Jurypreis ging an „Foxtrot“
Die 74. Filmfestspiele von Venedig sind am Samstagabend mit einer Verbeugung vor der Fantasie zu Ende gegangen: Mit Guillermo del Toros „The Shape Of Water“ gewann ein märchenhaftes Drama den Hauptpreis des renommierten Wettbewerbs. Darin verliebt sich die stumme Elisa, gespielt von Sally Hawkins, in einen mysteriösen Amphibien-Mann.
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Der Film ist eine US-Produktion, es ist der erste Goldene Löwe für einen mexikanischen Regisseur. Der 52 Jahre alte del Toro („Pans Labyrinth“) kreierte rund um das im Wasser lebende Fabelwesen eine spektakuläre Welt, angesiedelt in den USA der 1960er Jahre. In weiteren Rollen sind Doug Jones und Octavia Spencer zu sehen. Der Streifen kommt Ende des Jahres in die US-Kinos.
Del Toro widmete dem Preis am Samstagabend jungen lateinamerikanischen Filmemachern. „Wenn ihr rein bleibt und dem treu bleibt, an das ihr wirklich glaubt - in meinem Fall an Monster -, könnt ihr alles tun, was ihr wollt“, sagte Del Toro bei der Preisverleihung auf dem Lido.
Der zweitwichtigste Preis des Festivals, der Große Preis der Jury, ging an die deutsche Koproduktion „Foxtrot“. Das Drama des israelischen Regisseurs Samuel Maoz erzählt vom Tod eines jungen Soldaten und wie seine Familie damit umgeht.

Filmfestspiele Venedig
Die Geschichte über des Amphibien-Manns Liebe bescherte Del Toro den Goldenen Löwen
Rampling als „Hannah“
Als bester Schauspieler wurde Kamel El Basha für „The Insult“ geehrt. In dem Drama von Ziad Doueiri spielt er einen palästinensischen Bauarbeiter, dessen Streit mit einem Anwohner einer Baustelle in Beirut so eskaliert, dass die libanesische Stadt fast vor einem Bürgerkrieg steht.
Die Britin Charlotte Rampling nahm die Auszeichnung als beste Schauspielerin entgegen. Die 71 Jahre alte Rampling spielt in dem Drama „Hannah“ des italienischen Regisseurs Andrea Pallaoro eine einsame Frau, die ihr Leben nach der Verhaftung ihres Mannes neu ordnen muss.
Gleich zwei Auszeichnungen gingen an den Franzosen Xavier Legrand. Der junge Regisseur wurde für sein bedrückendes Scheidungsdrama „Jusqu’a la garde“ mit dem Silbernen Löwen als Preis für die beste Regie geehrt. Zuvor hatte er bereits den Luigi-De-Laurentiis-Preis für einen Debütfilm bekommen.
Marcello-Mastroianni-Preis an Plummer
Der Ire Martin McDonagh gewann die Trophäe für das beste Drehbuch - bei der Tragikomödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ hatte er auch Regie geführt. Der Spezialpreis der Jury wurde an „Sweet Country“ des Australiers Warwick Thornton vergeben, der von Gewalt weißer Siedler an Aborigines erzählt.
Der junge US-Amerikaner Charlie Plummer wurde mit dem Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Jungdarsteller geehrt. Der 18-Jährige spielt in dem Drama „Lean on Pete“ des Briten Andrew Haigh einen verzweifelten Heranwachsenden.
Virtuelle Realität in Venedig
Im Wettbewerbsprogramm traten 21 Filme an, einen klaren Favoriten hatte es nicht gegeben. Die internationalen Jury wurde von Annette Bening geleitet. Das Festival auf dem Lido gilt als gute Gelegenheit, Filme mit Oscar-Ambitionen vorzustellen. In den vergangenen Jahren waren die Filme „Birdman“, „Gravity“ und „La La Land“ in Venedig ausgezeichnet worden, bevor sie bei der Oscar-Gala in Los Angeles abräumten.
Beim ältesten Filmfestival der Welt gab es heuer auch zukunftsweisende Neuerungen: Erstmals wurden auch Virtual-Reality-Beiträge ausgezeichnet. Als bestes VR-Werk zeichnete die Jury den 16 Minuten langen Film „Arden’s Wake“ des US-Regisseurs Eugene YK Chung aus. Für die Installation „La Camera Insabbiata“ von Laurie Anderson und Hsin-Chien Huang gab es den Preis „Best VR Experience“. „Bloodless“ der Südkoreanerin Gina Kim bekam den „VR Story Award“. Der Film erzählt von den Vergewaltigungen südkoreanischer Frauen durch US-amerikanische Soldaten.
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