Prekäre Bedingungen auf Ex-Flughafen
Die Lebensbedingungen in den Flüchtlingscamps von Elliniko rund um den alten Athener Flughafen werden von Tag zu Tag prekärer. Die örtliche Ärztekammer warnt sogar vor einer „Gesundheitsbombe“ im ehemaligen Terminal, da große Mengen Abwasser das Kellergeschoß überfluteten. Es drohe die Übertragung von Infektionskrankheiten.
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Die Experten des Zentrums für Krankheitskontrolle und Vorbeugung (KEELPNO) sprachen unter Berufung auf Daten aus dem Gesundheitsministerium von einer extremen Gefährdung. Dutzende Kinder seien bereits wegen Magenschmerzen und Durchfallerkrankungen in Spitäler eingeliefert worden. Auch schwere Infektionen wie Hepatitis A seien aufgetreten.
Viele Kinder unterernährt
Das Flüchtlingscamp Elliniko ist in drei Zentren aufgeteilt. Im früheren Flughafengebäude befanden sich zuletzt rund tausend Personen, in den angrenzenden Hockey- und Baseballstadien zusammen noch einmal 1.700. In den vergangenen Monaten waren aber schon über 3.500 Personen an diesen Orten untergebracht gewesen. Rund ein Drittel davon sollen Kinder sein, viele davon gelten als unterernährt.
Gelände ungeeignet
Auf dem früheren Athener Flughafen Elliniko ist schon seit 15 Jahren kein Flugzeug mehr gelandet. Laut den Dokumenten der Gesundheitsbehörden sind insbesondere die veralteten und lange Zeit nicht gewarteten Abwasserinstallationen für die derzeitige Situation nicht mehr geeignet. Es habe durch die Überlastung bereits einen großen Schaden gegeben, der dazu führte, dass der ganze Keller mit Abwässern überschwemmt war. Die Geruchsbelästigung sei enorm gewesen.
Anspielung auf KZ Dachau
Die Athener Ärztekammer macht die links-rechte Regierung von Alexis Tsipras (SYRIZA) und das Gesundheitsministerium für die schlechten Zustände der Flüchtlinge verantwortlich und bezeichnete den alten Flughafen in einer durchaus gewagten Anspielung auf das NS-Konzentrationslager als „Dachau“. Ärztekammer-Präsident Giorgos Patoulis sprach von einer „Gesundheitsbombe“, die jederzeit explodieren könne.

APA/Barbara Essig
Die Glanzzeit des vom finnischen Stararchitekten Eero Saarinen erbauten Athener Flughafens Elliniko ist längst vorbei
Anfang Mai 2016 waren rund tausend Flüchtlinge in Elliniko in Hungerstreik getreten. Ursache dafür waren unter anderem Personalmangel, ungeeignete Infrastruktur, unzureichende medizinische Betreuung sowie der mangelnde Zugang zu sauberem Wasser. Die griechische Regierung hatte daraufhin die Räumung Ellinikos angekündigt. Dafür war der 20. Juli als Stichtag vorgesehen. Der für Migration zuständige Vizebürgermeister von Athen, Lefteris Papagiannakis, sagte gegenüber der APA kürzlich, die Evakuierung werde wohl noch bis Jahresende dauern.
Wieder mehr Flüchtlinge aus Türkei
Trotz des EU-Flüchtlingsabkommens mit der Türkei steigt die Zahl der in Griechenland ankommenden Bootsflüchtlinge wieder deutlich. Allein am Dienstag registrierten die Behörden 462 ankommende Menschen, die höchste Tagessumme seit mehreren Wochen. Am Vortag seien noch 129 Menschen über den Seeweg aus der Türkei gekommen, teilten die Behörden mit. Die meisten erreichen Griechenland weiter über die türkeinahen Ägäis-Inseln Lesbos und Kos. Laut dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) kamen im August bisher 2.307 Menschen über den Seeweg nach Griechenland. Derzeit warten rund 12.000 Menschen auf den griechischen Inseln auf ihre Weiterreise, viele von ihnen in stark überfüllten Camps.
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