„Ultramoderner Kontrollraum“
Nordkorea hat nach US-Medienberichten heimlich eine neue Anlage zur Urananreicherung gebaut. Vertreter des kommunistischen Landes hätten einem US-Wissenschaftler in der vergangenen Woche eine neue, weitläufige Anlage zur Urananreicherung gezeigt, berichtete die „New York Times“ („NYT“, Onlineausgabe). In der Anlage, deren genauer Ort zunächst unbekannt blieb, seien Hunderte Zentrifugen installiert gewesen.
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Wissenschaftler Siegfried Hecker, der die US-Forschungseinrichtung Los Alamos National Laboratory leitete, sagte der Zeitung demnach, er sei „verblüfft“ gewesen angesichts der ausgeklügelten Anlage. Er habe „Hunderte und Hunderte“ Zentrifugen und einen „ultramodernen Kontrollraum“ gesehen. Nordkoreanischen Angaben zufolge seien dort bereits rund 2.000 Zentrifugen im Einsatz. Er habe das Weiße Haus bereits über die Neuigkeiten informiert, das laut „New York Times“ die Bündnispartner der USA und den US-Kongress unterrichtet habe.
Wird Uran angereichert oder nicht?
Die „New York Times“ zitierte Hecker weiter mit den Worten, dass es ihm verboten worden sei, in der Anlage Fotos zu machen. Auch habe er die Angaben der Nordkoreaner nicht überprüfen können, wonach die Anlage bereits niedrig angereichertes Uran produziere. „Es gibt Gründe, sich zu fragen, ob das wahr ist“, sagte Hecker der Zeitung. Auch bezweifle er, dass Pjöngjang in der Lage sei, das Projekt fertigzustellen. In dem Bericht hieß es weiter, Nordkorea hätte die Anlage ohne ausländische Hilfe so schnell nicht errichten können.
In hoch angereicherter Form kann Uran für den Bau von Atombomben verwendet werden. Die USA verdächtigen das Land bereits seit Jahren, ein Anreicherungsprogramm zum Atombombenbau zu haben. Nach Ansicht von US-Regierungsmitarbeitern hat die neue Anlage zumindest bis April 2009 noch nicht existiert. Damals waren die internationalen Beobachter nach Abbruch der Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm durch Pjöngjang zum Verlassen des Landes aufgefordert worden.
Leichtwasserreaktor entdeckt
Die US-Wissenschaftler hatten bei ihrem Besuch in der Atomanlage Yongbyon in der vergangenen Woche auch den Bau eines neuen Leichtwasserreaktors bestätigt gefunden. Entsprechende Hinweise hatten zuvor bereits Satellitenaufnahmen geliefert. Pjöngjang hatte im März den Bau des Reaktors angekündigt, der mit Brennstoff aus eigener Herstellung versorgt werden soll. Die Bauarbeiten befinden sich nach Angaben der US-Wissenschaftler aber noch in einer sehr frühen Phase.

AP/Digital Globe
Atomanlage Yongbyon
Rückkehr zu Sechsergesprächen noch ungewiss
Pjöngjang hatte erstmals im Oktober 2006 und dann im Mai 2009 Atomwaffen getestet. Kurz vor dem zweiten Test war Nordkorea aus den Sechsergesprächen mit Südkorea, China, den USA, Russland und Japan ausgestiegen. In den vergangenen Monaten signalisierte Pjöngjang wiederholt, es sei bereit, unter bestimmten Bedingungen an den Verhandlungstisch zurückzukehren. US-Präsident Barack Obama sagte in Seoul, erst müsse der Norden „die Aufrichtigkeit seines Anliegens“ unter Beweis stellen.
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