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Fabriken ignorierten Alarmstufe Rot

Chinas Umweltministerium hat am Donnerstag vor einer Verschärfung der Smogsituation im Norden des Landes gewarnt. Eine ungünstige Wetterlage könne über den Jahreswechsel zu einer weiteren Zunahme der Luftverschmutzung in der Region Peking-Tianjin-Hebei sowie in deren Nachbarprovinzen führen, erklärte das Ministerium.

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In Peking gelte von Freitag bis Montag die zweithöchste von vier Warnstufen zur Luftverschmutzung. Die lokalen Verwaltungen wurden aufgefordert, Maßnahmen zur Smogreduzierung zu ergreifen. Bereits seit Tagen wird die Industrieregion im Norden Chinas von einer extremen Luftverschmutzung geplagt. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerte für die Feinstaubbelastung wurden um das Hundertfache überschritten.

Die starke Luftverschmutzung ist in den Region eine fast alltägliche Belastung geworden, besonders allerdings im Winter, da der größte Teil des hohen Energiebedarfs durch Kohle gedeckt wird. Trotz eines von der Regierung verhängten Produktionsstopps Mitte Dezember wurde in zahlreichen Unternehmen weiter gearbeitet.

Peking und über 20 andere Städte hatten erst kurz vor Weihnachten die höchste Smogalarmstufe Rot ausgerufen, die Fahrverbote, Fabriks- und Schulschließungen zur Folge hatte. Messungen für gefährlichen Feinstaub ergaben Werte von über 430 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - das Siebzehnfache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Feinstaubbelastung sprengt Skala

In einigen Städten erreichte die Konzentration von gefährlichem Feinstaub, der über die Lunge ins Blut gelangen und Krebs verursachen kann, solche Ausmaße, dass sie auf Chinas offizieller Skala für Luftqualität nicht mehr erfasst werden konnte.

„Der Smog ist so üblich geworden, dass viele die Hoffnung aufgegeben haben, dass etwas dagegen getan werden kann“, berichtete Xinhua über die schlechte Luft in der Hauptstadt. Dichter Autoverkehr, dreckige Fabriken und Kraftwerke, aber auch die Verbrennung von Kohle, mit der in den Wintermonaten im Norden des Landes geheizt wird, gelten als Hauptursachen für den immer wiederkehrenden Smog.

Greenpeace fordert Regierung zum Handeln auf

Greenpeace warnte vergangene Woche davor, dass bereits mehr als 460 Millionen Menschen in sechs Provinzen von der aktuellen Smogglocke betroffen und „stark verschmutzter“ oder „gefährlicher“ Luft ausgeliefert seien. Die Umweltorganisation forderte Peking auf, entschlossener vorzugehen und nicht nur neue Umweltgesetze zu beschließen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden. Fortschritte, die Peking in den vergangenen zwei Jahren beim Kampf gegen die schlechte Luft erzielt habe, seien praktisch wieder zum Erliegen gekommen.

Für die Regierung ist die Situation ein Dilemma: Einerseits muss sie gegen die fatale Umweltverschmutzung vorgehen, die immer mehr Menschen in den Städten nicht mehr akzeptieren wollen. Andererseits hätte die Menge an Fabriksschließungen, die nötig wären, um die Luft schnell zu verbessern, Millionen Arbeitslose zur Folge. Sie müssten mit neuen Jobs und staatlichen Hilfen versorgt werden.

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