Deutliche innerparteiliche Gräben
Der republikanische Kandidat für das US-Präsidentenamt heißt seit der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) auch offiziell Donald Trump. Der 70-Jährige wurde auf dem Nominierungsparteitag in Cleveland (Ohio) mit deutlicher Mehrheit ins Rennen gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton geschickt.
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Dennoch: Reibungslos verlief die Prozedur bis dahin ganz und gar nicht. Der Parteitag sei „der deutlichste Ausdruck von Dissens“ seit 30 Jahren gewesen, kommentierte am Mittwoch die „New York Times“ den Verlauf. Auch der Jubel von Trumps Familie hätte das kaum übertünchen können. Trumps Person polarisiere zu stark. Die Kluft zwischen ihm und der Partei habe sich auch nach der Nominierung deutlich gezeigt, so die New Yorker Tageszeitung. Der einzige einende Faktor seien Angriffe auf die demokratische Kandidatin Clinton gewesen.
Schreiduelle und Plagiatsvorwürfe
Abgesehen von der Front gegen die Demokratin waren Differenzen schon zum Auftakt des Parteitags in Cleveland offen zu Tage getreten. Trump-Gegner hatten vergeblich versucht, eine Änderung der Regularien für die Kandidatennominierung zu erreichen. Als ihr Vorstoß abgewiesen wurde, brachen sie in der Halle in lautstarke Proteste aus.

Reuters/Mke Segar
Spannungen zwischen Anhängern und Gegnern auf dem Parteitag
Nach den geltenden Regeln war die große Mehrheit der Delegierten an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden, die Trump klar gewonnen hatte. Der abgeschmetterte Vorstoß seiner Gegner zielte darauf ab, allen Delegierten die freie Wahl zu erlauben. Trumps Nominierung wurde dann auch nicht von allen Delegierten bejubelt. „Das ist eine inszenierte Fernsehsendung, und wir sind darin nur Statisten“, machte einer der Trump-Gegner, Beau Correll aus dem Bundesstaat Virgina, seinem Unmut Luft.
Es folgten Plagiatsvorwürfe gegen die Ehefrau des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, Melania Trump. Das Ex-Model sah sich Spott und Kritik vor allem aus den Sozialen Netzwerken ausgesetzt, weil ihre Parteitagsrede am Montag in Teilen ausgerechnet von der Präsidentengattin Michelle Obama abgekupfert gewesen sein soll. Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort tat den Wirbel darüber als „absurd“ ab.
Und dann: Die Familienshow
Wenigstens Tag zwei und die Abstimmung verliefen dann reibungslos. Trump erreichte 1.725 Stimmen, wobei die Schwelle zur absoluten Mehrheit bei 1.237 lag. Bei der Abstimmung wurden - wie es Usus ist - nacheinander die Delegiertenstimmen jedes einzelnen Bundesstaats abgerufen. Der Schlüsselmoment kam, als Trump bei der Auszählung die Schwelle zur absoluten Mehrheit überschritt.
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„Wir lieben dich!“
Auf dem Parteitag in Cleveland sicherte sich Trump eine überwältigende Mehrheit der Stimmen. Sein Sohn verkündete die Nominierung in der Sportarena mit den Worten: „Glückwunsch, Dad. Wir lieben dich!“
Sein ältester Sohn trat für den Bundesstaat New York ans Mikrofon und verkündete die Nominierung seines Vaters: „Glückwunsch, Dad. Wir lieben dich!“ rief Donald Trump junior, umgeben von den anderen drei erwachsenen Kindern des New Yorker Immobilienmoguls, Eric, Ivanka und Tiffany. Ivanka Trump schwärmte im TV-Interview: „Es ist unglaublich. Es ist surreal. Ich bin so stolz auf meinen Vater.“

Reuters/Aaron Bernstein
Trumps Kinder Eric, Ivanka und Donald junior (v. r.)
Eine Instrumentalversion des Frank-Sinatra-Evergreens „New York, New York“ erklang dann in der Halle, und Delegierte tanzten und schwenkten Hände und Hüte. Danach ging die Auszählung der restlichen Bundesstaaten weiter. Die Zählung erfolgte größtenteils in der alphabetischen Reihenfolge der Staaten, doch war das Votum von New York umverlegt worden, damit der Heimatstaat des Immobilienmagnaten seine Nominierung verkünden konnte.
„Schuldig!“: Eine „Anklage“ gegen Clinton
Trump senior war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend. Sein großer Moment kommt erst am Donnerstag, wenn der 70-Jährige in seiner Kandidatenrede die Nominierung formell annehmen und gleichzeitig den erwarteten Großangriff auf Clinton führen wird. Die Ex-Außenministerin soll in der Woche danach von einem Parteitag der Demokraten in Philadelphia (Pennsylvania) nominiert werden.
Einen Vorgeschmack gab es schon am Dienstag in Ohio: Der Gouverneur von New Jersey und Trump-Vertraute Chris Christie trug im Stil eines Staatsanwalts „Anklagepunkte“ gegen Clinton vor, die sich auf ihre angeblichen Verfehlungen als Ministerin - von China über Libyen und Syrien bis Russland - bezogen. „Schuldig oder nicht schuldig?“ rief Christie aus - und die Delegierten riefen „Schuldig!“ zurück. Ein anderer Sprechchor lautete: „Sperrt sie ein!“
Trumps Appell
In einer kurzen Videobotschaft appellierte Trump, der zuvor am Montag kurzzeitig zur Vorstellung seiner Ehefrau am Parteitag erschienen war, danach an die Geschlossenheit seiner Partei. Die „Bewegung“, die ihm die Kandidatur gebracht habe, müsse jetzt den „ganzen Weg“ zurücklegen, den Weg bis ins Weiße Haus. Trump zeigte sich siegesgewiss: „Natürlich werden wir die Präsidentschaft gewinnen und wirklichen Wandel und Führungskraft zurück nach Washington bringen.“

APA/AFP/Getty Images/Jeff Swensen
Vizekandidat Michael „Mike“ Pence mit Ehefrau Karen
Kurz nach dem Spitzenkandidaten wurde auch Michael „Mike“ Pence offiziell als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten nominiert. Der amtierende Gouverneur von Indiana wurde per Akklamation bestätigt. Auch Pence muss seine Nominierung formal noch annehmen. Pence gilt als sehr konservativ, gleichzeitig als eher unbeschriebenes Blatt. Er soll Trump helfen, Stimmen der Sozialkonservativen und der Evangelikalen zu sichern. Auf Clintons Kampagnenwebsite war am Mittwoch zu lesen: „Trump ist offiziell der republikanische Kandidat. Wir können ihn nicht gewinnen lassen.“
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