Themenüberblick

Spannung, nicht nur todernst

Vielseitig sind die Krimi-Tipps der aktuellen Saison ausgefallen. Vom preisgekrönten französischen Noir-Thriller über einen kalifornischen und zwei österreiche Kifferkrimis bis hin zu einem klassisch gehaltenen historischen Pathologenkrimi reicht die Palette.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Coolness und Marihuana am kalifornischen Strand

Don Winslows „Kings of Cool“ ist in seiner deutschen Suhrkamp-Ausgabe das vielleicht schönste Buch der Saison, ganz in Schwarz, sogar die Seitenränder sind eingefärbt (als wäre es die satanistische Version eines Gotteslobs) - und schon alleine deshalb eine Empfehlung wert. Aber auch die Story selbst ist, wie der Titel schon andeutet, äußerst cool erzählt. Knapp, lakonisch, voll trockenem Humor folgt die Erzählung zwei US-Soldaten, die am Strand von Kalifornien gemeinsam mit einem hübschen Mädel den ganz großen Marihuanahandel aufziehen wollen; Gewalt garantiert.

Don Winslow: Kings of Cool. Suhrkamp, 349 Seiten, 20,60 Euro.

Krimis

ORF.at

Der schwarze Nebel im Dunstkreis der Macht

Man kann sie nicht oft genug lobend erwähnen - die Krimi-Noir-Reihe der Assoziation A. Diese Saison legt der kleine Verlag das Buch „Die ehrenwerte Gesellschaft“ von Dominique Manotti und ihrem mysteriösen Mitautor DOA vor - das in Frankreich 2011 mit dem Grand Prix de litterature policiere ausgezeichnet worden war. Die düstere Stimmung eines Noir-Romans verdichten die Autoren zu einem ungeheurer spannenden Plot, in dem die korrupten Machenschaften der besseren Gesellschaft angeprangert werden.

Manotti & Doa: Die ehrenwerte Gesellschaft. Assoziation A, 277 Seiten, 14,40 Euro.

Der dritte Fall des irischen Pathologen Quirke

John Banville alias Benjamin Black hat sich bereits mit seinen ersten beiden Krimis rund um den in den 50er Jahren ermittelnden irischen Pathologen Quirke eine beachtliche Fangemeinde geschaffen. In seinem dritten Fall ermittelt Quirke im Umfeld der eigenen Familie: Eine gute Freundin seiner Tochter Phoebe verschwindet - nicht ohne eine Blutspur in ihrer Wohnung zu hinterlassen. Doch das Blut stammt von einer Abtreibung. Es ist ein dunkles Geheimnis, das es für Quirke zu entdecken gilt.

Benjamin Black (John Banville): Eine Frau verschwindet. Kiepenheuer & Witsch, 342 Seiten, 20,60 Euro.

Die Fortsetzung von „Driver“

Mit „Driver 2“ legt der US-Erfolgsautor James Sallis die Fortsetzung zu seinem Erfolgsroman „Driver“, von Nicolas Winding Refn als „Drive“ verfilmt, vor. Erneut pendelt sich die im Stakkatostil formulierte Geschichte auf die enigmatische Hauptfigur des Drivers ein. Nach den Geschehnissen und seinem Rachefeldzug im ersten Roman hat er versucht, gemeinsam mit seiner Freundin ein neues Leben zu beginnen. Aber die Vergangenheit holt ihn ein.

James Sallis: Driver 2, Liebeskind, 155 Seiten, 17,40 Euro.

Auf der Suche nach einem Kriegsverbrecher

In einem vielschichtigen politischen Krimi lässt Oliver Bottini mehrere Menschen nach einem kroatischen Kriegsverbrecher suchen. Gekonnt verwebt er historische Fakten des Krieges in Ex-Jugoslawien mit den Bemühungen Kroatiens in Sachen EU-Beitritt zu einer Geschichte, die sich zwischen Berlin, Zagreb und der schwäbischen Provinz abspielt und die erschreckenden Hintergründe des Balkankrieges beleuchtet.

Oliver Bottini: Der kalte Traum. DuMont, 446 Seiten, 19,60 Euro.

Kifferkommissare in Kabarettkrimis

Zwei Autoren treiben das Genre heimischer Komikkrimis auf die Spitze: „Profil“-Kolumnist Rainer Nikowitz und Autor Manfred Rebhandl nehmen Land und Leute so sehr auf die Schaufel, dass es fast schon wehtut. Nikowitz’ Suchanek ermittelt in einem Dorf im Dunstkreis von Bigotterie und Freiwilliger Feuerwehr, Rebhandls Rock Rockenschaub schnüffelt auf dem Wiener Brunnenmarkt unter Bobomüttern und bolidengeilen Migranten. Eines haben Suchanek und Rockenschaub gemeinsam: den Joint im Mund. Die Bücher sind Krimis, Landeskunde und Kiffertypologie in einem. Die Pointendichte ist nicht zu übertreffen - hier wird atemlos kalauert.

Rainer Nikowitz: Volksfest. Rowohlt, 318 Seiten, 9,99 Euro.

Manfred Rebhandl: Dürre Beweise. Czernin, 215 Seiten, 19,90 Euro.

Manfred Rebhandl: Das Schwert des Ostens. Czernin, 180 Seiten, 19,80 Euro.

Zita Bereuter, Simon Hadler, Markus Keuschnigg, alle ORF.at

Links: