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Russland reklamiert Tötung für sich

Der ranghohe Sprecher der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Mohammed al-Adnani, ist in Syrien getötet worden. Das Propagandanetzwerk der Extremistenorganisation machte seinen Tod Dienstagabend selbst öffentlich.

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Adnani sei in der Stadt Aleppo in Nordsyrien ums Leben gekommen, als er dort „Militäroperationen inspiziert“ hatte, zitierte der US-TV-Sender CNN aus einer Stellungnahme der „Nachrichtenagentur“ des IS, Amak. Todeszeitpunkt und -ursache wurden darin keine genannt. Auch die auf die Beobachtung von Terrorgruppen spezialisierte Internetplattform SITE berichtete vom Tod Adnanis.

Über „verschiedene Geheimdienstkanäle“ bestätigt

Russland reklamierte den tödlichen Angriff auf Adnani am Mittwoch für sich. Die russischen Luftstreitkräfte hätten das IS-Führungsmitglied bei einem Angriff getötet, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Adnani habe zu einer Gruppe von bis zu 40 IS-Mitgliedern gehört, die den Luftangriffen in der Region Aleppo zum Opfer gefallen seien. Das sei über „verschiedene Geheimdienstkanäle“ bestätigt worden. Am Dienstag hatte es aus dem US-Verteidigungsministerium geheißen, die USA hätten Adnani mit Kampfflugzeugen ins Visier genommen.

Aufrufe zu Anschlägen

Adnani gehörte zu den berüchtigtsten Namen der Dschihadistenorganisation. Bekannt wurde er durch Audiobotschaften im Internet, in denen er den Gegnern des IS mit Angriffen drohte. Adnani war es auch, der im Sommer 2014 in einer Audiobotschaft das „Kalifat“ des IS ausrief und den irakischen Extremistenführer Abu Bakr al-Bagdadi zum „Kalifen“ erklärte. Von dem hatte es 2015 geheißen, er sei bei einem US-Luftangriff ums Leben gekommen - was sich allerdings als falsch herausstellte.

Im vergangenen Mai rief Adnani die Anhänger der Dschihadisten zu Anschlägen im Westen während des Fastenmonats Ramadan auf. „Macht diesen Monat mit Gottes Willen zu einem Monat der Leiden für die Ungläubigen überall“, forderte er in einer über das Internet verbreiteten Audiobotschaft.

„Das am meisten öffentliche Gesicht“

CNN nannte Adnani am Dienstagabend das „am meisten öffentliche Gesicht“ des IS. Ungewöhnlich sei, dass das IS-Sprachrohr Amak als Erster seinen Tod bekanntgab. Das sei eine Art Präzedenzfall für den IS und bisher noch nie passiert. Mit Adnanis Tod verliere die Extremistenorganisation den bisher ranghöchsten Funktionär. Im Jänner hatte es geheißen, er sei bei einem Luftangriff der Anti-IS-Koalition in Syrien verwundet worden.

Bereits mehrere Anführer verloren

Über Adnanis Alter gibt es unterschiedliche Angaben. Der IS-Sprecher soll Ende der 1970er Jahren in Syrien geboren worden sein. Die USA hatten ein Kopfgeld in Millionen-Dollar-Höhe auf ihn ausgesetzt.

Die sunnitischen Extremisten haben in den vergangenen Monaten bereits mehrere Anführer verloren. US-Verteidigungsminister Ashton Carter erklärte Ende März, der IS-Vize und -Finanzchef Abdul Rahman Mustafa al-Kaduli sei bei einer Militäroperation getötet worden. Der unter seinem Kampfnamen „Omar der Tschetschene“ bekannte Tarkan Batiraschwili wurde rund 120 Kilometer südlich der nordirakischen Stadt Mossul getötet, wie Amak im Juli mitteilte.

Bericht: Iranischer Kommandant in Syrien getötet

Unteressen hieß es, dass ein weiterer Kommandant der iranischen Revolutionsgarden (IRGC, Pasdaran) in der Stadt Aleppo getötet worden sei. Nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA kam General Ahmed Gholami im Kampf gegen den IS in Aleppo ums Leben.

Der Iran unterstützt in Syrien das Regime von Präsident Baschar al-Assad im Kampf gegen den IS. Nach Angaben Teherans sind aber keine iranischen Truppen in Syrien stationiert. Die Revolutionsgarden agierten lediglich als militärische Berater der syrischen Armee, heißt es. Seit 2015 tötete der IS Dutzende Pasdaran-Kämpfer in Aleppo, darunter auch Kommandeure.

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