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Mehrere Namen im Gespräch

Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski sucht nach einem Rivalen für Wladimir Putin bei der nächsten Präsidentenwahl in Russland. Mit dem Projekt „Anstelle von Putin“ wolle er seinen Landsleuten bei der Suche nach Alternativen zum derzeitigen Staatschef helfen, sagte Chodorkowski unlängst bei einer Videokonferenz aus London, wo er im Exil lebt.

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Er selbst wolle sich nicht um das Präsidentenamt bewerben, betonte der Ex-Oligarch. Putin selbst, der über Zustimmungswerte in der Bevölkerung von 80 Prozent verfügt, dürfte auch 2018 wieder antreten. Offiziell erklärt hat er das aber noch nicht.

Von Nawalni bis Jelzin-Tochter

Als mögliche Rivalen brachte Chodorkowskis Stiftung Offenes Russland den ehemaligen Finanzminister Alexej Kudrin, den bekannten Oppositionellen Alexej Nawalni und die Tochter des verstorbenen russischen Präsidenten Boris Jelzin, Tatjana Jumaschewa, ins Gespräch. Offenes Russland stellte auch 19 Kandidaten für die Parlamentswahl und fünf für die Wahl des Stadtrats von St. Petersburg, der Heimatstadt Putins.

Alexei Navalny

Reuters/Maxim Shemetov

Nawalni bei einer Anhörung in Moskau Angang August

2003 festgenommen, 2013 begnadigt

Putins Erzfeind Chodorkowski, der ehemalige Mehrheitsaktionär des Yukos-Konzerns, war 2003 festgenommen worden. Russlands damals reichster Mann wurde wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt und war fast zehn Jahre lang inhaftiert. Ende 2013, wenige Wochen vor den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi, wurde er von Putin überraschend begnadigt. Nach seiner Freilassung gründete Chodorkowski seine Stiftung Offenes Russland zur Sammlung der schwachen proeuropäischen Kräfte in Russland.

Nawalni bleibt vorerst auf freiem Fuß

Anfang August wurde erklärt, dass Kreml-Kritiker Nawalni trotz andauernder Vorwürfe der russischen Justiz vorerst auf freiem Fuß bleibt. Ein Gericht in Moskau lehnte es ab, eine dreieinhalbjährige Bewährungsstrafe gegen den Oppositionspolitiker in eine Gefängnishaft umzuwandeln.

Die Staatsanwaltschaft hatte Nawalni vorgeworfen, gegen Bewährungsauflagen verstoßen zu haben. Der Putin-Kritiker gehöre deswegen ins Gefängnis. Die Verteidigung sprach von haltlosen Anschuldigungen. Nawalni hatte eine Verurteilung nicht ausgeschlossen und war mit gepackter Tasche vor Gericht erschienen.

Druck auf Regierungsgegner

Der Blogger warf dem Kreml vor, den Druck auf Regierungsgegner vor der Parlamentswahl erhöht zu haben: „Damit sollen wir von weiteren Korruptionsermittlungen gegen höhergestellte Funktionäre abgehalten werden“, sagte Nawalni. Er werde seine Arbeit fortsetzen. Der bekannte Regierungsgegner war in einem umstrittenen Prozess wegen Betrugs 2014 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

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