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Sicherheit wie ein Staatschef

Nur eineinhalb Wochen nach dem Tod von Aldi-Gründer Theodor Albrecht steht die Limousine des Multimilliardärs zum Verkauf. Der gepanzerte Wagen hat eine umfangreiche, fast schon bizarre Sicherheitsausstattung. Albrecht war Anfang der 1970er Jahre 17 Tage lang in der Hand von Entführern. Und das hat den Ex-Konzernchef offenbar maßgeblich geprägt.

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Rund 1,5 Millionen Mark soll die Spezialanfertigung 1996 gekostet haben - mit 174.000 Kilometern auf dem Tacho soll die Karosse nun für 100.000 Euro den Besitzer wechseln. Ein Düsseldorfer Autohändler bietet den Mercedes S-Klasse mit seinen absprengbaren Türen an. Der schwarze Mercedes ist von außen unauffällig.

Mit dem Kennzeichen E-ZF 8261 soll Albrecht mit seinem Chauffeur bis eineinhalb Jahre vor seinem Tod unterwegs gewesen sein. Nach einem Sturz war er laut Medienberichten nicht mehr mobil. Der Wagen wurde abgemeldet. Die Sitzbezüge sind einfachste Wahl, das Radio mit einem einfachen Audiokassettenfach ebenfalls. Für Komfort hatte Albrecht offenbar wenig übrig. Der Rest der Limousine könnte dafür direkt aus einem „James Bond“-Film stammen.

Hält Panzerfaust stand

Durch die abgedunkelten Scheiben sieht man von außen nicht, ob jemand im Inneren sitzt. Aber die Limousine hat es in sich: 6,5 Zentimeter dicke Scheiben sollen sogar den Beschuss aus einer Panzerfaust abwehren können. Die Bodenplatte aus härtestem Stahl ist Panzerungskategorie B 7 - das ist Präsidentenklasse, mehr geht nicht.

„In einem baugleichen Auto hat der georgische Präsident Eduard Schewardnadse einen Anschlag mit zwei Panzergranaten überlebt“, sagte Autohändler Michael Fröhlich, der vor allem Oldtimer und ausgefallene Spezialmodelle anbietet. Ein russischer Weinhändler aus Moskau soll schon Interesse signalisiert haben.

Verstecktes Telefon im Kofferraum

Das Auto spiegelt die Angst Albrechts nach seiner Entführung in den 70er Jahren wider. Jahrzehntelang ließ er sich nicht fotografieren, über sein Privatleben war bis zu seinem Tod praktisch nichts bekannt. Und hermetisch abgeschlossen war Albrecht auch in seiner Karosse: Für den Fall eines Giftgasanschlags hat der Wagen eine eigene Sauerstoffversorgung. Per Sender kann das Fahrzeug von außen gestartet werden.

Eine Wechselsprechanlage sorgt für die Kommunikation aus und in die Panzerzelle. Mikrofone können jedes Wort im Umkreis von 30 Metern belauschen. Im Kofferraum ist ein Telefon versteckt, falls etwaige Entführer ihre Geisel dort einsperren. „Er hat offenbar sehr viel Angst gehabt“, sagte Fröhlich.

Alle Türen sind mit Sprengsätzen ausgestattet, auf Knopfdruck lassen sie sich wegsprengen. Auch der Kofferraumdeckel ist entsprechend präpariert. Die Spezialreifen rollen auch nach Maschinengewehrbeschuss weiter. Die Seitenscheiben sind so schwer, dass kein Fenstermotor sie bewegen könnte: „Die haben eine eigene Hydraulik“, so Fröhlich.

„Schwerfällig wie ein Lkw“

Für normalsterbliche Kunden ist der Mercedes aber eher ungeeignet: Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von knapp 15 Liter pro 100 Kilometer ist der Wagen nicht gerade sparsam, im Stadtgebiet sind es laut Homepage des Händlers sogar 21,4 Liter.

Und nachdem die Sicherheit auch ihren Preis hat, hält sich der Fahrkomfort in Grenzen: Selbst der 4,2-Liter-Motor mit 279 PS hat Schwierigkeiten, die 3,5 Tonnen der gepanzerten Limousine in Fahrt zu bringen. Der Wagen „fährt sich schwerfällig wie ein beladener Lkw“, sagte der Händler.

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