Themenüberblick

Treffen mit Gegnern

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos will den Friedensvertrag mit der linken Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) noch retten. Nach dem Scheitern des Referendums über das Abkommen traf er sich mit den Gegnern der Einigung.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Stundenlang beriet sich der Staatschef am Mittwoch mit den Ex-Präsidenten Alvaro Uribe und Andres Pastrana über deren Kritikpunkte und die Grundlage für Neuverhandlungen mit den Rebellen. „Wir sind dem Frieden sehr nahe“, sagte der Staatschef nach den Gesprächen, es bedürfe aber „einer breiteren gesellschaftlichen Zustimmung“.

Demonstranten fordern „Abkommen jetzt“

In zahlreichen Städten des Landes forderten die Menschen unterdessen eine rasche Einigung. Unter dem Motto „Abkommen jetzt“ zogen rund 40.000 Demonstranten schweigend und mit Kerzen in den Händen durch die Hauptstadt Bogota. Auch in Barranquilla, Cali, Cartagena, Quiboo, Bucaramanga, Santa Marta und Manizales gingen die Menschen für den Frieden auf die Straße.

Nachverhandlungen sollen Frieden retten

Am Sonntag hatte die kolumbianische Bevölkerung mit knapper Mehrheit den Friedensvertrag mit der FARC in einem Plebiszit überraschend abgelehnt. Die Gegner kritisierten vor allem die Strafnachlässe für die Guerilleros und die geplante politische Beteiligung der FARC. Um das Abkommen noch zu retten, muss nun nachverhandelt werden. Ob sich die FARC-Führung auf eine Änderung der Eckpunkte einlässt, ist allerdings fraglich.

„Wir müssen unsere Gegnerschaft beiseitelegen und uns für das Gemeinwohl zusammentun“, sagte Santos nach dem Treffen im Präsidentenpalast. Es war das erste persönliche Treffen mit seinem Amtsvorgänger Uribe seit Jahren. Wegen der Friedensverhandlungen mit der FARC hatten sich die einstigen politischen Weggefährten überworfen. Santos habe sich bereit gezeigt, den Vertragstext zu überarbeiten, sagte Uribe.

Uribe gegen „schwaches Abkommen“

Uribe sagte nach dem Treffen mit Santos, „ein Frieden für alle“ sei besser als „ein schwaches Abkommen für die Hälfte der Bevölkerung“. Er habe dem Präsidenten eine Liste mit „Vorschlägen und Anpassungen“ zur Überarbeitung des Vertragstextes überreicht.

In Havanna berieten die Delegationen der Regierung und der FARC über das weitere Vorgehen. „Wir sind zum Frieden bereit und werden künftig nur noch Worte als Waffen zum Aufbau des Friedens nutzen“, teilten die Rebellen mit. „Der Frieden wird triumphieren.“ Der Kampf zwischen dem kolumbianischen Staat und der FARC ist der längste bewaffnete Konflikt Lateinamerikas. Er forderte mindestens 220.000 Menschenleben. Millionen wurden vertrieben und die wirtschaftliche Entwicklung des öl- und kohlereichen Landes gebremst.

Links: