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Ziel: Weniger Abhängigkeit von Russland

Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell will bis zu 800 Millionen Dollar (561 Mio. Euro) in die Erschließung von Schiefergas-Vorkommen in der Ukraine investieren. Ein entsprechendes Abkommen wurde Anfang September in Kiew unterzeichnet. Shell erhält damit Zugang zu einem der größten Schiefergasvorkommen Europas.

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Die Ukraine verfügt selbst nicht über das technische Know-how, um das in Schiefergestein in größerer Tiefe lagernde Gas zu fördern. Das Land ist von Gasimporten aus Russland abhängig. Die Unterzeichnung des Abkommens fällt mitten in einen neuen Gasstreit zwischen Kiew und Moskau, der die europäische Versorgung erneut gefährden könnte. „Es wird die Zeit kommen, da die Ukraine ihren Gasbedarf zur Gänze selbst decken wird“, wurde Ministerpräsident Mykola Asarow von Nachrichtenagenturen zitiert.

Nur wenige Tage davor hatte Asarow den Börsengang des staatlichen Gasunternehmens Naftogas angekündigt, durch den der Staat bis zu sieben Milliarden Euro einnehmen will. Energieminister Jurij Bojko hatte vor kurzem angekündigt, die Gasimporte aus Russland innerhalb von fünf Jahren von 34 auf zwölf Milliarden Kubikmeter zu reduzieren und die ukrainische Eigenproduktion von 20 auf 27 Milliarden Kubikmeter zu steigern.

Polen will 2012 erstmals fördern

Bereits einen Schritt weiter in puncto Schiefergas ist man in Polen: Das Land, in dem die größten Vorkommen Europas vermutet werden, will bis Mitte 2012 erstmals Schiefergas in kleinen Mengen für den Verbrauch produzieren, kündigte die staatliche polnische Gasgesellschaft PGNiG Mitte August an. „Es könnte zum Beispiel zur Herstellung von Strom eingesetzt werden, der für die weitere Ausbeutung benötigt wird“, sagte der PGNiG-Vorstandsvorsitzende Michal Szubski der Zeitung „Rzeczpospolita“.

Erste Testförderungen sollen darüber Auskunft geben, wie viel Gas tatsächlich unter der Erde liegt. „Alles hängt davon ab, wie viel Gas nach oben fließt“, erklärte der Geologe Stanislaw Nagy der „Rzeczpospolita“. Denn noch immer sei unklar, ob sich das in Polen vorhandene Gas tatsächlich rentabel fördern lasse. Das polnische Umweltministerium vergab bisher über 80 Konzessionen für Probebohrungen, darunter an mehrere Gesellschaften aus den USA. Zwar liegen schon erste positive Ergebnisse von Bodenproben vor, ein aussagekräftiges Bild ergibt sich nach Ansicht von Wissenschaftlern daraus bisher nicht.

Polen setzt große Hoffnungen in Gasvorkommen

Schätzungen von verschiedenen US-Experten zufolge verfügt Polen über das größte Vorkommen an Schiefergas in Europa. Berichte gehen von 1,5 bis drei Billionen Kubikmetern aus. Die mutmaßlich Gas enthaltenden Gesteinsschichten ziehen sich von der polnischen Ostseeküste bei Gdansk in einem Streifen in Richtung Südosten des Landes. Politiker hoffen, dass Polen durch die Förderung langfristig unabhängig von Gasimporten aus Russland wird und durch Gaskraftwerke die Energiegewinnung aus Kohle, aus der bisher über 90 Prozent des Stromes stammen, reduzieren kann.

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