darf, wirft sie eines Tages ihre Flöte wütend in den Bach. Als sie am Füchsliberg dem Alphornbläser Alois zuhört, ist sie begeistert und will es auch probieren. Obwohl Sofie nach Leibeskräften bläst, entlockt sie dem Instrument nur ein leises kratziges Piepsen ... doch sie hat eine Idee! Die kleine Heldin greift nach überraschenden Mitteln, um ihr Ziel zu erreichen und erlebt am Ende selbst eine Überraschung.
Hans Traxler: Sofie mit dem großen Horn. Hanser Verlag, 32 Seiten, 16,40 Euro, ab fünf Jahren.

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Die Habseligkeiten des Herrn Sauermann
Der dicke Herr Sauermann findet eines Morgens seine falschen Zähne nicht und beginnt, all seine wunderlichen Habseligkeiten zu durchwühlen. Diese reichen von einer unreifen Banane, einem Sheriffstern und Lippenpomade bis hin zu einem Pudel mit Nudel, einer Ameisenfarm und den Enten Puff, Knall und Peng. Da er trotz intensiver Suche seine Zähne nicht findet, bittet er seine drei Schwestern um Rat. Der Schutzumschlag lässt sich in ein großes Poster verwandeln.
Jon Nichols, Tucker Nichols: Herr Sauermann sucht seine Zähne. Diogenes Verlag, 48 Seiten, 20,60 Euro, ab fünf Jahren.
Vom Bock zum König
Ludwig ist ein ganz normaler Schafbock, bis eines windigen Tages eine blaue Krone auf seinem Kopf landet. So wird aus dem gewöhnlichen Tier plötzlich ein König. Nach und nach wird aus dem gemütlich grasenden Schaf ein despotischer Herrscher. Denn als echter König braucht Ludwig nicht nur ein größeres Bett als seine Untertanen, sondern es dürfen auch nur noch die schönsten Schafe in seiner Nähe grasen. Er veranstaltet Großwildjagden, prunkvolle Konzerte und hält große Reden vor dem Volk. Das übertriebene Gehabe des Königs lässt die Herde jedoch unbeeindruckt. Eine wunderbar erzählte und witzig illustrierte Sonnenkönigfantasie.
Olivier Tallec: Ludwig I. König der Schafe. NordSüd Verlag, 40 Seiten, 15,50 Euro, ab fünf Jahren.
Sisi für Kinder entdeckt
Nora Rath-Hodann taucht gemeinsam mit ihrer Tochter Julie in das sagenumwobene Leben der Kaiserin Elisabeth ein. Die stimmungsvolle Geschichte räumt kindgerecht mit dem verklärten Sisi-Mythos auf und macht den Blick frei auf eine interessante Frau, die mit den damals herrschenden Konventionen zu brechen versuchte. Die fantastisch schönen Illustrationen von Anemone Kloos sowie die angefügten Sticker, inklusive eines originalen Kosmetikrezepts der Kaiserin Elisabeth, machen dieses kleine Buch zu einem großen Hingucker.
Nora Rath-Hodann: Sisi - erzählt für Kinder, JGIM Verlag, 56 Seiten, 15,90 Euro, ab fünf Jahren.
Auf Abenteuerfahrt mit Käpt’n Pillow
Wer in Susanne Glanzners „Anna Apfelkuchen“ gerne mit Käpt‘n Pillows fliegendem Piratenschiff „Pusteblume“ auf Abenteuerfahrt gegangen wäre, wird mit diesem Buch belohnt. Zusammen mit seinen Freunden bereist Käpt’n Pillow die ganze Welt und erlebt dabei die unglaublichsten Abenteuer. So begegnet er dem Baron von Münchhausen, der, wie man weiß, selbst fantastische Geschichten zu erzählen hat, trinkt mit der Königin von England eine gepflegte Tasse Tee, während seinem Schiff Kontaktlinsen gegen Kurzsichtigkeit angepasst werden, und schaut bei Hugo Holles Wolkenfabrik vorbei. Ein spannendes und lustiges Vorleseabenteuer.
Susanne Glanzner: Käpt’n Pillow, Geschichten vom fliegenden Piratenschiff. Thienemann, 192 Seiten, 15,50 Euro, ab fünf Jahren.
Große wissen nicht immer alles besser
Die fein pointierte Geschichte des syrisch-deutschen Schriftstellers Rafik Schami ist zwar keine Neuerscheinung, wegen seines Inhalts aber nach wie vor höchst aktuell. Ein kleines Mädchen wundert sich sehr über seinen Papa. Der ist eigentlich groß, stark, klug und tapfer. Doch so klug und tapfer scheint er auch wieder nicht zu sein, denn Papa hat Angst vor Fremden. Keine Frage, dass das Mädchen hier etwas tun muss, denn schließlich ist ihre beste Freundin aus Tansania. Also entspinnt das Mädchen einen schlauen Plan, um Papa Augen und Herz zu öffnen. Ein äußerst kluges Buch, das die ernsten Themen Fremdenangst, Rassismus und Vorurteile kindgerecht angeht.
Rafik Schami: Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm. Carl Hanser Verlag, 32 Seiten, 15,40 Euro, ab fünf Jahren.

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Liebe kann auch wehtun
Bruno staunt nicht schlecht, als er plötzlich drei kleine Bäumchen als neue Mitbewohner hat. Doch Bruno weiß, dass Bäume nicht in Häuser gehören, und so pflanzt er sie auf einer große Wiese. Und auch sonst meint Bruno zu wissen, was seine Schützlinge alles brauchen, bis die Bäumchen eines Tages traurig die Äste hängen lassen und alle Blätter verlieren. Hat Bruno tatsächlich alles richtig gemacht? Ein fantasievolles Bilderbuch mit einer schönen und lehrreichen Geschichte zum Immer-wieder-Vorlesen.
Maria Theresia Rössler: Drei Bäume für Bruno. Jungbrunnen, 32 Seiten, 14,95 Euro, ab fünf Jahren.
Fantasievolle Gutenachtgeschichten
Wenn Christine Nöstlinger, Otfried Preußler, Leo Tolstoi, Erich Kästner, Mirjam Pressler und viele andere namhafte Autoren Gutenachtgeschichten erzählen, dann mag man eigentlich fast nicht mehr ans Einschlafen denken. Geschichten von feiernden Kuscheltieren, Vampirnächten im Ponystall, Rutschgespenstern und vom Ungeheuer von Penn-Schnarch werden hier erzählt, untermalt von stimmungsvollen Illustrationen von Sven Leberer. Auf eine Weise, wie es wohl nur Kinderbuchautoren vermögen, wird dabei auf die Themen „nicht einschlafen können“ und „Angst vor der Dunkelheit“ eingegangen.
Christine Nöstlinger, Otfried Preußler, Leo Tolstoi u. a.: Von Traumfeen, Mondreisen und 687 Schäfchen. Die schönsten Gutenacht-Geschichten. Esslinger, 112 Seiten, 17,50 Euro, ab fünf Jahren.
Ein Buch erzählt über sich selbst
Ein raffiniertes Büchlein für Erstleser präsentiert sich unter dem Titel „Das Buch über uns“. Hier leben ein Elefant und ein Schwein in trauter Zweisamkeit, bis sich ein dritter dazugesellt: das lesende Kind. Es entspinnt sich ein witziger Dialog, der Kinder dazu animiert, das ganze Buch noch einmal zu lesen und dann gleich noch einmal!
Mo Willems: Das Buch über uns. Klett Kinderbuch, 64 Seiten, 9,95 Euro, ab sechs Jahren.
Ein Zebra auf Mary Poppins’ Spuren
Eine süße, schräge Geschichte mit viel Tiefgang ist Markus Orths mit diesem Büchlein gelungen. Orths erzählt vom Leben der kleinen Hanna, die mit ihren Papas gerade in eine neue Gegend gezogen ist. Eines Morgens liegt unter Hannas Hochbett ein Zebra. Bräuninger, wie sich das Zebra vorstellt, kann nicht nur sprechen, sondern auch ziemlich gut klettern, liebt Süßes und ist ein toller Zuhörer. Ehrensache, dass Bräuninger Hanna auch in die Schule begleitet, denn dort hat sie als Neue und obendrein als „adoptioniertes“ Kind von „homosensationellen“ Eltern ohnehin keinen leichten Stand, was sich mit einem Zebra als bestem Freund aber ganz schnell ändert.
Markus Orths: Das Zebra unterm Bett. Moritz, 72 Seiten, 10,30 Euro, ab sechs Jahren.
Ein Buch, so gut wie ein Stück Kuchen
Ein Bub, eine Frau, ein Kaffeehaus samt griesgrämigem Besitzer und ein Kuchen – das sind die Ingredienzen eines der bezauberndsten Kinderbücher in diesem Jahr: Nachdem Elke und der kleine Kasimir im wahrsten Sinne des Wortes übereinander gestolpert sind, verbringen sie fortan jeden Morgen im Kaffeehaus des stets mürrischen Uwe, um gemeinsam bei einem Stück von Elkes Zupfkuchen den Tag zu beginnen. Kasimirs Geselligkeit wirkt ansteckend, und das bis dahin schlecht besuchte Kaffeehaus füllt sich mit immer mehr Gästen. So entsteht ein bunter Mikrokosmos aus menschlichen Alltagsfreuden und -sorgen mit Kasimir und Elke samt Kuchen als Mittelpunkt.
Christian Duda: Elke: Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen. Beltz & Gelberg, 160 Seiten, 13,40 Euro, ab sechs Jahren.

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Familie mit Vogel auf Herbergssuche
Auf Herbergssuche kurz vor Weihnachten muss sich Luca mit seiner hochschwangeren Mutter, seiner aufgedrehten Schwester und einem frommen Papagei begeben, als ein Wohnungsbrand ihr Heim in Schutt und Asche legt. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Familie und Freunde stehen so kurz vor den Feiertagen vor dem weihnachtlichen Kollaps und haben weder Platz noch Nerv für zusätzliche Mitbewohner. Wie gut, dass Luca sich da auf seine syrischen Freunde Ibi und Mayla verlassen kann, die zwar selbst kein Weihnachten feiern, aber trotzdem für ein ganz ordentliches Weihnachtswunder sorgen.
Ilona Einwohlt: Advent, Advent, die Bude brennt. Klett Kinderbuch, 128 Seiten, 13,40 Euro, ab sechs Jahren.
Kommissar Gordon ermittelt wieder
Kommissar Gordon und seine Assistentin Buffy stehen bei ihrem neuesten Fall vor einem Rätsel: Die Tiere des Waldes sind allesamt bedrückt und schlecht gelaunt. Es scheint, dass einer aus ihrer Mitte gemeine Dinge über andere erzählt. Bald kommen die beiden Waldpolizisten dahinter, wer für die schlechte Laune im Wald verantwortlich ist und dass manches oft anders ist, als es im ersten Moment scheint. Eine herzige Geschichte mit lehrreichem Inhalt.
Ulf Nilsson: Kommissar Gordon - Der letzte Fall? Moritz, 128 Seiten, 12,30 Euro, ab sieben Jahren.
Beim Lesen warm anziehen!
William Grill erzählt und illustriert die waghalsige Entdeckungsfahrt von Ernest Shackleton zur Erforschung der Antarktis. Zu Beginn stellt der Autor alle Expeditionsteilnehmer inklusive blinden Passagiers, das Schiff, die Ausrüstung sowie die 69 Hunde an Bord vor. Er beschreibt die lange Reise bis zum Untergang des Schiffes im Packeis und die vielen Gefahren, die die Mannschaft danach zu bestehen hatte. Grill erzählt keine romantische Abenteuergeschichte, sondern schafft es mit einprägsamen Stil und detailgetreuen Illustrationen, der berühmten Expedition neues Leben einzuhauchen. Fachbegriffe werden im Glossar erläutert.
William Grill: Shackletons Reise. NordSüd Verlag, 80 Seiten, 20,60 Euro, ab sieben Jahren.
Neues vom kleinen Vampir
Seit 1979 schreibt Angela Sommer-Bodenburg an ihrer Jugendromanreihe über den kleinen Vampir Rüdiger und seinen menschlichen Freund Anton. Mittlerweile lesen Eltern ihren Kindern die Bücher vor, die sie in ihrer eigenen Jugend liebten. Der heuer erschienene Band 22, „Der kleine Vampir und die Frage aller Fragen“, ist allerdings eher eine Fußnote im „Kleiner Vampir“-Universum. So schön die Hardcover-Aufmachung im Silberumschlag ist: Der Erzählstil ist weitschweifig und bringt erwachsene Vorleser in Versuchung, ganze Seiten zu überfliegen. Worum es geht? Antons Eltern haben sich getrennt, und Anton überlegt ein ganzes Buch lang, selbst Vampir zu werden und bei seinen Freunden auf dem Friedhof einzuziehen. Fazit: Lieber bei Band eins beginnen – und das wirklich! – denn der ist richtig spannend.
Angela Sommer-Bodenburg: Der kleine Vampir und die Frage aller Fragen. Rowohlt Verlag, 231 Seiten, gebundene Ausgabe 12,40 Euro, ab acht Jahren.
Die fünf Weltreligionen unter der Lupe
Die deutsche Autorin Jane Baer-Krause nähert sich dem Thema Religion auf eine besonders erfrischende Weise. Zusammen mit Religionsexperten antwortet sie auf die Fragen von Kindern zu den fünf Weltreligionen. Neben vielen interessanten Allgemeininformationen sind es vor allem die kuriosen Fragen, wie nur Kinder sie stellen können, die das Buch so besonders machen. So erfährt man unter anderem auch, warum Buddha so dick war, warum Kirchtürme so hoch sind und warum sich Hindus einmal im Jahr mit Farbe bewerfen. Besonders aufgewertet wird das Buch mit den wie immer eindrucksvollen Fotografien von Jan von Holleben.
Jane Baer-Krause: Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Gabriel, 184 Seiten, 17,50 Euro, ab acht Jahren.
Der liebe Minotaurus
Das Pinselohrschwein Siena kann mit seinen Lauschern Abenteuer malen und dann in sie hineinreisen. Als ihr Freund, der gelehrte und bücherversessene Künstler Herr Zinober, ihr vom Minotaurus erzählt, malt sich Siena in die Welt des griechischen Altertums und erlebt gemeinsam mit der Fledermaus Nero so manches lehrreiche Abenteuer. Am Ende steht die Erkenntnis, dass man auf Gerede und Gerüchte nicht viel geben sollte. Wenn sogar der Minotaurus ein ganz ein lieber ist ...
Markus Niederschick, Michael Schefts und Christina Denham: Siena. Das Labyrinth des Minotaurus. MTM Verlag, 44 Seiten, 17,90 Euro, ab acht Jahren.

ORF.at/Thomas Hangweyrer
Roadmovie für die Kleinen
Wenn sich der elfjährige Carlo etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es durch. Das hat er von seinem Papa, und um den geht es schließlich. Denn Carlos Papa ist weg. Seit fünf Monaten, zwei Wochen und sechs Tagen wartet Carlo nun darauf, dass sein italienischer Papa ihn besuchen kommt. Als ihm das Warten zu bunt wird, macht sich Carlo allein auf den Weg von Bochum nach Palermo. Auf seiner Reise per Nachtzug, Taxi, Traktor und Fähre begegnen ihm freundliche und weniger freundliche Menschen, bis er endlich vor der Tür seines Vaters steht. Von Oliver Scherz’ Geschichten kann man einfach nicht genug kriegen.
Oliver Scherz: Keiner hält Don Carlo auf. Thienemann, 112 Seiten, 10,30 Euro, ab acht Jahren.
Ein Hase ermittelt
In einer Welt, in der Menschen und Hasen eine friedliche Koexistenz führen, fristet der Feldhase Dole Kreuther das schwierige Leben eines auftragslosen Privatdetektivs. Vom Vermieter mit Rausschmiss bedroht, kommt ihm der Fall rund um die Entführung eines Zauberers gerade recht. Doch plötzlich findet sich der Ermittler mit den langen Löffeln in einem verwirrenden Spiel aus Geld, Macht und Intrigen wieder. Wie gut, dass Dole über gleich vier glückbringende Hasenpfoten verfügt! Eine spannende Detektivgeschichte für junge Spürnasen.
Andreas Hartmann: Auf die harte Tour. Obelisk, 156 Seiten, 9,99 Euro, ab acht Jahren.
Neues aus dem Elfenwald
Wieland Freund legt das zweite Abenteuer seiner Elfen Jannis und Motte sowie ihrem lila Freund Wendel vor, das seinem Vorgänger an Spaß und Spannung um nichts nachsteht. Nach ihrem Sieg über den bösen Zauberer Hollunder, stehen die drei Freunde abermals vor einer großen Herausforderung: Die Moosleute stehen unter einem bösen Bann, der sie zwingt, bis zur totalen Erschöpfung zu arbeiten. Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, brauchen die Abenteurer diesmal dringend Hilfe aus der Geisterwelt.
Wieland Freund: Träum niemals von der Wilden Jagd! Beltz & Gelberg, 232 Seiten, 15,40 Euro, ab neun Jahren.
Die Geschichte der Menschheit im Großformat
Auf eine Reise durch die Menschheitsgeschichte nehmen Yvan Pommaux und Christophe Ylla-Somers ihre jungen Leser mit. Quer durch alle Kontinente und Kulturen wird hier mit wundervollen Illustrationen sowie kurzen und verständlichen Texten unser Werdegang dargestellt. Von der Entstehung der Erde über die ersten Besiedelungen des Menschen bis hin zum industriellen Zeitalter spannt sich der Bogen dieses prächtigen Geschichtsbandes. Ein tolles Sachbuch, das besonders gut veranschaulicht, dass Menschen, wie verschieden sie auch sein mögen, durch ihre gemeinsame Geschichte zu einem verbindenden „Wir“ werden.
Yvan Pommaux , Christophe Ylla-Somers: Wir und unsere Geschichte. Moritz, 26,80 Euro, ab neun Jahren.
Nachts im Museum
Die elfjährige Ophelia glaubt nicht an Magie und Zauberei. Das ändert sich schlagartig, als sie sich in einem seltsamen Museum in einer ewig verschneiten Stadt wiederfindet. Durch das Schlüsselloch einer verborgenen Tür erblickt sie einen Buben, der von der bösen Schneekönigin vor vielen Jahrhunderten dort eingesperrt wurde. Ophelia bleiben nur drei Tage Zeit, den geheimnisvollen Gefangenen zu befreien und damit die Schneekönigin daran zu hindern, die ewige Winterzeit über die ganze Welt zu bringen. Ein magisches Abenteuer, das nicht viel Zeit zum Luftholen lässt.
Karen Foxlee: Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums. Beltz & Gelberg, 288 Seiten, 14,40 Euro, ab neun Jahren.
Wasserbombengemetzel an der Gartenmauer
„Wie viele Schlagerparaden kann ein Elfjähriger ertragen, bevor sein Hörvermögen irreparable Schäden davonträgt?“ Das fragt sich der verzweifelte Heinrich, als er sich als einziges Kind in einer Senioren-WG. wiederfindet. Da kommt ihm eine geheimnisvolle Tür in der Gartenmauer seines neuen Zuhauses gerade recht, und glaubt er seiner abenteuerlustigen Freundin Anna, befindet sich dahinter, im Nachbarsgarten, ein noch geheimnisvollerer Bunker. Dumm nur, dass der neurotische Nachbar, Hr. Schebesta, keinerlei Wert auf Besuch legt und das mit Geschwadern aus Wasserbomben und faulen Tomaten mehr als deutlich macht. Ein schlauer Plan muss also her, um das Geheimnis des Bunkers zu lösen. Witzig, spritzig, einfach lesenswert.
Rosemarie Eichinger: Wasserbomben und Dosenbrot. Jungbrunnen, 132 Seiten, 14,95 Euro, ab zehn Jahren.

ORF.at/Thomas Hangweyrer
Nichts für schwache Nerven
Zehn spannungsgeladene Kurzkrimis bekannter österreichischer Krimiautoren präsentieren sich unter dem Titel „Stärker als die Angst“ aus dem Hause Obelisk. Die dunklen Themen dieser zum Teil nervenaufreibenden Short Storys, sind jene, mit denen sich Jugendliche heutzutage oftmals konfrontiert sehen: Nacktfotos, die niemals im Internet auftauchen dürfen, unliebsame Bekanntschaften, die in Stalking ausarten, Mobbing und Missbrauch. Und gerade weil diese Geschichten so mitten aus dem Leben gegriffen sind, lassen sie einem ein eher flaues Gefühl in der Magengegend zurück.
Erich Weidinger (Hg.): Stärker als die Angst: 10 Kurz-Krimis. Obelisk, 144 Seiten, 12,95 Euro, ab zwölf Jahren.
Unheimliches Gesamtkunstwerk für Kinder
„Rosel von Melaten“ ist ein Gruselbilderbuch, geschrieben und bebildert von einem der wichtigsten lebenden Kinderbuchillustratoren. Und wer Nikolaus Heidelbachs im besten Sinne respektlose Illustrationen („Was machen die Mädchen?“, „Was machen die Jungs?“) kennt, kann sich vorstellen, was ihm zum Kölner Friedhof Melaten einfällt. Rosel von Melaten, das ist ein Geistermädchen, das durch die Hand der eigenen Eltern zu Tode kam und nun andere Kinder vor dem gleichen Schicksal bewahren will. Heidelbachs blaugraue Aquarelle von Friedhofsalleen und Gräbern sind derart schön, dass man darin versinken will. Hinter den kühlen Farben glüht aber deutlich das Anliegen des Autors: keine Gewalt gegen Kinder.
Nikolaus Heidelbach: Rosel von Melaten. Atlantik Verlag, 57 Seiten, 20,60 Euro, ab neun Jahren.
Elisabeth Nikbakhsh, Carola Leitner, Maya McKechneay, alle ORF.at
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