Eine runde Sache
Das Sacher ist eine altehrwürdige Institution - und jetzt wird ihm von einem jungen Team digitaler Glanz verliehen. 20 Schüler der HTL Spengergasse haben einen informativen interaktiven Rundgang durch das Hotel gestaltet.
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Lily Ammann ist eine der Schülerinnen, die sich wochenlang mit Anna Sacher, ihrem Haus und ihrer Zeit auseinandergesetzt haben. Zwischen 15 und 17 Jahre alt ist die Truppe, sie setzt sich aus den Zweigen Animation und Gamedesign und Informatik zusammen. Wenn Lily von den Herrschaften im Sacher spricht, dann sind das „characters“, die digital umgesetzt werden - aber es bleibt nicht bei der Herausforderung der technischen Feinheiten.

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Willkommen im Hotel Sacher - beim virtuellen Rundgang
Mindestens genauso viel Energie wurde in die Details investiert. Denn man sieht bei dem Rundgang ja nicht nur das Hotel, sondern auch Personen, die sich bewegen - und da müssen sogar wenige Sekunden reichen, um den Charakter einer Figur einzufangen. Anna Sacher etwa, sagt Ammann, sei eine Geschäftsfrau gewesen und eher der „freche“ Typ, sie habe man nicht so typisch damenhaft dargestellt, sondern etwas „tougher“, durch kurze Bewegungen.
Sogar blitzen muss es historisch korrekt
Madame D’Ora - so der Künstlername der Fotografin Dora Kallmus - wurde wiederum in der Galerie fotografierend abgebildet. Selbst bei der Darstellung des Blitzens der Kamera hat man auf historische Details geachtet - es sollte so blitzen, "wie es damals wirklich geblitzt hat: mit einem externen Magnesiumblitz. Selbst das Geräusch dazu wurde historisch korrekt angelegt. Bei solchen Details, erzählt Ammann, sei Beate Thalberg, die Regisseurin der Sacher-Doku, hilfreich gewesen.
Die wiederum ist hoch begeistert von den Fertigkeiten der Schülerinnen, die sich absolut auf dem Niveau von bereits ausgebildeten Gamedesignern und Animationskünstlern befinden. Verdonnern musste man die Schüler jedenfalls nicht zu ihrer Mitarbeit an dem Projekt - und man hört Ammann die Begeisterung dafür noch immer an. „Sehr viel Spaß“ habe die Zusammenarbeit mit der Regisseurin gemacht. Die Schüler sind gerade im dritten Jahr, und heuer sei sich noch nicht viel an Praxisarbeit ausgegangen, man sei schon richtig ausgehungert gewesen nach der Möglichkeit, frei arbeiten zu können.
Von Deadlines und Guidelines
Außerdem könne man von der Erfahrung etwas mitnehmen, so Ammann: „Es war interessant, einmal professionelle Guidelines einhalten zu müssen und strenge Deadlines gesetzt zu bekommen.“ Und? Wurde die Deadline eingehalten? Ammann lacht: „Ein bisschen später als geplant haben wir dann doch abgegeben. Manche sind eben noch sehr selbstkritisch als Künstler und wollen alles perfekt machen. Wenn das Projekt dann im Netz präsentiert wird, will man schließlich stolz darauf sein.“ Das können die Schüler auch sein. Der Rundgang vermittelt einen echten Eindruck, wie das damals gewesen sein muss. Der Rundgang ist eine runde Sache geworden.
Simon Hadler, ORF.at
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