Themenüberblick

Mahlzeit um 13 Cent

Tauschhandel ist in Gefängnissen unter Häftlingen an der Tagesordnung - Zigaretten waren in US-Gefängnissen lange eine besonders begehrte Währung. Doch das hat sich nun geändert: Asiatische Instantnudeln sind mittlerweile das begehrteste Tauschgut unter US-Häftlingen, wie eine Studie ergab.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die chronisch knappen Finanzen der US-Gefängnisbehörden haben zu drastischen Einsparungen auch beim Essen geführt: Häftlinge kämpfen wie in der TV-Serie „Orange is the New Black“ mittlerweile darum, genug zu essen zu bekommen. „Weil sie billig, geschmackvoll und kalorienreich sind, wurden Ramen-Nudeln so wertvoll, dass sie zum Eintauschen gegen andere Güter verwendet werden“, so Studienautor Michael Gibson-Light von der University of Arizona.

Die Trockennudeln kosten im Geschäft des Gefängnisses 59 US-Cent. Im Tausch für zwei Packungen bekommt man laut Studie auf dem Schwarzmarkt unter den Häftlingen ein T-Shirt im Wert von über zehn Dollar. Bezahlt wird die Suppe mit dem Lohn aus den Gefängnisbetrieben oder mit dem, was Besucher mitbringen.

Mittagessen teilweise gestrichen

Derzeit sitzen nach Angaben der Prison Policy Initiative in staatlichen Gefängnissen 2,3 Millionen Menschen ein. Einige Gefängnisse haben die Aufwendung für eine Mahlzeit auf bis zu 15 US-Cent (13 Euro-Cent) heruntergeschraubt. Insassen berichten, dass sie deutlich an Gewicht verloren haben. In einer vor zwei Jahren eingebrachten Klage heißt es, es reiche „nicht einmal, um ein fünfjähriges Kind zu ernähren“.

Nach Angaben der nicht profitorientierten Nachrichtenplattform Marshall Project strichen zahlreiche Gefängnisse das Mittagessen ganz. Zum Teil bekämen Häftlinge nur 1.700 Kalorien. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Männern zwischen 25 und 50 Jahren, bei geringer körperlicher Aktivität 2.300 Kalorien pro Tag aufzunehmen.

„Schock führt zu Währungsumstellung“

Die Studie fußt nur auf der Befragung von weniger als 60 Häftlingen und Wärtern eines staatlichen Männergefängnisses. Gibson-Light betont dennoch, andere Daten würden darauf hinweisen, dass die chinesischen Fertignudelgerichte auch in anderen Gefängnissen als Tauschwährung verwendet werden.

Das habe auch nichts damit zu tun, dass Zigaretten in Gefängnissen mittlerweile verboten wurden. „Eine Währungsumstellung passiert nicht oft oder leicht - das gilt auch für die Schattenwirtschaft wie in Gefängnissen. Dafür braucht es schon einen großen Schritt oder Schock, um so eine Änderung auszulösen“, so der Soziologe. Er fordert genauere Untersuchungen, welche Folgen die verschlechterte Nahrungsversorgung für die Häftlinge hat.

Links: