Einkauf in türkischen Erdölkonzern
Für den im Vorjahr entlassenen Ex-Vorstandsvorsitzenden des Erdölkonzerns BP, Tony Hayward, waren die Explosion auf der Explorationsplattform „Deepwater Horizon“ und die anschließende Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko offenbar nur ein kurzer Karriereknick. Wie internationale Medien am Mittwoch berichteten, ist der Brite wieder zurück im Erdölgeschäft - und zwar ganz groß.
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Haywards Investmentgesellschaft Vallares PLC, die er gemeinsam mit dem Investor Nathaniel („Nat“) Rothschild und dem Banker Julian Metherell betreibt, übernimmt den türkischen Erdölförderer Genel Enerji. Genel bestätigte den Deal am Mittwoch auf seiner Unternehmenswebsite. Der Konzern, dem unter anderem Erdölfelder im kurdischen Teil des Nordirak gehören, wird mit rund vier Mrd. Dollar (über 2,8 Mrd. Euro) bewertet, hieß es im deutschen „Handelsblatt“.
„Immense Chancen für künftiges Wachstum“
Bei dem Geschäft sollen laut „Wall Street Journal“ (per Reverse Takeover bzw. Reverse Merger, einer spezifischen Form von Übernahmegeschäften, Anm.) neue Aktien im Wert von rund 1,5 Mrd. Euro aufgelegt werden. Laut Vallares halten die beiden Eigentümer in Zukunft jeweils einen 50-Prozent-Anteil am Unternehmen. Hayward hatte zuvor angekündigt, nach dem Deal den Chefsessel zu beanspruchen. Metherell soll Finanzvorstand werden.
„Ich bin überzeugt, unsere Investoren kaufen sich in ein starkes Geschäft mit exzellenten Produktionskapazitäten, einem sehr guten technischen und operativen Team vor Ort und immensen Chancen für künftiges Wachstum ein“, zitierte das „Wall Street Journal“ den früheren BP-Chef.
Im Oktober 2010 bei BP entlassen
Bei BP hatte Hayward seinen Chefsessel mit 1. Oktober des Vorjahres räumen müssen. Grund dafür waren nicht nur das Unglück auf der „Deepwater Horizon“ mit elf Todesopfern Ende April 2010 und die darauf folgende schlimmste Ölpest in der US-Geschichte. Es waren auch Haywards Auftreten und seine verheerende Krisenkommunikation, die ihn schließlich seinen Job kosteten. Vor allem US-Medien geißelten den 54-jährigen Topmanager für seine unüberlegten Aussagen und insbesondere für einen Jachtausflug während der Katastrophe.
Schwache Vorstellung vor dem Kongress
Bei einer Anhörung vor dem US-Kongress, zu dem Hayward als Verantwortlicher Unternehmenschef zitiert worden war, vermittelte er mit Aussagen wie „Ich bin kein Ingenieur“ und „Darüber weiß ich nichts“ nicht gerade den Eindruck, er habe die Situation unter Kontrolle.
Unmittelbar danach entzog ihm der BP-Aufsichtsrat das Krisenmanagement und beauftragte den US-Amerikaner Robert Dudley damit. Im September teilte der Erdölkonzern schließlich das Ausscheiden Haywards mit Oktober mit. Vorstandsvorsitzender wurde Dudley, Hayward kassierte eine stolze Summe als „Golden Handshake“.
1,6 Mrd. Euro an der Börse eingesammelt
Die Vallares PLC war erst im Juni in London an die Börse gegangen und hatte dabei umgerechnet rund 1,6 Mrd. Euro eingesammelt. Ein strategischer Schwerpunkt der Gesellschaft sind Investments in die Erdölbranche in Schwellenländern. Nun soll eine Kapitalerhöhung der Gesellschaft für die Genel-Übernahme noch einmal rund 1,5 Mrd. Euro in die Kasse spülen, wie es am Mittwoch hieß. Idee von Vallares war, Eigentümern von Ölfeldern über eine Beteiligung zu einer Notierung an der Londoner Börse zu verhelfen, und damit leichter an Investorenkapital zu gelangen.
Enorme Kosten für BP
BP hatte das Unglück auf der Bohrplattform vor der US-Küste durch einen Absturz des Aktienkurses vorübergehend 70 Mrd. Dollar (rund 50 Mrd. Euro) an Börsenwert gekostet, fast 30 Mrd. Euro Kapital wurden zur Beseitigung der Folgen der Katastrophe und zur Begleichung von Straf- bzw. Kompensationszahlungen rückgestellt. Der britische Konzern verkaufte dafür sogar einige Erdöl- und Gasfelder.
Nach dem Sinken der „Deepwater Horizon“ waren Leitungen in einer Tiefe von rund 1.500 Metern leck geschlagen, fast 90 Tage lang strömten daraus nach unterschiedlichen Schätzungen insgesamt zwischen 2,3 und und 4,5 Mio. Barrel (je 159 Liter) Rohöl ins offene Meer, bis die Quelle schließlich nach mehreren Anläufen im Juli des Vorjahres abgedichtet und offiziell für „tot“ erklärt werden konnte.
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