„Sie waren unverschämt“
Der Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in London im Oktober hat eigentlich ein „goldenes Zeitalter“ zwischen China und Großbritannien eingeläutet, wie damals betont wurde. Doch der Besuch der Delegation hat nun einen Nachhall: Die sonst so diskrete Queen Elizabeth II. beklagte sich in einem unbelauscht geglaubten Moment recht undiplomatisch über chinesische Regierungsvertreter.
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Bei einem Empfang zu ihrem 90. Geburtstag plauderte sie mit der Londoner Polizeioffizierin Lucy D’Orsi, eine Kamera schnitt das Gespräch mit - am Mittwoch wurde es über die BBC publik. Zunächst klagte D’Orsi, die im Oktober mitverantwortlich für die Sicherheit des chinesischen Präsidenten Xi Jinping war, über das Verhalten der Gäste. In der Folge berichtete D’Orsi der Queen über ihre „relativ herausfordernde Zeit“ während des Staatsbesuchs.
„Oh, was für ein Pech“
Als die Königin D’Orsis Aufgaben zugetragen bekam, kommentierte sie diese mit den Worten: „Oh, was für ein Pech.“ („Oh! Bad luck.“) D’Orsi ging daraufhin ins Detail und berichtete über das „sehr, sehr unhöfliche und sehr undiplomatische“ Verhalten. Die chinesischen Gäste hätten ein Treffen mit der britischen Botschafterin in China, Barbara Woodward, abrupt beendet.
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Gespräch wurde gefilmt
Das Video der Unterhaltung zwischen der Londoner Polizeioffizierin D’Orsi und der Queen sorgte für Aufregung - in China wurde die Passage gar zensuriert, die britische BBC berichtete ausführlich.
Dabei sollen die Chinesen harsch gesagt haben: „Der Ausflug ist vorbei.“ Chinesische Beamte seien daraufhin unvermittelt aus der Besprechung mit der Botschafterin gegangen. „Außergewöhnlich“, soll die Queen geantwortet haben. Nach weiteren Ausführungen merkte sie schließlich an: „Sie waren unverschämt zur Botschafterin.“ („They were very rude to the ambassador.“)
Kein Kommentar aus Königshaus
Ein Sprecher des Königshauses wollte die „privaten Unterhaltungen“ der Queen nicht kommentieren. Er beschrieb den Staatsbesuch von Xi aber als „extrem erfolgreich“. Auch die Londoner Polizei wollte sich zu dem „privaten Gespräch“ der Königin mit der Polizeioffizierin nicht äußern. Von chinesischer Seite gab es zunächst keine offizielle Reaktion.
Allerdings wurde die Sendung von BBC World in China, in der über die Äußerungen von Elizabeth II. berichtet wurde, ausgeblendet. In der Folge wurden Berichte über den Vorfall zensuriert, schreibt der britische Nachrichtensender. Es war nicht das erste Mal, dass sich britische Royals auf undiplomatische Weise über China bzw. Chinesen äußerten. Prinz Charles beleidigte 1997 chinesische Beamte als „entsetzlich alte Wachsfiguren“.
„Unglaublich korrupte Länder“
Erst zuletzt hatte ein Video über private Äußerungen des britische Premiers David Cameron für Aufregung gesorgt. Er bezeichnete Nigeria und Afghanistan in einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gespräch mit Elizabeth II. als die „vielleicht korruptesten Länder der Welt“. Cameron sagte der Queen am Dienstag mit Blick auf den Antikorruptionsgipfel, der am Donnerstag in London tagt: „Da kommen die Staatschefs einiger wahnsinnig korrupter Staaten nach Großbritannien - Nigeria und Afghanistan, vielleicht die beiden korruptesten Länder der Welt.“
Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari und der afghanische Staatschef Ashraf Ghani zählen zu den Gästen, die zum Gipfel geladen sind. Camerons Bemerkungen, die bei einem Empfang zum 90. Geburtstag der Queen im Buckingham-Palast fielen, wurden vom Fernsehsender ITV aufgenommen und über Twitter ins Internet gestellt.
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