Themenüberblick

US-Pleite mit weitreichenden Folgen

Die Finanzwelt blickt nach Washington. Beschließt der Kongress nicht alsbald eine Anhebung der Schuldengrenze, droht den USA am Dienstag das Geld auszugehen. Ein Zahlungsausfall würde zu einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA führen und hätte weitreichende Folgen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Verlören die USA ihre Bestnote bei der Bonität, müssten sie höhere Zinsen zahlen, um Staatsanleihen auf dem Markt zu platzieren. Der Preis wiederum, zu dem Investoren US-Papiere kaufen, würde fallen. Die Schuldenproblematik Washingtons würde sich damit weiter verschärfen. Dass es außerdem teuer wird, wenn die USA ihre Verbindlichkeiten nicht rechtzeitig begleichen, zeigt ein Blick auf das Jahr 1979.

Damals setzte der Kongress die Schuldenobergrenze erst im letzten Moment hoch, sodass die Regierung Geld an Investoren nur mit Verspätung auszahlen konnte. Dafür musste sie den Anlegern Entschädigung zahlen. Außerdem mussten die USA in den Folgemonaten um 0,6 Prozent höhere Zinsen für ihre Anleihen in Kauf nehmen.

Flucht ins Gold und in den Franken

Im Falle einer Herabstufung der USA würden Investoren ihre Bestände an US-Anleihen verringern und stattdessen auf andere, noch mit AAA bewertete Papiere setzen. Wie groß die Flucht aus den US-Anleihen ausfallen würde, ist unklar. Zentralbanken etwa würden „aufgrund fehlender Anlagealternativen“ ihre Bestände an US-Staatsanleihen „kaum“ abbauen, vermutet Fidelity-Fondsmanager Rick Patel. Andere Investoren sind allerdings schon gegangen.

Investoren haben die Flucht ins Gold und den Schweizer Franken angetreten. Die Währung der Eidgenossen gewinnt seit Monaten. „Der Goldpreis wird wahrscheinlich weiter steigen“, sagt Ernst Fahling, Wirtschaftsprofessor an der International School of Management (ISM). Auch der Kurs des Franken könnte noch weiter anziehen, falls die Märkte in Panik gerieten.

Währungen kleinerer Staaten als Gewinner

Der Dollar würde an Wert und bei Investoren an Bedeutung verlieren. „Die Währungen kleinerer Staaten würden gewinnen“, sagt Finanzexperte Fahling. Das könnten etwa die skandinavischen Währungen sein, der australische Dollar oder - wie bereits sichtbar - der Schweizer Franken. Auch der Euro würde profitieren und sich gegenüber dem Dollar festigen. „Einen Euro-Sprung über 1,45 Dollar halte ich bei einer Ratingabstufung der USA für wahrscheinlich“, sagt Fahling.

Die Angst vor einem teilweisen Zahlungsausfall der USA drückt bereits weltweit die Börsenkurse. Kommt es tatsächlich so weit, würden die Kurse deutlicher fallen. Das zöge die Weltwirtschaft schließlich auch nach unten - wie weit, ist unklar. „Das ist, wie wenn Sie einen Stein in einen still ruhenden See werfen“, vergleicht Finanzexperte Fahling. „Niemand weiß, wie weit die Wellen gehen werden, klar ist nur, dass es starke Wellen geben wird.“

Banken sorgen vor

US-Banken betrieben bereits Vorsorge, ließen mehrere Institute wissen. Einige Banken wollen ihr Finanzpolster aufstocken, wie der Chefökonom des Forschungsinstituts Wrightson ICAP, Lou Crandall, sagt. Ziel der Banken sei es, im Falle einer Krise genügend Geld parat zu haben. Hiesigen Instituten drohen - abgesehen von Kurseinbrüchen - im schlimmsten Falle Abschreibungen auf ihre US-Staatsanleihen. Dann, wenn die Zinsen für US-Papiere steigen, verlören die Papiere, die bereits im Bestand der Banken sind, auch an Wert. Diese Differenz würde ausgeglichen - es käme zu Wertkorrekturen nach unten.

Links: