Tausende nach China geflohen
Myanmar sieht sich derzeit gleich in zwei ethnische Konflikte verwickelt. In den vergangenen Monaten geriet vor allem das harte Vorgehen gegen die Rohingya in die Schlagzeilen: Nun ist auch im Nordosten ein Konflikt wieder ausgebrochen. Gefechte zwischen Soldaten und Rebellen haben seit Anfang März Zehntausende Menschen nach China vertrieben.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Schon Anfang März nannte das chinesische Außenministerium die Zahl von 20.000 Flüchtlinge. Die Flüchtlinge würden mit humanitärer Hilfe versorgt, damit sie „vorerst dem Krieg entkommen“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.
Gefechte mit Dutzenden Toten
Die Rebellengruppe MNDAA hatte Anfang März überraschend Militär- und Polizeistellungen in der Stadt Laukkai im Bundesstaat Shan angegriffen. Bei den anschließenden Gefechten wurden mindestens 36 Menschen getötet. Die Rebellen gehören einer ethnischen Minderheit an. Die MNDAA begründete ihren Angriff mit einem „zunehmenden militärischen Druck“ auf die Nördliche Allianz, einen Zusammenschluss von vier Rebellengruppen.
In den Monaten vor der Eskalation hatte es in der Grenzregion zu China immer wieder Kämpfe zwischen myanmarischen Truppen und gut bewaffneten Rebellengruppen gegeben. Nach Armeeangaben flohen bereits zwischen November und März mehr als 20.000 Menschen aus den Bundesstaaten Shan und Kachin nach China. Seit Ende 2016 gab es bereits mehr als 160 Tote.
Chinesische Sprache und Währung
Viele Volksgruppen in der Grenzregion haben enge kulturelle Verbindungen zum Nachbarland, sprechen chinesische Dialekte und verwenden die chinesische Währung Yuan. Beobachtern zufolge hat Peking einen großen Einfluss auf die Rebellen in der Region. China spielt auch eine Rolle in dem Friedensprozess, um dessen Wiederbelebung sich Myanmars De-facto-Regierungschefin, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bemüht. Peking forderte zuletzt einen Waffenstillstand.
Der Konflikt flammt immer wieder auf: Anfang 2015 waren bei Gefechten zwischen Kokang-Rebellen und der Armee Dutzende Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten. Zehntausende Menschen flohen über die Grenze nach China. Weiterhin kämpft die myanmarische Armee auch gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in der Provinz Rakhine, die seit Oktober von der Außenwelt abgeriegelt ist. Mit ein Grund für den neuerlichen Ausbruch von Unruhen ist der Plan, die Rohingya auf eine unbewohnte, hochwassergefährdete Insel auszusiedeln.
„Lieber erschossen als von der Natur umgebracht“
„Sie werden lieber erschossen, als von der Natur umgebracht zu werden“, sagte Rohingya-Vertreter Noor Hafiz. Ein Behördenvertreter hatte schon im Jänner zu bedenken gegeben, dass die 2.430 Hektar große Insel nur im Winter zugänglich und ein Rückzugsort für Piraten sei. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nannte die Idee, die hochwassergefährdete Insel mit Flüchtlingen zu besiedeln, „lächerlich“ und forderte, den „grausamen und nicht umsetzbaren Plan aufzugeben“.
Die in bitterer Armut lebenden Rohingya gelten als eine der am schlimmsten verfolgten Minderheiten der Welt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit in Myanmar betrachten die muslimischen Rohingya als illegal eingewanderte Staatenlose aus Bangladesch, obwohl viele von ihnen schon seit Generationen in Myanmar leben. In Bangladesch leben nach Schätzungen der Regierung in Dhaka weit über 400.000 Angehörige der muslimischen Minderheit in Flüchtlingscamps unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Links: