Offenbar Bezahlung für Ex-Playmate
Der Nachrichtensender CNN hat am Dienstag eine Tonaufnahme eines Telefonats veröffentlicht, in der US-Präsident Donald Trump mit seinem damaligen Anwalt Michael Cohen offenbar über eine Bezahlung an das Model und ehemalige Playmate Karen McDougal spricht. Das Gespräch habe im September 2016 stattgefunden, als Trumps Wahlkampf in vollem Gange war.
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Trumps angebliche Affäre mit dem früheren Playmate soll bereits im Jahr 2006 stattgefunden und zehn Monate gedauert haben. Zu diesem Zeitpunkt war Trump schon mit seiner Ehefrau Melania verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn Barron war bereits geboren und Trump war TV-Host der US-Reality-Show „The Apprentice“.

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Playboy-Gründer Hugh Hefner und McDougal im Jahr 1998
In der heimlich aufgezeichneten Konversation springen Trump und sein Anwalt von einem Gesprächsthema zum nächsten, dazwischen sind auch immer wieder andere Stimmen zu hören. Trump soll sich in seinen Räumlichkeiten im Trump Tower aufgehalten haben. Einige Passagen der Konversationen sind nicht klar verständlich. Dennoch sind die Aufnahmen für viele Beobachterinnen und Beobachter eindeutig: Der US-Präsident und Cohen würden darüber diskutieren, die Rechte für McDougals Geschichte über eine angebliche Affäre mit Trump zu kaufen. Heute ist bekannt, dass McDougal diese an die US-Illustrierte „National Enquirer“ verkauft hatte.
„Also was müssen wir dafür bezahlen?“
Cohen sagt in den Aufnahmen: „Ich muss eine Firma eröffnen für den Transfer all dieser Informationen, die unseren Freund David betreffen.“ CNN nimmt an, dass es sich dabei um Trumps Freund David Pecker handelt. Er ist der Chef von American Media, dem Mutterunternehmen vom „Enquirer“. „Also was müssen wir dafür bezahlen? 150?“, fragt Trump. Berichten zufolge habe McDougal genau 150.000 US-Dollar (etwa 128.000 Euro) vom „Enquirer“ für ihre Geschichte erhalten.
In einer Vereinbarung mit der Illustrierten habe das frühere Playmate laut eigenen Angaben auch unterschrieben, dass sie nicht öffentlich über die angebliche Affäre sprechen darf. McDougals Geschichte wurde am Ende nie veröffentlicht. Das Blatt soll sich die Exklusivrechte Berichten zufolge nur gesichert haben, damit die angebliche Affäre nicht öffentlich wird. Die Methode ist in den USA als „catch and kill“ bekannt (zu Deutsch: „fange und vernichte“).
In den nun öffentlich gemachten Aufnahmen spricht Cohen weiter über „Finanzierungen“. „Was für eine Finanzierung?“ fragt Trump. Cohen antwortet: „Wir werden bezahlen müssen.“ Danach hört man Trump aus dem Hintergrund, wie er Cohen unterbricht: „Bezahle mit Cash.“ Jedoch geht aus den Aufnahmen nicht klar hervor, ob es eine Anweisung des damaligen Präsidentschaftskandidaten sein soll. Cohen entgegnet darauf jedenfalls klar mit: „Nein, nein, nein.“ Danach wird das Gespräch undeutlich, Trump sagt noch das Wort „Scheck“.
Ermittlungen gegen Cohen
Zum Zeitpunkt der Aufnahmen gehörte Cohen zum engen Kreis von Trumps Rechtsberatern und Anwälten während des US-Wahlkampfs. Die BBC schreibt sogar davon, Cohen hätte sich damals jederzeit für Trump geopfert. Doch das Blatt hat sich gewendet, denn seit einiger Zeit laufen gegen Cohen FBI-Ermittlungen, im Zuge derer auch die Tonbänder auf Cohens Anwesen gefunden wurden. Gegen den Anwalt wird wegen Bankbetrugs, Scheckbetrugs und Verletzung der Finanzierungsregeln für den Wahlkampf ermittelt.

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Cohen empfindet laut eigener Angaben nun mehr Loyalität für seine Familie als für den US-Präsidenten
Die Untersuchungen dazu konzentrieren sich allerdings auf einen anderen bekannten Fall in der Reihe der vermeintlichen Vertuschungsaktionen von Trumps angeblichen Affären - jenen, der die Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels betrifft. Seither wurde immer wieder darüber spekuliert, ob er einen Deal mit den Behörden machen würde. In einem Interview mit ABC News vor ein paar Wochen sagte Cohen, er habe erkannt, dass er für seine Familie und das Land mehr Loyalität empfinde als für seinen früheren Boss.
CNN: Trump war involviert
Die Tonbandaufnahmen könnten den US-Präsidenten jedenfalls in Erklärungsnot bringen. Das US-Justizministerium überprüft derzeit etwaige Schweigegeldzahlungen von Trumps Wahlkampfteam an mehrere Frauen, die behaupten, sie hätten eine Affäre mit dem US-Präsidenten vor seiner Amtszeit gehabt. Für Trump ist das deshalb problematisch, weil geheime Zahlungen eines Präsidentschaftskandidaten als Rechtsverstoß gewertet werden könnten.

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Trump hatte eine Affäre und Zahlungen an McDougal immer geleugnet
Was klar aus den Aufnahmen hervorgehe, so CNN, sei, dass Trump in die Diskussion über Zahlungen für die Rechte an McDougals Geschichte involviert gewesen sein musste. Bisher hatte der US-Präsident nämlich genau das geleugnet: Er stritt sowohl eine Affäre mit dem Model als auch eine angebliche Bezahlung stets ab. Erst diese Woche äußerte sich Sarah Huckabee Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses dazu. „Der Präsident bleibt dabei, dass er nichts Falsches getan hat“, sagte Sanders. Was Trump jedoch bereits zugegeben hatte, ist, dass er Cohen bezahlt hatte und dieser dann - ohne Trumps Wissen - Schweigegeld an Stormy Daniels zahlte.
In einem aktuellen Tweet reagierte Trump bereits auf die Tonaufnahmen: „Was ist das für ein Anwalt, der seinen Klienten aufnimmt? So traurig!“ Und weiter: „Wie kann es sein, dass die Aufnahme gerade dann abrupt abbricht (geschnitten wurde), als ich vermutlich gerade positive Dinge gesagt habe?“
In der Causa McDougal ist nun Trumps jetziger Anwalt und früherer Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, an der Reihe. Er muss die Wogen glätten und äußerte sich bereits öffentlich. Giuliani bestreitet im Namen Trumps alle Annahmen über illegale Zahlungen an Frauen. Kein Geld sei von Trumps Team an McDougal bezahlt worden. Der Nachrichtenagentur AP teilte Giuliani mit, in der Aufnahme sage Trump ganz deutlich: „Bezahle nicht mit Cash.“
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