Militär mit umstrittenen Sprüchen
Der pensionierte Viersternegeneral James Mattis wird neuer US-Verteidigungsminister. Die Personalie gab der designierte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag (Ortszeit) zum Auftakt seiner „Dankeschön-Tour“ durch mehrere Bundesstaaten in Cincinnati bekannt. „Er ist unser Bester“, sagte Trump über seinen Kandidaten.
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Der 66-Jährige gilt als einer der profiliertesten strategischen Denker im US-Militär und politisch als Falke. Trump verglich ihn mit dem legendären Weltkriegsgeneral George Patton. Mattis verfügt über intensive Kriegserfahrungen. Er war Bataillonskommandant im ersten Golfkrieg, befehligte die Einsatztruppe Task Force 58 in Afghanistan und von 2002 bis 2004 - im Zuge der Irak-Invasion - die 1. US-Marineinfanteriedivision. Er führte die Schlacht um Falludscha an, eine der blutigsten des Krieges.
„Verrückter Hund“ und „Krieger-Mönch“
Nach weiteren Führungsposten, etwa im US Joint Forces Command und dem Allied Command Transformation der NATO, nominierte ihn Noch-Präsident Barack Obama 2010 als Chef des strategisch wichtigen US-Zentralkommandos (CENTCOM), das für den Nahen und Mittleren Osten zuständig ist. Den Posten hatte Mattis bis 2013 inne.

AP/Evan Vucci
Viersternegeneral James Mattis
Im Laufe seiner 44-jährigen Militärkarriere erwarb sich Mattis den Spitznamen „Mad Dog“ („verrückter Hund“) - vor allem wegen seiner markigen Sprüche, die sich oft auf das Erschießen militärischer Gegner bezogen. Zu Mattis’ umstrittenen Äußerungen zählt diese aus dem Jahr 2005 vor Marines: „Du gehst nach Afghanistan und gerätst an Kerle, die ihre Frauen seit fünf Jahren verprügeln, weil sie sich nicht verschleiert haben. Solche Kerle sind ohnehin keine richtigen Männer mehr. Also macht es unheimlich viel Spaß, sie zu erschießen.“
Mattis hat wegen seiner Hingabe zum Militärdienst noch einen zweiten Spitznamen: „Warrior Monk“ („Krieger-Mönch“). Für Privatleben blieb dabei offenbar wenig Zeit, sagen Mattis’ Begleiter. Vielleicht ist er auch deshalb bis heute Junggeselle. Vor weniger als vier Jahren war er in den Ruhestand gegangen. Deswegen muss der Kongress seiner Nominierung zustimmen.
Favorit dank Obama-Kritik
Mattis galt seit Wochen als Favorit auf das Amt. Er hält eine härtere Gangart den politischen Gegnern der USA gegenüber für angezeigt. Unter anderem hatte er gewarnt, dass der russische Präsident Wladimir Putin „die NATO brechen“ wolle. Er sprach sich auch für weniger Kooperation mit dem Iran aus, den Atomdeal mit dem islamischen Land hält er für einen Fehler. Zuletzt hatte er den schwindenden Einfluss der USA im Nahen Osten beklagt.
Die Wahl Mattis’ ist ein weiterer Hinweis, dass der Immobilienmilliardär Trump von der Außenpolitik seines Vorgängers Obama abrückt. Mattis ist ein lautstarker Kritiker Obamas, den er für schwach hält. So bemängelte er unter anderem ein zu unentschlossenes Vorgehen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Aggressive Töne bei „Dankestour“
Trump hatte am Donnerstag eine als „Dankestour“ angekündigte Reise in die Staaten des Mittleren Westens angetreten, um seinen Anhängern für den Wahlsieg zu danken. In seiner Rede in einer Sportarena in Cincinnati schlug er zunächst sanfte Töne an, versprach die Versöhnung der „gespaltenen Nation“ und erteilte „Vorurteilen und Bigotterie in allen ihren Formen“ eine Absage.
Im weiteren Verlauf der Rede fiel Trump aber in jenen aggressiven Tonfall zurück, der auch seine Wahlkampfauftritte gekennzeichnet hatte. Trump kritisierte illegal Eingewanderte, beschimpfte die Medien und bezeichnete Washington als einen „Sumpf“, den er trockenlegen wolle. „Das ist der Moment, das ist die Stunde. Das ist das Zeitfenster zum Handeln“, sagte Trump und rief in die Menge: „Wer jetzt seine Erwartungen zurückschraubt, ist ein Idiot.“ Die rund 17.000 Sitze umfassende Sportarena in Cincinnati war am Donnerstag nur etwa zur Hälfte gefüllt.
PR-Coup nach Drohung gegen Firmen
Kurz vor Verkündung der Pentagon-Personalie hatte Trump Warnungen an US-Firmen gerichtet, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern wollen. Unternehmen würden die USA künftig nicht mehr verlassen, ohne dass das „Konsequenzen“ für sie haben würde, sagte Trump. Er wolle den US-Firmen das Verlassen des Landes „sehr, sehr schwermachen“.
Die Drohung zeigte in Indiana offenbar gleich Wirkung. Ein Klimaanlagenhersteller gab prompt bekannt, 1.400 Arbeitsplätze nicht wie geplant nach Mexiko zu verlegen. Steuervergünstigungen seien ein Teil des Deals gewesen, so die Firma. Das kostet den US-Steuerzahler rund sieben Millionen Dollar. Strukturpolitisch ist die Aktion bedeutungslos, PR-technisch ein Sieg für den neuen Präsidenten.
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