Kohn wurde Bankkonzession entzogen
Die in die Betrugsaffäre um den US-Finanzzampano Bernard Madoff verwickelte Bank Medici wurde 1984 von der Wiener Bankerin Sonja Kohn gegründet. Die 62-Jährige Investmentbankerin galt als brillante Netzwerkerin, die Madoff bereits in den 1980er Jahren kennengelernt haben soll.
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Im Geschäftsjahr 2007 - im Dezember 2008 flog die Verwicklung der Bank in den Madoff-Skandal auf - machte das kleine Geldinstitut mit Sitz in der Wiener Innenstadt mit gut einem Dutzend Beschäftigten ein Betriebsergebnis von 801.881 Euro und einen Jahresgewinn von 472.299 Euro.
Das Hauptgeschäft machte die Privatbank mit Fonds - mutmaßlich mehr als drei Mrd. Dollar wurden bei Madoff investiert. Den „Primeo Fund“ der nun ebenfalls verklagten Bank Austria - bzw. ihrer Fondstochter Pioneer - soll Sonja Kohn selbst „erfunden“ haben.
Staatliche Zwangsaufsicht
Danach ging es mit der Bank steil bergab: Am 2. Jänner 2009 wurde sie unter staatliche Zwangsaufsicht gestellt, Ende Mai desselben Jahres wurde ihr von der Finanzmarktaufsicht die Konzession entzogen, sie darf seither keine Bankgeschäfte mehr tätigen. Wo sich Sonja Kohn derzeit aufhält, dürfte nur wenigen Eingeweihten bekannt sein.
Kohn wurden unter anderem zum ehemaligen Bank-Austria-Boss Gerhard Randa und zum Ex-Chef der Wiener Börse, Stefan Zapotocky, enge Kontakte zugeschrieben. Unter Zapotockys Zeit beriet Kohn die Wiener Börse bei Kooperationen mit ausländischen Handelsplätzen.
Ehrenzeichen von Österreich
Für die Beratung des von 1996 bis 2000 amtierenden Wirtschaftsministers Johann Farnleitner (ÖVP) wurde ihr sogar das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Farnleitner zählte, ebenso wie der frühere SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina, zu den prominenten Aufsichtsräten der kleinen Bank, laut Firmen-Compass sitzen sie auch im Aufsichtsrat der Nachfolgefirma 2020 Medici AG.
Aufsichtsratschefin ist Kohn selbst. Mit einem Viertel beteiligt war die Bank Austria. Zu Kohns Klientel gehörten gehobene Privatkunden aus aller Welt, so dem Vernehmen nach auch aus Israel, dem arabischen Raum, Südamerika und aus Russland. Die Bankbezeichnung „Medici“ („Ärzte“) hat nichts mit der gleichnamigen italienischen Adelsfamilie zu tun.
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