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Platz vor Tagungshalle heiß umkämpft

Schon vor dem Beginn des Republikaner-Parteitags hat in Cleveland die erste Demonstration gegen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump begonnen. Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen kamen in der Stadt in Ohio am Sonntagabend (Ortszeit) rund hundert Demonstranten zusammen, um gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Polizeigewalt zu demonstrieren. Die Kundgebung verlief friedlich.

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Die Teilnehmer kritisierten Trump als „schmutzigen Kapitalisten“ und skandierten: „Das Leben der Schwarzen zählt! Das Leben der Einwanderer zählt!“, wie eine Augenzeugin berichtete. Die Kundgebung stand unter dem Eindruck der tödlichen Schüsse auf drei Polizisten in der Stadt Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana. Neben Trump-Gegnern haben aber auch dessen Sympathisanten zahlreiche Kundgebungen angekündigt.

Auch zum Auftakt der Covention am Montag gab es Demonstrationen. Rund zwei Stunden vor dem Auftritt des Kandidaten und seiner Frau hatten am Abend vor der Halle mehrere Dutzend Anti-Trump-Demonstranten protestiert. Sie wollten unter anderem auf Polizeigewalt gegen Schwarze und das Recht auf Abtreibung aufmerksam machen. Polizeikräfte standen Spalier, um den Akkreditierten den Zugang zur Halle zu ermöglichen. Die Proteste lösten sich nach einigen Minuten auf.

Das Recht auf das eigene Sturmgewehr

Ohio zählt zu den US-Staaten, die es ihren Bürgern erlauben, Waffen in der Öffentlichkeit zu tragen. Wegen des - abgelehnten - Wunsches der Polizei, dafür während des Parteitags eine Ausnahme zu erlassen, hatten auch die Anhänger des Rechts auf Waffen am Sonntag zu einer Demonstration aufgerufen. Zum Auftakt fand sich ein Demonstrant mit seinem Sturmgewehr ein, der nach eigener Aussage sein „verfassungsmäßiges Recht“ verteidigen wollte.

Eindrücke von den Demonstrationen in Cleveland

AFP/Getty Images/Justin Sullivan

Berittene Polizei hinter Anti-Trump-Demonstranten

Cleveland glich vor Auftakt des Parteitags der Republikaner einer Festung: Die Tagungshalle war weiträumig abgeriegelt, Zufahrtsstraßen waren durch Zementbarrieren blockiert, über der Stadt kreisten Polizeihubschrauber. Obwohl Trump in der Partei weiter umstritten ist, besteht an seiner Nominierung während des viertägigen Parteitags kein Zweifel. Der Rechtspopulist hatte sich in den Vorwahlen eine klare Mehrheit der Delegiertenstimmen gesichert.

„Ich muss etwas tun“

Ebenfalls bereits vor Beginn des Parteitags hatte der US-Fotograf Spencer Tunick mit einer Aufnahme von hundert nackten Frauen unterschiedlicher Hautfarbe seinen Protest gegen Trump zum Ausdruck gebracht. Sie hielten dabei in Sichtweite des Tagungsortes große runde Spiegel in Richtung der Veranstaltungshalle hoch und sollten damit „das Wissen und die Weisheit fortschrittlicher Frauen und das Konzept von ‚Mutter Natur‘ auf die Halle, das Stadtbild und den Horizont von Cleveland reflektieren“.

Eindrücke von den Demonstrationen in Cleveland

APA/AFP/Timothy Clary

Tunicks Aktion am Sonntag

Tunick wollte mit der Aktion nach eigenen Angaben ein Zeichen setzen gegen das von Trump und manchen Republikanern propagierte Frauenbild. „Ich habe zwei Töchter und eine Frau (...) und ich bin entsetzt von der hasserfüllten Rhetorik gegen Frauen und Minderheiten in der Republikanischen Partei“, sagte der 49-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. „Ich kann nicht einfach nur wählen gehen. Ich muss etwas tun.“

Nacktheit illegal, Waffentragen nicht

Tunick machte seine Aufnahmen im Morgengrauen auf einem Privatgelände. „Einen nackten Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen, ist illegal, aber Sie können dagegen unbesorgt mit einer Waffe herumlaufen“, sagte er. „Ich finde das ziemlich merkwürdig.“ Tunick ist bekannt für seine Fotografien von Ansammlungen nackter Menschen. Zuletzt ließ er 6.000 nackte Menschen sich vor das Parlament in Kolumbiens Hauptstadt Bogota legen, um im Konflikt zwischen der Regierung und der Guerillagruppe FARC eine Botschaft des Friedens auszusenden.

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