Österreichs Geschäftsträger einbestellt
Das türkische Außenministerium hat eine Meldung der „Kronen Zeitung“ in Form eines elektronischen News-Tickers mit der Schlagzeile „Türkei erlaubt Sex mit Kindern unter 15 Jahren“ auf dem Flughafen Wien-Schwechat scharf kritisiert. Österreich entwickle sich zum Zentrum des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit in Europa, kritisierte das Ministerium in einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme.
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Diese Probleme sollten durch die Politik, Medien und Gesellschaft verbessert werden. Zudem, so wird in der Erklärung kritisiert, würden gewisse Äußerungen von einigen österreichischen Politikern solche verleumdenden Meldungen nur ermutigen.
„Diese Tendenz schadet auch der sozialen Integration und dem Frieden von mehr als 300.000 türkischen Staatsbürgern, die in Österreich leben“, hieß es aus dem Ministerium. Das Ministerium habe als Reaktion auf die Meldung entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Welche das sein sollen, wurde nicht erwähnt.
„Kronen Zeitung“ provoziert mit Schlagzeile
Grund für die Kritik sind Fotos in Sozialen Netzwerken, die am Samstag einen elektronischen News-Ticker, betrieben von der „Kronen Zeitung“ am Flughafen Wien-Schwechat, mit der Schlagzeile „Türkei erlaubt Sex mit Kindern unter 15 Jahren“ zeigten.
Grundlage der umstrittenen Schlagzeile ist eine Bestimmung, die der türkische Verfassungsgerichtshof aufgehoben hat. Diese stellte sexuelle Handlungen an Kindern unter 15 Jahren als sexuellen Missbrauch unter Strafe. Ein Bezirksgericht hatte die Höchstrichter mit der Begründung angerufen, die geltenden Gesetze machten keinen Unterschied zwischen den unterschiedlichen Altersgruppen.
Schlagzeile nach Intervention entfernt
Wegen des „anstößigen“ Berichtes am Flughafen, erklärte ein türkischer Ministeriumssprecher, wurde am Samstagabend der österreichische Geschäftsträger in Ankara ins Außenministerium zitiert. „Unsere Bestürzung über diese Anzeige, die das Bild der Türkei verzerrt und die Öffentlichkeit gezielt missinformiert, wurde dem Geschäftsträger deutlich ausgedrückt“, sagte der Ministeriumssprecher und ergänzte, die Schlagzeile sei nach der Intervention entfernt worden.
Außenministerium verweist auf Pressefreiheit
Im Wiener Außenministerium bestätigte man der APA am Sonntag die Vorladung des österreichischen Geschäftsträgers in das türkische Außenamt vom Vorabend. „Wir nehmen die Reaktion der Türkei in dieser Angelegenheit zur Kenntnis“, so Ministeriumssprecher Thomas Schnöll, „verweisen aber in diesem Zusammenhang zugleich auf die Pressefreiheit.“
Flughafensprecher Peter Kleemann sagte am Sonntag gegenüber der APA, dass der von der türkischen Diplomatie kritisierte News-Ticker „der größten österreichischen Tageszeitung gehört und von ihr verantwortet und mit Inhalten bespielt“ werde. „Er fällt nicht in die Verantwortung des Flughafens“, der News-Ticker sei keine Einrichtung des Flughafens Wien, so Kleemann.
Schwedischer Botschafter wird vorgeladen
Unterdessen zieht der Streit weitere Kreise. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu teilte am Montag mit, sein Land habe den schwedischen Botschafter vorgeladen. Anlass ist die Forderung der schwedischen Außenministerin Margot Wallström auf ihrem offiziellen Twitter-Account, dass die Türkei die Entscheidung der türkischen Justiz zurücknehmen müsse. Wallström hatte geschrieben, Kinder brauchten „nicht weniger, sondern mehr Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch“.
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