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Zahlung für „Entgegenkommen“?

In der Affäre um die 50 Millionen Dollar, die dem ehemaligen Risikovorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, für ein „Entgegenkommen“ bei einem Formel-1-Deal überwiesen worden sein sollen, läuft die Suche nach dem Geldgeber auf Hochtouren. Offenbar gibt es nun doch Beweise, dass Formel-1-Chef Bernie Ecclestone persönlich in den Skandal involviert ist.

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Ermittelt wird, wer Gribkowsky die 50 Mio. Dollar (rund 38 Mio. Euro) überwies. Die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) berichtete von Beweisen, dass Ecclestone selbst unter Verdacht steht. Demnach habe die Salzburger Firma GREP GmbH, wo Gribkowsky den größten Teil des Geldes angelegt hatte, am 14. Dezember 2007 eine Mahnung verschickt.

Gerhard Gribkowsky, ehemaliger Manager der BayernLB

APA/DPA/Frank Leonhardt

Ex-Risikovorstand der Bayern LB, Gerhard Gribkowsky

Dieser als streng vertraulich versendete Brief soll laut Informationen der „SZ“ an Ecclestone in der Londoner Zentrale der Formel 1 adressiert gewesen sein. Darin habe sich das Unternehmen beschwert, dass noch 2,3 Millionen Dollar der vereinbarten Honorare offen seien. Der Adressat solle seine Verpflichtungen erfüllen und umgehend zahlen, wird aus dem Brief zitiert.

Mahnbrief von Gribkowskys Anwalt

Zudem soll es vonseiten GREPs Beschwerden gegeben haben, dass die seit Mitte 2006 überwiesenen Honorare aufgrund des gesunkenen Dollarkurses stark an Wert verloren hätten und ein Ausgleich dafür notwendig sei. Verfasser dieses Mahnbriefes soll Gribkowskys Anwalt gewesen sein.

Dieser meinte offenbar später in seinem persönlichen Umfeld, dass er wegen des Schreibens auch von Ecclestone entrüstet angerufen worden sei. Allerdings sei danach das in zwei Beraterverträgen vereinbarte Honorar vollständig geflossen - abgewickelt über zwei Firmen auf den Jungfraueninseln in der Karibik und auf Mauritius.

Ecclestone dementiert

Ecclestone dementierte immer wieder jegliche Verwicklung in diese Affäre. Zuletzt ließ er am Freitag via Aussendung der Formel-1-Gruppe ausrichten, dass weder das Unternehmen noch Formel-1-Boss Ecclestone über die normalen Bezüge Gribkowskys hinaus Zahlungen geleistet hätten oder von Zahlungen an den Ex-Banker wüssten.

Anteile an der Formel 1

Nach der Pleite des Medienzars Leo Kirch 2003 fielen die Anteile an der Formel 1 als Sicherheit für Kredite an die BayernLB. Gribkowsky organisierte den Verkauf des Pakets an den Finanzinvestor CVC Ende 2005. Auch dort wurden Zahlungen stets bestritten.

Gribkowsky sitzt derzeit in Untersuchungshaft in München. Ihm werden Bestechlichkeit, Veruntreuung von Vermögen der BayernLB und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Ermittler glauben, dass der Ex-Risikovorstand im Umfeld des Verkaufs der BayernLB-Anteile an der Formel 1 - für den er mitverantwortlich war - 50 Millionen Dollar für ein nicht näher definiertes „Entgegenkommen“ erhalten habe. Dieses Geld soll er über - karibische - Umwege in eine Stiftung in Österreich gebracht haben.

Engagement im Ecclestone-Imperium

Das Magazin „Stern“ berichtete, dass Gribkowsky nach dem Verkauf der Anteile weitreichende Vollmachten in einer Firma Ecclestones bekommen haben soll und sich so das Geld über ein komplexes Firmengeflecht selbst anweisen habe können. So zog der Ex-Bankvorstand nach dem Deal in den Aufsichtsrat der vom Käufer CVC gegründeten Beteiligungsgesellschaft Alpha Prema ein.

Die Formel-1-Firmengruppe bestätigte in der Aussendung, dass Gribkowsky nach dem Verkauf der obersten Holdingsgesellschaft der Formel 1 angehörte. Operative Befugnisse habe er aber nicht gehabt: „Für seine Dienste erhielt er jährliche Bezüge von 50.000 Dollar.“ Darüber hinaus habe es kein Geld gegeben. Medienberichten zufolge soll Gribkowsky auch noch in andere Firmen des weit verzweigten Ecclestone-Reiches involviert gewesen sein.

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