Weiter keine umfassende Lösung in Sicht
Die Gesundheitsbehörde im Hafen von Catania auf Sizilien hat den sofortigen Ausstieg von 17 der 150 Geflüchteten an Bord des Rettungsschiffs „Diciotti“ angeordnet - 12 von ihnen wurden ins Garibaldi-Krankenhaus gebracht, wie die Zeitung „La Repubblica“ (Online-Ausgabe) berichtete. Drei Männer leiden an Tuberkulose, weitere zwei an Lungenentzündung, hieß es.
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Die Frauen wurden in die Gynäkologie-Abteilung des Spitals eingeliefert. Mehrere Migranten würden außerdem an Krätze oder Harnwegsinfektionen leiden. Fünf Frauen weigerten sich laut Berichten in italienischen Medien, das Schiff zu verlassen - sie wollten nicht von Familienangehörigen getrennt werden.
Hygienische Lage überprüft
Inspektoren des italienischen Gesundheitsministeriums waren zuvor an Bord des Schiffes gegangen, um die hygienische Lage zu prüfen. Aus Protest gegen ihre Festsetzung auf dem Schiff waren mehrere Migranten in einen Hungerstreik getreten. Seit fünf Tagen warten die Geflüchteten darauf, an Land gehen zu können. Der Einsatz der Inspektoren war vom Kapitän der „Diciotti“ gefordert worden. Er hatte in Rom auf den Ausstieg der Geflüchteten gedrängt, da die Lage an Bord „extrem kritisch“ sei.
Albanien nimmt 20 Menschen auf
Die übrigen Geflüchteten an Bord des Schiffes will Innenminister Matteo Salvini erst aussteigen lassen, sobald ihre Verteilung auf weitere EU-Staaten geklärt ist. „Ich arbeite mit guten Aussichten für eine positive Lösung“, so Salvini laut Medienangaben.

AP/ANSA/Orietta Scardino
Der Streit hat sich an der Verteilung der Geflüchteten auf dem Schiff der italienischen Küstenwache „Diciotti“ entzündet
Am Samstagabend gab das italienische Außenministerium bekannt, dass Albanien zwanzig Menschen aufnimmt. „Außenminister Enzo Moavero Milanesi dankt Albanien für den Beschluss zur Aufnahme von 20 Migranten, die sich an Bord der ‚Diciotti‘ befinden. Das ist ein Zeichen großer Freundschaft und Solidarität, die Italien sehr schätzt“, hieß es in einem Tweet des Ministeriums.
NGOs reichen Klage ein
Vertreter von 14 EU-Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, in Brüssel hatten vergeblich versucht, eine Einigung über die Verteilung von aus Seenot im Mittelmeer geretteten Geflüchteten zu erzielen. Der italienische Außenminister Enzo Moavero Milanesi sagte, dass die Verhandlungen mit den EU-Partnern weitergingen.
Eine Gruppe von NGOs hat indes bei einem Verwaltungsgericht in Catania eine Klage gegen das italienische Innenministerium eingereicht. Den Geflüchteten die Landung in Catania zu verweigern ist laut den Hilfsorganisationen illegal. Menschenrechtsaktivisten veranstalteten am Samstag eine Solidaritätsdemonstration für die Geflüchteten. „Lasst sie an Land gehen“, war auf Transparenten zu lesen. Zur Demonstration riefen mehrere Hilfsorganisationen und katholische Verbände auf.
UNHCR und Kirche fordern Lösung
Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die EU-Mitgliedsstaaten aufgerufen, so rasch wie möglich eine Lösung für die Geflüchteten zu finden. UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi meinte, dass ein Konkurrenzkampf unter den EU-Mitgliedsstaaten ausgebrochen sei, wer die geringste Verantwortung für die im Meer geretteten Geflüchteten übernehme.
„Es ist gefährlich und unmoralisch, das Leben der Flüchtlinge aufs Spiel zu setzen, während die Staaten mit einem politischen Machtkampf für langfristige Lösungen in der Migrationsproblematik beschäftigt sind“, schrieb Grandi in einer Presseaussendung.
Auch die katholische Kirche drängt auf eine umgehende Lösung für die Geflüchteten. „An Bord dieses Schiffes befinden sich leidende Menschen. Wären sie Tiere, würde man sie besser behandeln. Wer einen Hund aussetzt, wird rechtlich verfolgt, während hier Menschen im Meer sich selbst überlassen werden“, sagte Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof der sizilianischen Stadt Agrigent und Präsident der italienischen Caritas im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“ (Samstag-Ausgabe).
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