Zuerst protegiert, dann verdammt
Kolinda Grabar-Kitarovic, Präsidentschaftskandidatin der kroatischen HDZ, hat sich im Wahlkampf trotz jahrelanger Politroutine als „frisches Gesicht“ präsentiert - angefangen von der Kampagne, bei der sie jovial nur unter ihrem Vornamen plakatiert wurde. Auch damit wollte sie sich wohl von ihrem Ex-Mentor distanzieren: dem wegen Korruption in Haft befindlichen Ex-Ministerpräsidenten Ivo Sanader.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die 46-jährige Diplomatin wurde mit Sanaders Hilfe groß. Nach dem Abschluss des Studiums (Sozialwissenschaften, Englisch, Spanisch) und einer Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien schloss sie sich in den frühen 1990er Jahren der nationalkonservativen HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) an. Ihre erste Stelle war im Wissenschafts- und Technologieministerium, als Sanader dort Minister war - als er Vizeaußenminister wurde, zog sie mit ihm ins Außenministerium um.
2007 von Sanader verstoßen
Im kroatischen Außenministerium blieb Grabar-Kitarovic bis 1997, danach wechselte sie an die kroatische Botschaft in Ottawa. 2001 kehrte sie wieder ins Außenamt nach Zagreb zurück. Nach dem Sieg der HDZ bei der Parlamentswahl 2003 unter der Leitung von Sanader als neuer Parteichef nach Franjo Tudjman übernahm sie das neue Europa-Integrationsministerium. Zusammen arbeiteten sie daran, Kroatien zum neuen, 28. EU-Mitglied zu machen.
Als Anfang 2005 Außenminister Miomir Zuzul wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste, übernahm Grabar-Kitarovic auch sein Ressort. Sie war damit Außen- und Europa-Integrationsministerin. Anfang 2007 war die Idylle beendet: Sanader kam wegen erster Verdachtsmomente im Hinblick auf Korruption unter Druck, aufgedeckt von der Wochenzeitung „Nacional“. Dass Grabar-Kitarovic mit dem „Nacional“-Chefredakteur Ivo Pukanic angeblich das beste Einvernehmen pflegte, machte sie bei Sanader im Handumdrehen zur Persona non grata.
„Keine Ahnung“ von Sanaders Rachegründen
Grabar-Kitarovic selbst hat in der Öffentlichkeit nie die Ursache des Bruchs mit Sanader genannt. „Bis heute habe ich keine Ahnung, warum“, sagte sie bei einem Interview Mitte 2013. Damals wurde sie im Eiltempo aufs Abstellgleis geschoben. So blieb ihr bei der Parlamentswahl Ende 2007 nur ein Platz auf der Liste der HDZ in der Hafenstadt Rijeka, wo die Partei traditionell sehr schlechte Karten hat. Sie konnte kein Mandat erobern.
Damals war Sanader noch der unangefochtene Patron der HDZ, ehe er selbst über Korruptionsskandale stolperte und 2010 in Österreich verhaftet wurde. Mit ihrem Politcomeback musste Grabar-Kitarovic aber dennoch zuwarten. 2008 wurde sie als kroatische Botschafterin in die USA geschickt, von dort aus ging es weiter zum Posten der Assistentin von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Seither hörte die kroatische Öffentlichkeit nur selten von ihr - bis sie von der HDZ in das Rennen um die Präsidentschaft geschickt wurde.
Erbitterte Negativkampagnen
Trotz ihres Bruchs mit Sanader versuchte die sozialdemokratische SDP, Grabar-Kitarovic mit den Korruptionsvorwürfen gegen ihn in Verbindung zu bringen. Die HDZ samt ihrer Kandidatin unterstellte umgekehrt den Sozialdemokraten, durch Unfähigkeit und Korruption das kroatische Wirtschaftssystem zu ruinieren und das Land unverantwortlich zu verschulden. Politologen warnten vergeblich, dass das Dauerfeuer aus wechselseitigen Vorwürfen lediglich die politische Spaltung in der kroatischen Gesellschaft vertiefen würde.
Links: