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Warme Luft und immer dünneres Eis

Während sich die Welt nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten über die künftige Klimapolitik sorgt, kommen aus der Arktis alarmierende Daten. In weiten Teilen des Gebiets bleibt es derzeit dunkel - das ist eigentlich jene Zeit, in der die Eisoberfläche deutlich zulegen sollte. Derzeit geschieht das aber nicht, denn es ist viel zu warm.

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Erst zuletzt hatte sich viel kalte Luft weiter südlich über Sibirien geschoben, weiter nördlich ist es deutlich wärmer. Zwar setzt das gefrorene Eis derzeit wie immer um diese Jahreszeit wieder an, doch die Zunahme der Eisschichten geschieht nicht mit der üblichen Geschwindigkeit. Die Größe der Eisoberfläche ist sogar geringer als 2012, damals gab es einen Negativrekord. Zudem liegt sie weit unter dem jahrzehntelangen Durchschnitt.

20 Grad wärmer als üblich

Derzeit liegen die Temperaturen in vielen Gegenden um etwa 20 Grad höher als normal: Schon im Vorjahr waren die Temperaturen auf ein außerordentliches Level gestiegen. Im ausgehenden Jahr 2015 schob sich so viel warme Luft in die Region, dass fast der Gefrierpunkt überschritten wurde. Die warmen Temperaturen in der Arktis resultieren einerseits aus der generell zu dünnen Eisoberfläche im gesamten Gebiet, andererseits aus dem Zustrom von viel warmer Luft aus südlicheren Gebieten.

Ungewöhnliche Dauer

Experten bezeichnen sowohl die warmen Temperaturen seit Oktober als auch deren Konstanz als ungewöhnlich. Zwar seien rasche Temperaturwechsel während der kalten Phase nichts Ungewöhnliches, auffällig sei nun die Dauer der warmen Phase in der Arktis bzw. der kalten Temperaturen in Sibirien.

Arktiseis beeinflusst Weltklima

Das Arktiseis beeinflusst das Klima der Erde, weil es Sonnenlicht und Hitze reflektiert. So bleibt die Nordhalbkugel kühler. Forschern zufolge schrumpft das Eis seit Jahrzehnten, was zur globalen Erwärmung beitragen könnte.

Eine kürzlich durchgeführte Analyse von 19 Wetterstationen innerhalb der Arktis zeigte, dass die Temperaturen schon im Oktober zwei Grad über dem Rekord von 1998 lagen - im November stiegen sie noch weiter. Nicht nur die Lufttemperaturen seien höher als sonst um diese Zeit, auch das Wasser sei ungewöhnlich warm, hieß es.

Experte Mark Serreze vom Nationalen Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) mit Sitz in Boulder (Colorado) spricht gegenüber der „Washington Post“ von einem „Doppelschlag“: Einerseits seien in bestimmten Abschnitten des Arktischen Ozeans wärmere Wassertemperaturen zu messen als gewöhnlich. Zusammen mit der warmen Luft begünstigt das wiederum die ausbleibende Eisbildung.

Eisbär

APA/AFP/European Geosciences Union/Mario Hoppmann

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„Ziemlich verrückt“

Diese Indikatoren könnten das Eis so dünn werden lassen wie noch nie, erklärt Serrenze. „Das ist ziemlich verrückt“, so der Experte in der „Washington Post“. Doch Voraussagen seien kaum möglich, schließlich könnten sich die Verhältnisse sehr rasch wieder ändern und kurzfristig eine Kältephase und damit neue Eisbildung hervorrufen. Doch angesichts der Trends der letzten Jahre sei künftig, so Experten, eher von einer weiteren Erwärmung auszugehen.

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