Druck durch ungünstigen Euro-Wechselkurs
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist für das erste Halbjahr 2015 einen Verlust von 50,1 Milliarden Franken (47,2 Mrd. Euro) aus. Allein der Verlust wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Jänner und des daraus resultierenden ungünstigen Wechselkurses betrug 47,2 Milliarden Franken (44,4 Mrd. Euro). Das teilte die SNB am Freitag mit.
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Der Fall des Goldpreises sorgte für einen Verlust in Höhe von 3,2 Milliarden Franken (drei Mrd. Euro) im ersten Halbjahr. Kursgewinne auf Aktien, Zinserträge und Dividendenzahlungen dämpften den negativen Einfluss der Währungen und des Edelmetalls auf das Ergebnis etwas.
Negativzins als Schutzfaktor
Die Strafzinsen auf Einlagen der Geschäftsbanken bei der SNB spülten 530 Millionen Franken (499 Mio. Euro) in die Kasse. Die SNB stemmt sich mit diesen Negativzinsen gegen die massiven Geldströme in den Franken und die für die exportorientierte Industrie schädliche Aufwertung der Landeswährung.
Einlagen bei der SNB werden aktuell mit einer Gebühr von 0,75 Prozent belastet. Die SNB-Devisenreserven in Höhe von 516 Milliarden Franken waren Ende Juni zu 42 Prozent in Euro angelegt, 32 Prozent entfielen auf den Dollar. Das Ergebnis der SNB ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig und traditionell starken Schwankungen ausgesetzt.
Minus kommt nicht unerwartet
Nach dem Franken-Schock hatte die SNB bereits für das erste Quartal 2015 einen Rekordverlust von 30 Milliarden Franken (28,2 Mrd. Euro) verbucht. Ein markantes Minus der SNB von rund 20 Milliarden Franken (18,8 Mrd. Euro) im zweiten Quartal war im Vorfeld von Ökonomen der Großbanken UBS und Credit Suisse erwartet worden, nachdem die Nationalbank am 15. Jänner den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufgehoben hatte. Das führte zu einer Aufwertung des Frankens und entsprechend zu wechselkursbedingten Verlusten auf sämtlichen Anlagewährungen.
Gehen Kantone heuer leer aus?
Ob eine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone erfolgen kann, bleibt ungewiss. Erst Ende des Jahres wird sich zeigen, ob die SNB eine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone leisten kann. Dazu müssten aber die Verluste über das gesamte Jahr noch deutlich sinken, da diese nicht höher als die Ausschüttungsreserven des Vorjahres von 27,5 Milliarden Franken (25,9 Mrd. Euro) liegen dürfen.
„Sollte sich das Ergebnis der SNB bis zum Jahresende nicht verändern, ist eine Ausschüttung an Bund und Kantone und eine Dividende ausgeschlossen“, sagte ein SNB-Sprecher am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Laut einer UBS-Prognose von Mitte Juli werden die Kantone aufgrund des starken Franken wahrscheinlich leer ausgehen. Die Ökonomen der Credit Suisse halten hingegen in ihrer aktuellen Studie eine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone auch im laufenden Jahr noch für möglich.
Rekordgewinn im Vorjahr
Ein Gewinn von rund 25 Milliarden Franken (23,6 Mrd. Euro) im zweiten Halbjahr dürfte genügen, um eine Ausschüttung zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr hatte die SNB einen Rekordgewinn von 38,3 Milliarden Franken (36,1 Mrd. Euro) verbucht. Sie schüttete zwei Milliarden Franken (1,9 Mrd. Euro) an Bund und Kantone aus. 2013 hatte die SNB zum ersten Mal seit 1907 keine Gewinnausschüttung vorgenommen.
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