USA wurden von IS-Erfolg überrascht
Die US-Geheimdienste haben nach Ansicht von Präsident Barack Obama die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien unterschätzt. Zugleich hätten die USA die Schlagkraft der irakischen Armee im Kampf gegen die vorrückenden Dschihadisten überschätzt, räumte Obama in einem am Sonntag ausgestrahlten Fernsehinterview des Senders CBS ein.
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Die Extremisten hätten sich das Chaos im syrischen Bürgerkrieg stärker zunutze gemacht als erwartet. Obama verwies dabei auch auf Äußerungen des Geheimdienstdirektors James Clapper. Clapper hatte der „Washington Post“ gesagt, die USA hätten nicht mit einem solchen Erfolg der IS-Miliz gerechnet. Zudem räumte Clapper ein, er hätte nie gedacht, dass sich die irakischen Sicherheitskräfte den vorrückenden Dschihadisten im Norden des Landes so schnell geschlagen geben könnten und die Flucht ergreifen würden.
„Ground Zero für Dschihadisten aus aller Welt“
CBS bezeichnete die Äußerung des Präsidenten als eine der offensten, die er bisher zum Aufstieg des IS gemacht habe. Zudem sei es der Miliz gelungen, ausländische Kämpfer aus verschiedenen Ländern in Syrien zu versammeln. „Und so wurde es Ground Zero für Dschihadisten aus aller Welt.“ Eine sehr geschickte Kampagne in den Sozialen Netzwerken habe bei der Rekrutierung von Kämpfern geholfen.
Während das Weiße Haus erneut betonte, dass es keinen Einsatz von Bodentruppen im Nahen Osten geben werde, sagte der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, John Boehner, dass es sehr wohl Bodentruppen brauche. „Wenn wir sie nicht zerstören, werden wir den Preis dafür zahlen“, so der Republikaner in einem TV-Interview. Der Vorstoß wurde allerdings umgehend von Obamas Sicherheitsberater Tony Blinken zurückgewiesen. Obama sagte in dem Interview weiter, ein dauerhafter Frieden könnte nur mit einer politischen Lösung erzielt werden.
Erdogan schließt Bodentruppen nicht aus
Um den IS in Syrien zu besiegen, müssen die Extremisten nach Einschätzung Washingtons auch von einer schlagkräftigen Rebellentruppe auf dem Boden bekämpft werden. 12.000 bis 15.000 Soldaten seien nötig, um verlorenes Gebiet zurückzuerobern, sagte US-Generalstabschef Martin Dempsey.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekräftigte, dass sein Land eine militärische Unterstützung für die von den USA angeführte Koalition gegen den IS erwäge. Beim Weltwirtschaftsforum in Istanbul sagte Erdogan, die Türkei könne bei dem Konflikt „nicht abseits“ stehen. Auch einen Einsatz von Bodentruppen schloss Erdogan nicht aus. Regierungschef Ahmet Davutoglu sagte, dass die Regierung einen Mandatsentwurf für einen Einsatz der Streitkräfte im Irak und in Syrien ins Parlament einbringen werde, der Ende der Woche debattiert werde.
Al-Nusra warnt Westen
Der Chef der extremistischen Al-Nusra-Front warnte den Westen vor weiteren Luftangriffen in Syrien. Sollten die USA und ihre Verbündeten diese nicht einstellen, werde die Gruppe den Kampf in die westlichen Länder tragen, sagte der Chef der Al-Nusra-Front, Abu Mohammed al-Dschulani, am Sonntag in einer im Internet verbreiteten Audiobotschaft. Die Botschaft richtete sich an die Bürger „in Amerika und Europa“. „Eure Führer werden den Preis für den Krieg nicht alleine zahlen, Ihr werdet den höheren Preis zahlen“, sagte Dschulani weiter.
Erst am Samstag hatte ein Sprecher der Al-Nusra-Front den USA und ihren Verbündeten in einer Videobotschaft mit Vergeltung gedroht. Al-Nusra-Sprecher Abu Firas al-Suri bezeichnete den internationalen Militäreinsatz gegen den IS in dem im Internet verbreiteten Video als „Krieg gegen den Islam“. Am Montag letzter Woche hatte ein IS-Sprecher zu gezielten Tötungen von Bürgern aus westlichen Staaten aufgerufen, die sich am Kampf gegen die Dschihadisten im Irak und in Syrien beteiligen. Die Al-Nusra-Front ist der Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida in Syrien.
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