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Neuntägige Staatstrauer angeordnet

Kubas Ex-Präsident Fidel Castro ist am Freitagabend im Alter von 90 Jahren gestorben. Das sagte sein Bruder und Staatspräsident Raul Castro im staatlichen Fernsehen. „Der kubanische Revolutionsführer ist heute Abend um 22.29 Uhr (Ortszeit, 4.29 Uhr MEZ, Anm.) gestorben“, sagte der 85-jährige Staatschef, der im Fernsehen eine kurze Erklärung verlas.

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Raul Castro schloss mit den historischen Worten: „Hasta la victoria, siempre!“ (etwa: „Immer weiter bis zum Sieg“). Zur Frage, woran genau Fidel Castro starb, gab es keine Angaben.

Fidel Castro, 2011

APA/AFP/Adalberto Roque

Fidel und sein Bruder Raul Castro

Castro soll nach neuntägiger Staatstrauer in Santiago de Cuba beigesetzt werden. Der kubanische Staatsrat ordnete die Staatstrauer bis zum 4. Dezember an, wie die Zeitung „Juventud Rebelde“ am Samstag (Onlineausgabe) berichtete. Castros Leichnam soll am Montag und Dienstag zuerst zum monumentalen Denkmal für den Nationalhelden Jose Marti in Havanna gebracht werden.

Zug mit Urne über 900 Kilometer

Dort sollen die Kubaner Abschied vom „Maximo Lider“ nehmen können, dessen Leichnam eingeäschert wird. Anschließend soll die Urne mit der Asche in einem viertägigen Trauerzug über verschiedene Ortschaften bis zur 900 Kilometer von Havanna entfernten Stadt Santiago de Cuba gebracht werden. In Havanna soll am Dienstag zum Abschied von Castro eine Massenkundgebung auf dem Revolutionsplatz stattfinden. Eine weitere große Trauerzeremonie ist am kommenden Samstag nach Ankunft der Urne in Santiago de Cuba geplant. Am Sonntag soll dann die Beisetzung im Friedhof Santa Ifigenia stattfinden.

Während der Trauerperiode sollen die Fahnen auf halbmast gesetzt werden, Rundfunk und Fernsehen auf eine „informative, patriotische und historische“ Programmgestaltung achten und alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt werden. Am Samstag hätte der spanische Tenor Placido Domingo erstmals ein Konzert in Kuba geben sollen.

Zehn US-Präsidenten getrotzt

Fidel Castro regierte Kuba 47 Jahre lang. Er trotzte in der Zeit zehn US-Präsidenten. Auch nach seinem krankheitsbedingten Rückzug 2006 bestimmte er als graue Eminenz im Hintergrund die Geschicke der sozialistischen Karibik-Insel mit. Fidel Castro war bekannt für seine markanten Reden, seine Kritik an den USA - aber auch für seine Zigarren, seinen langen Bart und die grüne Militäruniform, die er im Alter gegen Trainingsanzüge austauschte.

Fidel Castro, 1959

APA/AP/Harold Valentine

Fidel Castro bei einer Rede 1959 vor dem Präsidentenpalast in Havanna

Geboren wurde Castro laut offizieller Biografie am 26. Juli 1926 in Biran im Osten Kubas. Tatsächlich kam er allerdings am 13. August 1927 auf die Welt. Der Hintergrund: Dank der von Castros Vater im Jahr 1941 erzwungenen Vordatierung konnte der spätere kubanische Revolutionsführer das Jesuitenkolleg in Havanna besuchen, wofür er damals eigentlich noch zu jung war.

Schon als Kind empfand er die sozialen Verhältnisse auf der Insel als zutiefst ungerecht. Als junger Rechtsanwalt nahm er den Kampf gegen den Diktator Fulgencio Batista auf. Nach dem gescheiterten Überfall auf die Moncada-Kaserne 1953 wurde er zu 15 Jahren Haft auf einer Gefängnisinsel verurteilt, kommt dank einer Amnestie allerdings bereits nach zwei Jahren wieder frei.

Im Exil „Che“ Guevara kennengelernt

Mit seinem Bruder Raul ging er daraufhin ins Exil nach Mexiko und baute dort einen Stoßtrupp auf, um die Revolution nach Kuba zu tragen. Im Exil lernte er seinen argentinischen Mitstreiter Ernesto „Che“ Guevara und den kubanischstämmigen Militärexperten Alberto Bayo kennen, der ihn in die Feinheiten der Guerilla-Taktik einweihte.

Fidel Castro und Diego Armando Maradona, 2005

APA/AFP/CANAL 13

Diego Maradona, „die Hand Gottes“, zu Besuch bei dem kubanischen „Maximo Lider“ 2005

Ende 1956 kehrt Castro an Bord der Jacht „Granma“ und begleitet von 81 Kämpfern nach Kuba zurück. Nach zunächst schweren Verlusten machte die Revolutionsarmee immer mehr Boden gut und ging Ende 1958 in die Offensive. In der Silvesternacht floh Diktator Batista, am Neujahrsmorgen 1959 verkündet Castro den Sieg der Revolution.

Kuba-Krise und Kalter Krieg

Anschließend wurde Castro eine zentrale Figur im Kalten Krieg. Eine vom US-Geheimdienst CIA unterstützte Invasion von Exilkubanern 1961 in der Schweinebucht wehrte er ebenso ab wie zahlreiche Versuche, ihn zu ermorden. 1962 löste Castros Bündnis mit der Sowjetunion, die Atomraketen auf Kuba installieren wollte, die Kuba-Krise aus. Die USA und die Sowjetunion standen dabei am Rande eines Atomkriegs.

Mythos Fidel Castro

So lang wie er war kaum ein Staatschef an der Macht: Fidel Castro lenkte ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke Kubas.

Castro bestimmte fast 50 Jahre lang die Geschicke Kubas und verwirklichte nach und nach seine politischen Vorstellungen eines kommunistischen Landes: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet. Damit machte sich Castro schnell die USA zum Feind, die die Insel mit einem Handelsembargo belegten.

Regieren mit harter Hand

Um seine Macht zu sichern, herrschte Castro auf Kuba allerdings mit eiserner Hand. Dissidenten wurden drangsaliert, aus dem Land getrieben oder eingesperrt. Viele von Castros Kampfgefährten und Verwandten verließen ihn im Laufe der Jahre.

Hilfe fand Kuba immer wieder bei der Sowjetunion, von der die Insel immer abhängiger wurde. Der Zusammenbruch des Ostblocks stürzte Kuba nach 1990 in eine schwere Wirtschaftskrise, die das kommunistischen System aber allen Unkenrufen zum Trotz überlebte. Der Not gehorchend rangen sich Fidel und sein Bruder Raul zu begrenzten marktwirtschaftlichen Reformen durch.

Skepsis gegenüber Annäherung an die USA

Mit seiner Unbeugsamkeit gegenüber Washington fand Castro aber in Lateinamerika auch über das linke Lager hinaus Anerkennung. Als sich der greise Revolutionsführer kurz vor seinem 80. Geburtstag einer schweren Operation unterziehen musste, gab er am 31. Juli 2006 seine Ämter zunächst provisorisch an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raul ab. Danach trat er zunächst nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, zeigte sich aber später allmählich wieder seinem Volk. Mit der Neukonstituierung des Staatsrats 2008 übernahm Raul dauerhaft die Führung des Landes. Im Jahr 2011 gab Fidel Castro auch den Posten an der Spitze der Kommunistischen Partei an seinen Bruder ab.

Sein Bruder Raul brachte Änderungen in Kuba. Er beschloss Reformen mit marktwirtschaftlichen Elementen und vereinbarte mit den USA eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nach jahrzehntelanger Feindschaft. Im März empfing Raul Castro US-Präsident Barack Obama zu einem historischen Treffen in Kuba. Diese historische Aussöhnung zwischen Kuba und den USA verfolgte Fidel Castro mit unüberhörbarer Skepsis.

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