Themenüberblick

Die Zukunft der künstlichen Intelligenz

Noch bis zum 11. September treffen sich in Linz wieder Kunst, Technologie und Gesellschaft auf der Ars Electronica. Zwischen PostCity und Bruckner Universität dreht sich in diesem Jahr alles um Artificial Intelligence (AI), das „andere Ich“ und die Zukunft der Beziehung zwischen Mensch und Maschine.

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Zum dritten Mal in Folge dienen die Hallen des alten Post- und Paketverteilzentrums nahe dem Linzer Bahnhof der Ars Electronica als Festivalzentrale. Vom Atombunker im Keller bis zum Dach des Gebäudes und zurück finden sich zahlreiche Aussteller, Installationen und Performances, die eine Brücke zwischen Kunst und Technik schlagen.

Ars Electronica 2017 "Artificial Intelligence. Das andere Ich"

Florian Voggeneder

Der Sexpuppenroboter „Samantha“ ist geduldig. Da darf man ruhig lesen.

Ungeahnte Dimensionen

Die ausgedehnten Gänge und Räumlichkeiten im Untergeschoß der Festivalzentrale werden heuer erstmals zusätzlich als Ausstellungsräume genutzt und führen den Besucher, als harten Kontrast zu den begrünten Räumen im Erdgeschoß, in ein dunkles Labyrinth aus Gängen und Ecken, hinter denen sich tief dröhnende Sound- und bunt blinkende Lichtinstallationen abwechseln.

Wie man es von der Ars Electronica nicht anders erwartet, sind die Eindrücke, die hier akustisch und visuell auf einen einprasseln, immens und intensiv. Die Weitläufigkeit der PostCity trägt allerdings dazu bei, dass man immerhin nicht zusätzlich von Menschenmassen erdrückt wird.

Let the Ars guide you

2017 bietet die Ars Electronica ihr bisher umfangreichstes Programm mit über 500 Events von und mit über 1.000 internationalen Ausstellern, Künstlern, Technologen, Aktivisten, Unternehmern und einigen Neuerungen. Für den Anfang empfiehlt es sich deshalb, direkt den „We Guide You“–Service in Anspruch zu nehmen, bevor man den Überblick und sich selbst im Angebot verliert.

Ars Electronica 2017 "Artificial Intelligence. Das andere Ich"

Florian Voggeneder

„Training 2038“ von Kitchen Budapest (HU) im Ars Electronica Center

Das Programm bietet diverse Touren, die den Besuchern sämtliche Ausstellungen und Werke näherbringen sollen. In unterschiedlichen „Expert“ und „Highlight Tours“ wird der eine oder andere Höhepunkt des Festivals vorgestellt und auf Schwerpunkte eingegangen, die „Community Parcours“ werden in zehn Sprachen und kostenlos angeboten.

Von DIY bis Mind Control

Neu ist auch das „Small Cities Forum“, welches sich mit dem Innovationspotenzial kleiner Städte, wie beispielsweise Linz, beschäftigt. „Future in a Nutshell“ gibt einen einmaligen kompakten Ausblick auf die wichtigsten technologischen Veränderungen der nächsten zehn Jahre – auch für Laien verständlich erklärt.

Wem das allerdings nicht anspruchsvoll genug ist, der sollte einen Blick auf den „BR41N.IO Hackathon“ werfen. Hier haben Hacker, Ingenieure, Programmierer, Ärzte und Designer 24 Stunden Zeit, in Teams an Brain-Computer-Interfaces zu tüfteln, die es ermöglichen sollen, Drohnen und Roboter allein mittels Gedanken zu steuern.

Feminismus und ein Sexroboter

Ebenso wie die auf der „Ars“ stets thematisierte gemeinsame Schnittfläche von Kunst und Wissenschaft gewinnt auch der Austausch zwischen Medienkünstlern und Galerien zunehmend an Bedeutung, genau wie die Wartung und Erhaltung der Medienkunst und aufkommende neue Ideen und Konzepte des Onlinekunstmarktes. Die „Gallery Spaces“ bieten diesem nicht unwichtigen Thema eine Ausstellungsfläche von über 1.000 Quadratmetern.

TV-Hinweis

ORF2 zeigt am Montag um 23.00 Uhr in „kulturMontag“ das TV-Projekt „Homo Digitalis“ bei der Ars Electronica - mehr dazu in tv.ORF.at.

Den Schwerpunkt der diesjährigen „Campus Exhibition“ stellt das Department of Design Media Arts der UCLA mit ihrer Schau „Feminist Climate Change: Beyond the Binary“, die Feminismus, Medienkunst und den Klimawandel verbindet. Hintergrund für diesen spannenden Ansatz sind der hohe Anteil an Frauen unter der armen Weltbevölkerung und der Einfluss des Klimawandels auf deren Zukunft und die Gefährdung ihres Überlebens.

Die „Mini Maker-Faire“ bietet DIY zum Anfassen, Workshops zum Mitmachen sowie viele Stationen und Führungen für große, aber auch kleine Festivalbesucher, während die andere Seite der PostCity unter dem Titel „Artificial Intimacy“ (auf)klärt, ob Liebe zwischen Mensch und Roboter möglich oder gar die Zukunft ist. Zutritt ab 18, dank smarter Sexspielzeuge und Tools wie dem „Kissenger“, einer Erfindung für Long-Distance-Knutschen via Smartphone, und Sexroboter „Samantha“.

Sonic Saturday bis Music Monday

Auch das musikalische Rahmenprogramm darf wie gewohnt nicht fehlen und spielt sich heuer wieder zwischen der Klangwolke im Donaupark und der Großen Konzertnacht am Sonntag mit Orchestermusik und digitalen Klängen ab. Während der Sonic Saturday und der Music Monday die Gelegenheit bieten, mit den Künstlern und Musikern des Festivals in Kontakt zu treten, dirigiert Markus Poschner das Bruckner Orchester und stellt seine Konzertnacht unter das Motto „Aufbruch“.

Ars Electronica 2017 "Artificial Intelligence. Das andere Ich"

Tom Mesic

Vexation ist ein Musikinstrument, gemacht, um Erik Saties Komposition „Vexation“ zu spielen

Das musikalische Highlight dieses Jahres dürfte aber wohl „20 Etudes for 20 Etudes“ werden. Zwanzig in Echtzeit parametergesteuerte Visualisierungen für Philip Glass’ „Twenty Etudes for Piano“, aufgeführt von Maki Namekawa. Die Basis für die Stücke, die mit in Echtzeit generierter CGI (Computer Generated Imagery) entstehen und unmittelbar auf die Musik reagieren, ist die umfassende Analyse des Audiosignals von zwei Mikrofonen in der Nähe des Klaviers.

AI - Freund oder Feind?

Trotz aller Begeisterung und Zurschaustellung beeindruckender technischer Innovationen beschäftigt sich die Ars Electronica auch kritisch mit dem Thema AI und will keineswegs nur die Zukunft einer vom Menschen geschaffenen Intelligenz als Nonplusultra lobpreisen, sondern setzt sich durchaus auch mit den schlimmsten Befürchtungen des Menschen auseinander. Kann eine Maschine meinen Job bald besser als ich selbst ausführen? Wird ein Roboter mich ersetzen?

Die Schau „Point Zero – Human.0, Machine.0, Data.0“ zeigt einerseits das hohe Potenzial einer künstlichen Intelligenz und ihre Möglichkeit, den Mensch in seinen Fähigkeiten perfekt zu ergänzen, andererseits befasst sie sich auch mit nahezu apokalyptischen Szenarien und oben genannten Was-wäre-wenn-Fragen.

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