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Nur eine halbe Stunde in der Luft

Das Bild von Airline-Eigner Niki Lauda mit seinem roten Kapperl und versteinerter Miene zwischen Flugzeugtrümmern im unwegsamen, bewaldeten Gelände ist vor 25 Jahren um die Welt gegangen. Einen Tag zuvor war eine Boeing 767-300 der Lauda Air auf dem Weg von der thailändischen Hauptstadt Bangkok nach Wien abgestürzt, dabei kamen alle 223 Menschen an Bord ums Leben.

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89 Menschen in dem Flugzeug waren Österreicher, die anderen kamen überwiegend aus Hongkong, Thailand, Deutschland und der Schweiz. Das Unglück am 26. Mai 1991 war das schwerste in der Geschichte der österreichischen Luftfahrt.

Erste Alarmmeldung um 22.57 Uhr

Die erst eineinhalb Jahre zuvor in Betrieb genommene Boeing 767 namens „Mozart“ hatte sich mit 213 Passagieren und zehn Besatzungsmitgliedern auf dem Weg nach Wien befunden. Die „Mozart“ war in Hongkong gestartet und in Bangkok zwischengelandet. Um 5.10 Uhr hätte der Jet auf dem Flughafen Wien-Schwechat landen sollen.

Grafik

APA/ORF.at

Zum Zeitpunkt des Absturzes am Sonntag gegen 24.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MESZ) befand sie sich nicht einmal eine halbe Stunde in der Luft. Als die Nachricht von dem Unglück in Europa eintraf, war es später Abend. Um 22.57 Uhr meldete die APA, ein österreichisches Verkehrsflugzeug mit 213 Insassen an Bord sei laut thailändischer Polizei in der Luft über Thailand explodiert: „Den Angaben zufolge handelte es sich um eine Maschine der Lauda Air.“

Maschine wurde unsteuerbar

Die Ursache des Absturzes war noch monatelang Gegenstand von Diskussionen. Am Tag nach dem Absturz wurde über einen Anschlag spekuliert. Schließlich wurde aber ein defektes Ventil als Urheber der Aktivierung der Schubumkehr ausgemacht. Die Schubumkehr - sozusagen ein „verkehrter“ Antrieb - dient zum Abbremsen des Flugzeugs nach der Landung. Die Triebwerke wirken hier in entgegengesetzter Weise.

Lauda tritt vor die Presse

„Das Flugzeug verschwand plötzlich vom Radarschirm“, sagte Niki Lauda einen Tag nach dem Absturz in einer Pressekonferenz. Auch von einem möglichen Sprengstoffanschlag war die Rede.

Die Maschine war während des Steigflugs nicht mehr steuerbar, kam in extremen Sinkflug und brach auseinander. Ausgefahren wurde die Schubumkehr durch ein falsch konstruiertes hydraulisches Ventil. Als Konsequenz änderte der Flugzeughersteller Boeing später die Konstruktion.

Stillschweigen über Höhe der Entschädigung

Die Piloten hatten keine Chance, das Unglück zu verhindern. Aus den Aufzeichnungen des Stimmenrekorders ging hervor, dass Kapitän und Kopilot noch versuchten, die Probleme unter Kontrolle zu bekommen. Lauda sagte damals: „Kein Pilot der Welt kann eine Maschine in einer solchen Situation noch abfangen. Das ist, wie wenn du 300 km/h mit dem Auto fährst und plötzlich auf einer Seite bremst - nur, dass auf ein Flugzeug noch viel größere Kräfte einwirken.“

Flugzeugteile

APA/AFP

Das Flugzeugwrack wurde in der thailändischen Provinz Suphan Buri gefunden

Boeing zahlte an die Hinterbliebenen eine Entschädigung, über deren Höhe Stillschweigen bewahrt wurde. Gegen die Lauda Air wurden Vorwürfe laut, früheren Hinweisen auf potenzielle Probleme mit der Schubumkehr nicht ausreichend nachgegangen zu sein.

Lauda: „Schlimmstes Ereignis meines Lebens“

Unter den Österreicherinnen und Österreichern an Bord der „Mozart“ waren viele Urlauber und eine aus 21 Personen bestehende Gruppe der Universität Innsbruck. Mit dem renommierten Tiroler Wirtschaftswissenschaftler Clemens August Andreae an der Spitze waren sie auf dem Rückweg von einer Fachexkursion in Hongkong. Lauda bezeichnete den Absturz der „Mozart“ über Thailand später als das schlimmste Ereignis seines Lebens. Seine 1979 gegründet Fluglinie wurde 2002 von der AUA übernommen.

Zwei weitere schwere Flugzeugunglücke

Der Absturz der Lauda-Air-Maschine war das dritte Unglück, das eine österreichische Verkehrsmaschine betraf. Am 26. September 1960 hatte der Absturz einer Vickers-Viscount-Turboprop-Maschine der AUA beim Landeanflug auf den Moskauer Flughafen Scheremetjewo 31 Menschenleben gefordert. Schuld war damals eine falsche Höhenmessereinstellung. Am 23. September 1989 war eine mit elf Personen besetzte Commander AC 90 der Rheintal-Flug beim Landeanflug auf den Flughafen Altenrhein am schweizerischen Ufer des Bodensees bei dichtem Nebel in das Gewässer gestürzt. Dabei kam auch der damalige Sozialminister Alfred Dallinger (SPÖ) ums Leben.

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