Republikaner hetzt weiter gegen Muslime
Eine Frau mit Kopftuch ist von einer Wahlveranstaltung des republikanischen US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump verbannt worden, nachdem sie schweigend im Stehen gegen seine Äußerungen protestiert hatte. Der Fernsehsender CNN zeigte, wie sie von einem Polizisten am Freitagabend (Ortszeit) aus der Arena geführt wurde, während Trump-Anhänger sie ausbuhten.
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Zuvor hatte sie sich CNN zufolge zusammen mit einem anderen Mann bei der Veranstaltung in Rock Hill (South Carolina) vom Sitz erhoben und schweigend dagestanden, nachdem Trump in seiner Rede syrische Flüchtlinge mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Verbindung gebracht hatte. Beide hatten einen gelben Stern an ihre Kleidung geheftet - ähnlich dem, den Juden während des Holocaust tragen mussten.

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Trump-Anhänger buhten eine Frau mit Kopftuch aus
„Es herrscht ein Hass gegen uns, der unglaublich ist“, kommentierte Trump CNN zufolge den Protest. „Es ist ihr Hass, nicht unser Hass.“ Die 56-Jährige hatte dem Sender vor dem Vorfall gesagt, sie gehe zur Trump-Kundgebung, weil sie glaube, dass die meisten seiner Anhänger noch nie einer Muslimin begegnet seien. Sie wolle ihnen nun die Gelegenheit dazu geben.

Reuters/Chris Keane
Ein Mann protestiert schweigend gegen Trump
Schlagabtausch mit Clinton
Trump hatte Anfang Dezember ein Einreiseverbot für Muslime in die USA gefordert und damit Empörung ausgelöst. In der Erklärung sprach er von einem „für jeden offensichtlichen Hass“ unter Muslimen auf Amerikaner, der „jenseits aller Vorstellungskraft“ liege. Der Milliardär reagierte damit auf einen mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff in Kalifornien, bei dem Anfang Dezember ein muslimisches Ehepaar 14 Menschen getötet hatte. Die Äußerungen Trumps wurden von zahlreichen Politikern verurteilt, darunter auch Mitglieder der Republikaner.
Die frühere Außenministerin und Trumps demokratische Rivalin Hillary Clinton warf Trump angesichts seiner Aussagen zu Islam und Sicherheit vor, er sei „dabei, der beste Rekrutierer“ des IS zu werden. Trump konterte seiner demokratischen Rivalin, indem er über deren Niederlage gegen Barack Obama bei den Vorwahlen der Demokraten 2008 redete: „Sie war drauf und dran, Obama zu schlagen...sie war die Favoritin, und sie wurde ‚schlonged‘. Sie hat verloren.“ „Schlong“ ist ein jiddischer Kraftausdruck für das männliche Genital.
Kritik an erstem Wahlkampfspot
Zuletzt hatte sich Trump mit seinem ersten Fernsehspot im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur Hohn und Kritik eingehandelt. Im Mittelpunkt des 30-sekündigen Spots, der seit dieser Woche in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire ausgestrahlt wird, steht Trumps umstrittene Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime in die USA. Dabei werden Bilder der beiden islamistischen Attentäter gezeigt, die Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen getötet hatten.
„Die Politiker können so tun, als ob es etwas anderes ist, aber Donald Trump nennt es radikalen islamischen Terrorismus“, sagt eine männliche Stimme in dem Video. „Darum fordert er, Muslimen vorübergehend die Einreise in die Vereinigten Staaten zu verwehren.“ Als Präsident werde Trump zudem „schnell den Kopf der IS-Miliz abschneiden und ihr Öl nehmen“.
Außerdem thematisiert der Spot Trumps Forderung, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Während Trump erneut gegen Einwanderer aus Mexiko wettert, werden in dem Spot Bilder von Menschen gezeigt, die aus Marokko in die spanische Enklave Melilla flüchten. Trumps Wahlkampfteam argumentierte, die Bilder - offenbar aus einem italienischen Fernsehbeitrag vom Mai 2014 - seien „bewusst“ ausgewählt worden, um zu zeigen, „welche ernsthaften Auswirkungen eine offene Grenze“ haben könne und welche „echte Bedrohung“ es für die USA sei, wenn keine Mauer an der Grenze zu Mexiko gebaut würde.
Aufmerksamkeit durch Provokationen
Meinungsforscher sehen Trump seit Monaten an der Spitze des republikanischen Bewerberfeldes. Anders als viele seiner innerparteilichen Konkurrenten hatte der Immobilien-Tycoon bisher noch kein Geld für Wahlkampfspots ausgegeben. Seine provozierenden Äußerungen garantierten ihm aber stets mediale Aufmerksamkeit. Zu seinem ersten Fernsehspot sagte er: „Ich bin sehr stolz auf diesen Beitrag. Ich weiß nicht, ob ich ihn brauche, aber ich will kein Risiko eingehen.“ Nach Angaben von Trumps Wahlkampfteam kostet die Ausstrahlung des Videos in Iowa und New Hampshire zwei Millionen Dollar pro Woche.
In den beiden Bundesstaaten finden Anfang Februar die ersten Vorwahlen statt. Die Abstimmungen in allen 50 US-Staaten ziehen sich bis in den Frühsommer hin, ihren Kandidaten küren die Republikaner dann offiziell beim Nominierungsparteitag vom 18. bis 21. Juli in Cleveland im Bundesstaat Ohio. Während im konservativen Lager ein enges Rennen erwartet wird, gilt bei den Demokraten von Präsident Barack Obama die frühere Außenministerin Hillary Clinton als große Favoritin. Obama darf bei der Wahl im November nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
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