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„Größter TV-Star der Geschichte“

Eine umfassende „Imagepolitur“ für den als „Kunden Nummer eins“ bezeichneten US-Präsidenten Donald Trump, aber auch eine Verschärfung der Regeln für dessen Belegschaft, aus der es noch „faule Eier“ zu entfernen gilt: Anthony Scaramucci hatte große Pläne für die Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses, wie aus einem nun aufgetauchten Memo hervorgeht, das er am Tag vor seinem Rauswurf verfasste.

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Scaramucci gab das mit 30. Juli datierte Dokument offenbar selbst US-Medien. Einen für Freitag geplanten Termin, in dem er seine Version in der Öffentlichkeit darstellen wollte, warum er nach nur zehn Tagen im Amt seinen Posten wieder räumen musste, sagte er unterdessen wieder ab.

To-do-Liste mit Kelly-Treffen

Am Ende von Scaramuccis unter anderem von CNN und Buzzfeed veröffentlichten „Kommunikationsplan“ findet sich auch eine To-do-Liste. Als erster Punkt ist dort ein Treffen mit John Kelly angeführt, der allerdings noch am Tag seiner Angelobung als Stabschef für den Rauswurf von Scaramucci sorgte.

Mit den Worten „ich brauche seinen Einblick und seine Hilfe“ war auch ein Treffen mit Trumps Chefstrategen Steve Bannon notiert, über den er wenige Tage zuvor gegenüber einem „New Yorker“-Journalisten noch wenig Schmeichelhaftes zu sagen wusste - was wohl auch das schnelle Ende seiner Blitzkarriere im Weißen Haus provozierte. Zur Erinnerung: Scaramucci sagte nach Darstellung des Journalisten Ryan Lizza: „Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen.“

„Kummerkasten“ für Journalisten

Scaramucci wollte auch das seit dem Amtsantritt von Trump angeschlagene Verhältnis des Weißen Hauses zu den Medien auf neue Beine stellen. Laut seinem „Kommunikationsplan“ war etwa ein „Kummerkasten“ geplant. „POTUS“, wie das Kürzel des US-Präsidenten lautet, könne den Kampf mit den Medien suchen, die Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses allerdings nicht, wie in Scaramuccis Memo zu lesen ist. Auf Scaramuccis Agenda stand auch eine Verbesserung der Kommunikation mit dem Washingtoner Politbetrieb, allen voran den Abgeordneten des Kongresses.

Für seine Abteilung plante Scaramucci eine „sofortige“ Umsetzung „einer Reihe von Professionalisierungsinitiativen“. Gute Arbeit wollte der geschasste Kommunikationschef auf „formalem Weg“ würdigen, unter „Priorität #1“ findet sich aber auch der Vorsatz, interne Machtspiele und Lecks im Weißen Haus abzudrehen. „Wir werden faule Eier eliminieren und eine mächtige Nachricht an die restlichen Mitarbeiter senden, dass gut gemeinte Fehler akzeptabel sind, aber Fehlverhalten nicht.“ Unter seiner Führung dürfe zudem niemand mehr das Haus verlassen, bevor nicht jeder Anruf und jede Mail beantwortet wurde.

„Bester Golfspieler, der je als Präsident diente“

Ins Zentrum seiner Vorhaben stellte Scaramucci schließlich, wenn auch erst ab „Priorität #2“, eine „Imagepolitur“ für Trump. Mit der Darstellung Trumps als bester Golfspieler, der je als Präsident diente, wollte Scaramucci versuchen, Trump zu „vermenschlichen“. Die Menschen seien vom Leben ihrer Präsidenten und den Vorgängen im Weißen Haus fasziniert, wie Scaramucci in seinem Memo weiter vermerkte, und „POTUS ist der größte TV-Star der Geschichte“. Scaramucci ortete auch hier noch Verbesserungspotenzial und plante mit der „The President Donald J. Trump“-Show bereits „das nächste Level“.

„Priorität #5 - Jobs, Jobs Jobs“

Abseits traditioneller Pressekonferenzen sollte Trump laut Scaramuccis Planspielen „via Facebook live und/oder anderen sozialen Medienplattformen“ zudem verstärkt mit US-Bürgern direkt in Kontakt treten. Unter „Priorität #5 - Jobs, Jobs, Jobs“ listet Scaramucci schließlich auch seine Vorstellungen für die vom Weißen Haus nach außen zu kommunizierenden Themenschwerpunkte. Trump solle etwa für Vertrauen stehen, und „Vertrauen = mehr Jobs“.

Jedes positive Stück an Wirtschaftsdaten sollte im „Ökosystem“ der Kommunikation widerhallen, so Scaramucci in seinem Memo. Grundsätzlich wollte er Trump aber ohnehin mit mehr Möglichkeiten für positive Ankündigungen und die Amerikaner mit einer Art Ohrwurm versorgen: Der Slogan „Make America great again“ sollte in keiner Aussendung des Weißen Hauses mehr fehlen.

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