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Präsident mit „Rückgrat“

Der amtierende Präsident Kroatiens, der 57-jährige Rechtsprofessor und Komponist Ivo Josipovic, ist beim ersten und nun auch beim zweiten Urnengang bei der Präsidentschaftswahl in der Favoritenrolle gewesen. Sein größter Gegner im Wahlkampf war neben seiner Konkurrentin Kolinda Grabar-Kitarovic die eigene Partei SDP: Die Unzufriedenheit der Kroaten mit den regierenden Sozialdemokraten ist groß.

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Josipovics politisches Engagement datiert dabei noch von Zeiten des kommunistischen Jugoslawien: Er war seit 1980 Mitglied der Kommunisten und spielte eine wichtige Rolle bei der demokratischen Transformation der Partei. Er arbeitete an der Neufassung der Statuten mit, womit aus der KP letztlich ab 1993 die jetzige Sozialdemokratische Partei (SDP) hervorging. 1994 verließ er die Politik und die SDP, um sich ganz der Rechtswissenschaft und der Musik zu widmen, nur um später wieder an umso prominenterer Stelle zurückzukehren.

Konstant hoher Zuspruch bei Bevölkerung

Seinen Eintritt in die höhere Politik machte Josipovic 2003, als ihn der damalige Präsident der SDP, Ivica Racan, als unabhängigen Kandidaten in die SDP-Wahlliste aufnahm. Josipovic fungierte nach der Parlamentswahl 2007 auch als unabhängiger Abgeordneter. Im August 2008 wurde er aber wieder SDP-Mitglied. Bis heute gibt er sich aber als eigenständig und unabhängig. Angesichts des Wählerfrusts über die SDP unterstrich er das im vergangenen Wahlkampf noch besonders.

2009 setzte sich der Jurist in einer parteiinternen Vorausscheidung als Präsidentschaftskandidat der SDP durch. Letztlich gewann er am 10. Jänner 2010 die Stichwahl mit einem Vorsprung von mehr als 20 Prozent gegen seinen früheren Parteikollegen, den Zagreber Bürgermeister Milan Bandic. Dieser ist seit Oktober dieses Jahres wegen Korruptionsvorwürfen in Haft. Josipovic hingegen hat seine erste Amtszeit mit relativ hohem Zuspruch der Bevölkerung über die Runden gebracht.

Premier entschuldigt sich bei seinem Kandidaten

Seit Anfang seines Mandats im Jahr 2010 ist Josipovic der populärste Politiker Kroatiens mit Unterstützungswerten von bis zu 80 Prozent. Anfang Dezember war er mit Werten von 31,8 Prozent immer noch beliebtester Politiker des Landes. Während der Wahlkampagne wurde zwar versucht, auch ihn mit dem einen oder anderen Skandal in Verbindung zu bringen. An seiner klaren Favoritenstellung für die Wahl änderte das aber nichts.

Dass Josipovic in der ersten Wahlrunde nur knapp vor seiner Konkurrentin Grabar-Kitarovic lag, führte auch Premier Zoran Milanovic auf den schlechten Ruf seiner eigenen Regierung zurück. „Wir waren Josipovic eine Last“, so der Premier. Gerade darin fand er jedoch Positives: Immerhin zeige jemand, der sich trotz solch verheerender Popularitätswerte für die SDP von der Partei als Kandidat aufstellen lasse, dass er „Rückgrat“ habe.

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