„USA sind euer Freund“
Der Tod des kubanischen Ex-Präsidenten und Revolutionsführers Fidel Castro hat in der ganzen Welt Reaktionen ausgelöst. US-Präsident Barack Obama sprach der Familie sein Beileid aus und versicherte, Kuba hab in den USA „einen Freund und Partner“. Russlands Präsident Wladimir Putin würdigte Castro als „aufrichtigen und verlässlichen Freund.“
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In einem vom Kreml am Samstag zitierten Telegramm an den kubanischen Staatschef Raul Castro, den Bruder des Verstorbenen, hieß es: „Fidel Castro war ein aufrichtiger und verlässlicher Freund Russlands.“ Castro war am Freitag (Ortszeit) im Alter von 90 Jahren in Havanna gestorben. Er hatte wegen einer schweren Krankheit die Amtsgeschäfte bereits im Juli 2006 an seinen Bruder abgegeben, jedoch als graue Eminenz die Fäden aus dem Hintergrund weiter gezogen.

Reuters
Viele Kubaner waren fassungslos über die Todesnachricht
Gorbatschow: „Immer gute Freunde geblieben“
Castro habe sich das Scheitern der Reformen in der Sowjetunion, der Perestroika, sehr zu Herzen genommen, sagte der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow. „Wir sind gute Freunde geworden und sind es immer geblieben“, sagte der 85-Jährige der Agentur TASS zufolge. Castro habe der „härtesten Blockade“ der USA widerstanden und sein Land „gestärkt“. Ungeachtet des auf ihn ausgeübten „enormen Drucks“ habe er Kuba auf den „Weg der unabhängigen Entwicklung“ geführt. Er werde stets als „großer Politiker“ in Erinnerung bleiben, der „in der Geschichte der Menschheit eine tiefe Spur“ hinterlassen habe.
Die Bande zwischen Kuba und der Sowjetunion waren stets sehr eng. 1962 ging Castro das folgenschwere Bündnis mit der Sowjetunion ein, die Atomraketen auf Kuba installieren wollte. Dieser Schachzug löste die die Kuba-Krise aus, die die USA und die Sowjetunion beinahe an den Rand eines Atomkriegs brachte.
Linke betrauern „Giganten der Geschichte“
Auch die Präsidenten Kubas linker Verbündeter wie Venezuela, Ecuador, El Salvador und Nicaragua beklagten den Tod des Revolutionsführers. Der venezolanische Staatschef Nicolas Maduro rief dazu auf, Castros „Erbe fortzusetzen“. „Alle Revolutionäre“ müssten die von ihm hinterlassene „Fackel der Unabhängigkeit und des Sozialismus“ weitertragen, schrieb Maduro im Kurzbotschaftendienst Twitter. Boliviens Präsident Evo Morales beklagte den Verlust „eines Giganten der Geschichte“.

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Evo Morales besuchte Fidel Castro zuletzt anlässlich seines 89. Geburtstags
Exilkubaner feiern in Miami
Hunderte Exilkubaner hingegen feierten in der Nacht zum Samstag im Stadtteil Little Havanna in Miami (US-Bundesstaat Florida) den Tod Castros. Kubanische Fahnen schwenkend zogen sie in hupenden Autos und zu Fuß mit Kleinkindern auf dem Arm eine Straße entlang, an der sich zahlreiche kubanische Lokale befinden.
„Fidel, Tyrann, nimm deinen Bruder mit!“, skandierten die Demonstranten vor der Cafeteria Versailles, einem traditionellen Treffpunkt von Exilkubanern in Miami. Der in Kuba geborene Bürgermeister von Miami, Tomas Regalado, erklärte vor dem Restaurant, er habe einen verstärkten Polizeieinsatz angeordnet, um einen friedlichen Verlauf der Kundgebungen sicherzustellen.

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In Miami fanden auf den Straßen spontane Feiern statt
Die republikanische Abgeordnete Ileana Ros-Lehtinen, die als Achtjährige ihre Heimat Kuba verlassen hatte, erklärte, der Tod Fidel Castros sei keine Freude, aber doch eine neue Gelegenheit für Raul Castro, sich den neuen Zeiten anzupassen. Im US-Bundesstaat Florida leben rund 1,4 Millionen Kubaner.
Zusammenstöße in Madrid
Wilder ging es in der spanischen Hauptstadt Madrid zu, wo sich Unterstützer und Gegner Castros verbale und auch gewaltsame Auseinandersetzungen lieferten. Die Zusammenstöße ereigneten sich bei Kundgebungen von „Castristas“ und „Anticastristas“ vor der kubanischen Botschaft. Die Polizei musste eingreifen und die beiden Seiten auseinandertreiben. Laut Medieninformationen wurde niemand ernsthaft verletzt.
Trump: „Brutaler Diktator“
Obamas designierter Nachfolger Donald Trump reagierte über seinen Twitter-Account zunächst zurückhaltend. Lediglich „Fidel Castro ist tot!“ stand dort zu lesen. In einem späteren Statement wurde er jedoch deutlicher. Castro sei ein „brutaler Diktator“ gewesen. Sein „Vermächtnis ist eines von Schießkommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Verweigerung fundamentaler Menschenrechte“, hieß es in einer schriftlichen Mitteilung.
„Wenn Kuba auch eine totalitäre Insel bleibt, hoffe ich, dass der heutige Tag eine Bewegung weg von dem Horror bedeutet, der zu lange erduldet werden musste, und hin zu einer Zukunft, in der das wunderbare kubanische Volk endlich in der Freiheit leben kann, die es so sehr verdient“, fuhr der Republikaner fort. Die neue Regierung werde alles dafür tun, dass die Bevölkerung endlich ihre Reise in Richtung Wohlstand und Freiheit beginnen könne.
„Historische Gestalt“
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini würdigte Castro als „entschlossenen Mann und eine historische Gestalt“. Mogherini zufolge starb Castro „in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten. Und großer Veränderungen in seinem Land.“
Laut EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker war Castro „eine der historischen Gestalten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution“. Mit dem Tod Castros habe „die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held war“.
Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, schrieb auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter: „Fidel Castro hat Kuba, Lateinamerika und die Weltpolitik geprägt. Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem kubanischen Volk in die Zukunft.“
Hollande: Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts
Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande würdigte Castro als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, sagte er am Samstag in Paris. Castro gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der UDSSR geendet habe.
Frankreich habe die Verletzung von Menschenrechten angeprangert, sich aber immer gegen das US-Embargo gegen Kuba ausgesprochen. Deswegen habe Paris den neuen Dialog zwischen den beiden Ländern begrüßt. Hollande erinnerte daran, dass er im Mai vergangenen Jahres als erster Staatschef seines Landes das nachrevolutionäre Kuba besucht hatte.
Rajoy: Figur von historischer Bedeutung
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy würdigte Castro als „eine Figur von historischer Bedeutung“. Der konservative Politiker übermittelte am Samstag auf Twitter der Regierung und den Behörden Kubas sein Beileid. Die große kubanische Exilgemeinde in Spanien feierte dagegen den Tod des 90-Jährigen.
Man habe die Nachricht mit „tiefer Freude“ zur Kenntnis genommen, sagte der Sprecher der „Plattform Kuba Demokratie Sofort“, Rigoberto Carceller, der Nachrichtenagentur efe. „Man kann wegen des Todes eines Diktators nicht traurig sein, das ist ein großer Moment für Kuba“, betonte er. Castro habe Oppositionelle ins Gefängnis stecken und erschießen lassen. Nun sei auf der Insel ein friedlicher Übergang zur Demokratie möglich.
Papst Franziskus drückte in einem an Kubas Staatspräsident Raul Castro gerichteten Schreiben „Gefühle des Schmerzes“ aus. Er werde für Castro und für das kubanische Volk beten, versicherte der Heilige Vater.
Anerkennung aus Österreich
Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) würdigten Castro als große Persönlichkeit. Castro sei jemand gewesen, dem „man die Bezeichnung ‚historisch‘ nicht versagen kann“, sagte Fischer. Für viele Menschen habe Castro „die Hoffnung auf eine gerechtere Welt“ verkörpert, meinte Bures.
Die Motive der Revolution gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista verdienten Anerkennung und hätten weltweit Aufsehen erregt und auch viel Zustimmung gefunden, so Fischer. Aber das historische Gesetz, das Revolutionen in den allermeisten Fällen zu neuen autoritären Strukturen führten, habe sich auch in Kuba bewahrheitet. Umso wichtiger seien daher die Bemühungen aus jüngster Zeit, das Land zu öffnen.
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