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Zu 150 Jahren Haft verurteilt

Jahrzehntelang hat der New Yorker Geschäftsmann Bernard Madoff Tausende Anleger mit einem Schneeballsystem betrogen. Im Dezember 2008 flog sein Betrug auf.

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11. Dezember 2008: Madoff gesteht den Betrug seinen zwei in seiner Firma beschäftigten Söhnen. Die Söhne verständigen die Behörden. Noch in der Nacht nehmen Beamte Madoff in seinem New Yorker Appartement fest.

12. Dezember: Der Ex-Broker kommt unter anderem gegen eine Zehn-Millionen-Dollar-Kaution auf freien Fuß. In seinem Schreibtisch finden Fahnder, wie später bekanntwird, rund hundert bereits unterzeichnete Schecks für mehr als 173 Mio. Dollar.

13. Dezember: Erste Opfer werden bekannt, später immer mehr. In Europa zählen dazu die spanische Banco Santander, die österreichische Bank Medici, die Schweizer UBP und die britische HSBC. Unter den Kunden sind zudem viele Prominente wie Starregisseur Steven Spielberg. Stiftungen und Hilfsorganisationen verlieren Millionen.

16. Dezember: Die US-Börsenaufsicht SEC räumt schwere Versäumnisse ein. Mehreren einschlägigen Hinweisen zu dem Betrug sei über Jahre hinweg nicht ausreichend nachgegangen worden.

17. Dezember: Auch nach einer richterlichen Überprüfung muss Madoff nicht in Untersuchungshaft. Er steht nun aber in seiner Nobelwohnung unter Hausarrest mit einer elektronischen Fußfessel zur Überwachung.

22. Dezember: Der 65 Jahre alte französische Finanzmanager Thierry Magon de la Villehuchet nimmt sich nach einem Milliardenverlust durch Madoff in seinem New Yorker Büro das Leben.

30. Dezember: Die US-Behörden decken immer mehr ähnlich gestrickte Betrugsfälle auf - wenn auch in deutlich kleinerem Ausmaß.

5. Jänner 2009: Der Staatsanwalt beschuldigt Madoff der Verletzung von Kautionsauflagen. Er habe Juwelen, Luxusuhren und anderen Besitz für über eine Million Dollar zu Weihnachten an Freunde und Verwandte verschickt. Der Hinweis an die Ermittler kam erneut von den Söhnen.

12. Jänner: Madoff muss trotz der Verstöße nicht in U-Haft, entscheidet ein Richter. Die US-Öffentlichkeit ist empört.

4. Februar: Auf Madoffs von den Behörden veröffentlichter Kundenliste finden sich neben der Bank Medici und der Bank Austria auch die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Bayerische Landesbank.

11. Februar: Die Frist zur Anklage durch die Staatsanwaltschaft wird erneut verschoben. Zugleich wird bekannt, dass Madoffs Frau Ruth 15,5 Mio. Dollar kurz vor Auffliegen des Betrugs von einer mit Madoff verbundenen Firma abgezogen hat, davon allein zehn Mio. Dollar nur einen Tag vor seiner Festnahme.

10. März: Die Staatsanwaltschaft legt die Anklage vor. Für die elf Punkte drohen insgesamt bis zu 150 Jahre Haft.

12. März: Madoff bekennt sich vor einem Gericht in New York in allen Anklagepunkten schuldig und bittet seine Opfer um Vergebung. Er wird in Handschellen aus dem Gericht abgeführt und kommt in Untersuchungshaft.

24. Juni: Madoffs Verteidiger plädiert für eine milde Strafe von lediglich zwölf Jahren und spricht von einem Klima der „Rachsucht“.

26. Juni: Das Gericht segnet einen Vergleich ab: Villen, Autos, Jachten und anderes Familienvermögen im Gesamtwert von mehr als 80 Millionen Dollar sollen an die Opfer gehen. Dafür darf Madoffs Frau Ruth 2,5 Millionen Dollar behalten.

29. Juni: Madoff wird von einem New Yorker Gericht zu 150 Jahren Haft verurteilt.