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Rücktrittsaufforderungen prallen ab

Die Affäre um kontroverse Äußerungen des US-Republikaners Todd Akin zu Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigungen heizt den Präsidentschaftswahlkampf an. Der designierte Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney verlangte vergangene Woche von seinem christlich-konservativen Parteifreund Akin, seine Kandidatur für einen Senatssitz zurückzuziehen. Dieser sperrt sich jedoch entschieden dagegen.

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Akin, der sich um den Senatssitz von Missouri bewirbt, hatte am Sonntag dem Sender KTVI-TV gesagt, nach dem, was er von Ärzten höre, seien Schwangerschaften nach Vergewaltigungen selten. Wenn es eine wirkliche Vergewaltigung sei, dann verfüge der weibliche Körper über Wege „zu versuchen, die ganze Sache außer Betrieb zu nehmen“.

Unmissverständliche Rücktrittsaufforderung

Nachdem sich Romney bereits am Montag von Akin distanziert hatte, ging der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner am Dienstag einen Schritt weiter. Die Bemerkungen seien „beleidigend und falsch“ gewesen, sagte Romney. Akin solle „sehr ernsthaft bedenken, welcher Weg der beste im Interesse unseres Landes“ sei, und seine Kandidatur für den Senatssitz deswegen zurückziehen.

US-Republikaner Todd Akin

AP/Orlin Wagner

Todd Akin: Abtreibungsgegner von weit rechts

Akin: Romney bläst Thema unnötig auf

Akin entschuldigte sich zwar wiederholt für seine Äußerungen, erklärte aber zugleich, er habe sich lediglich falsch ausgedrückt - und das sei kein Grund, um aus dem Ring zu steigen. Vielmehr warf er in einer Radiosendung seinem designierten Präsidentschaftskandidaten vor, das Thema unnötig aufzublasen. Gleichzeitig schrieb eine Parteikommission im Grundsatzprogramm, das in Tampa (Florida) verabschiedet werden soll, als politisches Ziel der Republikaner ein vollständiges Abtreibungsverbot fest - ohne Ausnahme bei Vergewaltigungen.

Seit dem Interview reißen die Schlagzeilen über Akin nicht ab - und das ausgerechnet kurz vor dem Wahlparteitag der Republikaner in Tampa. Während der am Montag beginnenden Großveranstaltung wird Romney offiziell zum Spitzenkandidaten gekürt. Viele Republikaner befürchten, dass die Diskussion über Akin den Parteitag überschatten und das sozialkonservative Programm der Republikaner in Misskredit bringen könnte. Nach Einschätzung unabhängiger Experten ist Romney auch darauf bedacht, dass die Wirtschaftsschwäche und hohe Arbeitslosigkeit das Hauptthema im Wahlkampf bleiben.

Senatswahl: Chance der Republikaner sinkt

Vor allem werde befürchtet, dass die Äußerungen Akins Chancen auf einen Sieg bei der Senatswahl im November stark geschmälert haben und ein neuer Kandidat besser wäre. Akin tritt in Missouri gegen die demokratische Amtsinhaberin Claire McCaskill an. Bis jetzt galt ihre Wiederwahl als stark gefährdet.

Deshalb forderten auch Parteikollegen Akins in Missouri seinen Rückzug und erklärten, eine Entschuldigung reiche nicht aus. Auch der Parteichef der Republikaner, Reince Priebus, verlangte Akins Rückzug. Außerdem forderte er das in Ungnade gefallene Parteimitglied in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN am Dienstag auf, nicht zum Parteitag der Republikaner zu kommen.

Demokraten zeigen sich entrüstet

Bei den Demokraten von Präsident Barack Obama hatten die Äußerungen Akins umgehend für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Zu der neuen Entscheidung für die politischen Leitlinien teilte Obamas Lager am Dienstag mit, die Republikaner nähmen damit „den Akin-Zusatz“ in ihr Parteiprogramm auf. Auch wenn Romney und sein Vizekandidat Paul Ryan zunächst versucht hätten, Abstand zu Akin vorzutäuschen, stelle sich nun heraus, dass sie mit ihm einer Meinung seien.

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