Themenüberblick

Firma will „Vermächtnis“ fortsetzen

Aldi-Gründer Theo Albrecht ist tot. Der 88-Jährige sei am Samstag in Essen verstorben, bestätigte Aldi Nord entsprechende Presseberichte am Mittwoch. Albrecht hatte mit seinem älteren Bruder Karl den Lebensmitteldiskonter Aldi gegründet. Die beiden sind die reichsten Deutschen. Über sie ist jedoch kaum etwas bekannt – nicht einmal das genaue Geburtsdatum.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Geschäfte von Aldi Nord mit seinen 50.000 Mitarbeitern leiten schon seit mehreren Jahren die Nachfolger von Theo Albrecht. Der Konzern teilte mit, das Unternehmen trauere um einen Menschen, der „gegenüber seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern bescheiden auftrat und sie immer mit großem Respekt behandelte“.

„Keine Verbindlichkeiten“

Das Unternehmen verliere mit ihm „einen hoch geschätzten Unternehmensgründer und aufrichtigen Menschen“. Aldi Nord dankte Albrecht für sein „stets vorbildliches, engagiertes und mutiges Handeln“. Die Firma wolle „sein Vermächtnis in seinem Sinne respektvoll fortsetzen“.

Albrecht habe seit Beginn seines unternehmerischen Handelns auf „uneingeschränkte finanzielle Solidität“ gesetzt. „Aus diesem Grund hat die Unternehmensgruppe Aldi Nord bis heute keinerlei Verbindlichkeiten.“ Der Firmengründer habe bereits zu Lebzeiten eine Nachfolgeregelung für die Zukunft der Gruppe gefunden. Seit einigen Jahren werde das Unternehmen von Managern geführt, „die unabhängig von Theo Albrecht und seiner Familie alle operativen Entscheidungen treffen“.

Die Erfindung des Diskonters

Albrecht entstammte einer Kaufmannsfamilie. 1946 übernahm er nach einer Lehre im elterlichen Feinkostladen das Geschäft zusammen mit seinem Bruder. In den folgenden Jahren bauten sie es zu einem Einzelhandelsimperium aus.

Familie auf Geschäft angewiesen

Die aus dem Krieg zurückgekehrten Brüder übernahmen das Lebensmittelgeschäft der Mutter, die sich damit ein kleines Zusatzeinkommen verdiente. Da der Vater wegen einer Staublunge nicht mehr als Bergmann arbeiten konnte, war die Familie auf das Geschäft angewiesen. Aus dem Geschäft wurde schon bald eine kleine Kette.

Anfang der 60er Jahre teilten die beiden Brüder dann das Unternehmen in einen Teil für den Süden und einen weiteren für den Norden Deutschlands auf und führten das Diskontsystem in Deutschland ein. 1962 wurde der erste Aldi-Markt (Albrecht-Discount) in Dortmund eröffnet.

Mit Maßnahmen wie einer konsequenten Reduzierung der Produktpalette boten sie Lebensmittel in Deutschland bald äußerst billig an und sicherten sich bis heute zunehmend Marktanteile. Knapp zehn Jahre später überzog Aldi bereits rund 300 deutsche Städte mit einem Netz von 600 Filialen.

Schnelle Expansion

Bereits in den 70er Jahren hatte die Kette eine Auslandsexpansion gestartet, die sie neben mehreren europäischen Ländern unter anderem auch in die USA und nach Australien führte. Rund 8.200 Aldi-Filialen gibt es heute. In Österreich tritt die Kette unter dem Namen Hofer auf.

Formaljuristisch sind Aldi Nord und Aldi Süd in Deutschland, die jeweils in rund 30 Regionalgesellschaften untergliedert sind, unabhängig. Branchenkennern zufolge arbeitet man aber trotzdem eng zusammen, wenn es etwa um die Weiterentwicklung des Angebots, Produktion und Einkauf geht. Die Gewinne fließen in zwei Familienstiftungen.

Nicht mehr von Sturz erholt

Der Unternehmer war laut „Spiegel“ (Online-Ausgabe) seit längerer Zeit schwer krank. Im Sommer vergangenen Jahres verbrachte er demnach nach einem Sturz mehrere Wochen in einem Krankenhaus in Essen. Er erholte sich den Angaben zufolge nicht mehr und war zuletzt ein Pflegefall. Er wurde am Mittwoch im engsten Familienkreis beigesetzt. Mit seiner Frau Cilly war er seit 1949 verheiratet. Das Paar hatte zwei Söhne, Theo Junior (59) und Berthold (56). Beide sind ebenfalls im Aldi-Imperium tätig.

Theo Albrecht war laut der Liste des US-Magazins „Forbes“ der zweitreichste Deutsche mit einem Vermögen von knapp 17 Milliarden Euro. Reicher ist in Deutschland nur sein Bruder Karl.

Nur durch Entführung in der Öffentlichkeit

Theo scheute wie sein Bruder die Öffentlichkeit: Weder der genaue Geburtstag noch der Geburtsort gelten als gesichert. Einige Biografen nennen den 13. März 1922, andere Quellen sprechen vom 28. März. Albrecht sammelte angeblich historische Schreibmaschinen, züchtete Orchideen und spielte Golf.

Nur einmal wurde er fotografiert: 1971 wurde Albrecht zum Opfer eines spektakulären Entführungsfalls. Erst nach 17 Tagen und nach der Zahlung eines Lösegelds von sieben Millionen DM (3,58 Mio. Euro) wurde der Unternehmer wieder freigelassen. Wenige Jahre später erregte der seit der Entführung noch zurückgezogener lebende Unternehmer Aufsehen, als er vor dem Düsseldorfer Finanzgericht die volle steuerliche Absetzbarkeit seiner materiellen Entführungsschäden einklagte.

Links: