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Milliardär im Rennsport

Bernie Ecclestone ist die Formel 1. Seit Jahrzehnten lenkt der Brite die Geschicke der Motorsport-Königsklasse und hat es längst zum Milliardär gebracht. Und er soll sich gut mit dem nun verhafteten ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky verstanden haben.

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Seinen Geschäftssinn erkannte Bernie Ecclestone bereits als kleiner Bub. „Ich habe schon früh mit allem gedealt und gehandelt, was mir nur in die Finger kam“, sagte Ecclestone einmal: „Kaugummi gegen Radiergummi, Farbstifte gegen Schulhefte, Fahrradpumpen gegen Fußbälle.“

Über Gebrauchtwagen brachte es der Brite zum fliegenden Händler der Formel 1. Den Reisestress nimmt der rüstige 80-Jährige Jahr für Jahr auf sich. Und ist er einmal nicht bei einem Rennen vor Ort, bastelt er woanders an neuen Verträgen für die Königsklasse des Motorsports. Es geht um Summen von zig Millionen.

„Kontrolle behält Bernie“

Ecclestone, der in einer Arbeiterfamilie in Bexleyheath aufwuchs und nach der Schule einen Job bei den Stadtwerken bekam, verwaltet praktisch die Einnahmen für die Formel 1. „Wie auch immer die Besitzverhältnisse in der Formel 1 sein mögen - die Kontrolle behält Bernie“, meinte schon vor Jahren Ex-Weltmeister Niki Lauda.

Und der Österreicher sollte recht behalten. Trotz Polterns aus Italien, wo Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo 2004 lauthals nach einem neuen Management schrie, sitzt Ecclestone auch nach dem Verkauf seiner Anteile an den Finanzinvestor CVC weiter am Lenkrad und macht Millionen. Die Mehrheit übernahm CVC durch den Erwerb der Anteile der BayernLB und von Ecclestone selbst beziehungsweise seiner Familie.

Das geschah indirekt über die neu gegründete CVC-Tochter Alpha Prema, an der Ecclestone wiederum auch selbst beteiligt ist. „Eine meiner Maximen ist, dass es niemanden etwas angeht, woher ich meinen Besitz habe“, sagte Ecclestone einmal.

Weitreichendes Geschäftsnetz

Ecclestone ist Geschäftsmann durch und durch, der mit höchsten politischen Würdenträgern an einem Tisch sitzt und ein weitreichendes Geschäftsnetz gesponnen hat. Als er Ende vergangenen Jahres mit seiner neuen Freundin - von seiner Frau Slavica ließ er sich scheiden - bei einem Überfall zusammengeschlagen wurde, machte er kurzerhand mit deftigem blauem Auge für den Formel-1-Uhren-Partner Werbung: „Sehen Sie, was Menschen für eine Hublot tun“, hieß es auf dem Plakat.

Er ist ein Vollprofi, dem aber auch immer wieder Äußerungen entwischen, die weltweit für Wirbel sorgen. Sätze über die Qualitäten von Adolf Hitler lösten mehrfach Kopfschütteln aus. In einer jüdischen Zeitung entschuldigte er sich für den Hitler-Fauxpas „ehrlich und aufrichtig“: „Es tut mir leid, dass ich ein Idiot war.“

Jens Marx, dpa

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