Gemeinsam für „The Donald“
Zwar kann sich Donald Trump seine bisherigen Erfolge als republikanischer Präsidentschaftskandidat in den Vorwahlen überwiegend an die eigene Fahne heften. Schließlich soll er die vollständige Kontrolle über seine Kampagne haben. Dennoch hat er Profis an seiner Seite, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Trump tatsächlich ins Rennen um den Posten als US-amerikanischer Präsident zu schicken.
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Denn so wie die Dinge derzeit stehen, ist es nicht allzu unwahrscheinlich, dass der republikanische Kandidat um das Amt des Präsidenten der USA tatsächlich Trump heißen wird - sehr zum Leidwesen vieler Republikaner selbst. Sollte dem tatsächlich so sein, ist das nicht einzig und allein das Verdienst jenes Mannes, den sie in den Vereinigten Staaten oft schlicht „The Donald“ nennen. Der eigenen Angaben zufolge milliardenschwere Unternehmer weiß einen ganzen Apparat hinter sich, angeführt von Corey Lewandowski.
Der 40-Jährige ist Trumps Kampagnenmanager, hat ein Händchen fürs Spektakuläre, weiß, wie man Geld macht, und ist erwiesenermaßen gewillt, sich der republikanischen Partei zu widersetzen – kurz, er gleicht seinem Boss in vielen Punkten, wie die US-Zeitung „Politico“ herausstreicht. Seit eineinhalb Jahrzehnten schwimmt er gegen den Strom und entfernt sich zusehends vom Establishment seiner Mutterpartei.
Ein „Bombenwerfer“ schwimmt gegen den Strom
Um seinen Willen durchzusetzen, ist Lewandowski fast jedes Mittel recht, egal, wen er mit seiner aggressiven Vorgehensweise in welchem Ausmaß verärgert. Er sei persönlich ein netter Typ, auf dem politischen Parkett allerdings ein „Bombenwerfer“, so ein ehemaliger Gefährte in „Politico“. Für ihn ist es Ehrensache, bei nahezu jedem Event Trumps dabei zu sein und nie von der Seite seines Arbeitgebers zu weichen.
Angeheuert wurde Lewandowski für seinen derzeitigen Job als Kampagnenmanager bereits ein halbes Jahr bevor Trump seine Kandidatur Mitte Juni 2015 überhaupt bekanntgab. Im aktuellen Wahlkampfteam des Unternehmers ist er damit quasi ein alter Hase. Denn erst im August gingen Trump und sein langjähriger politischer Berater, der Lobbyist Roger Stone, getrennte Wege.
Aggressive Wahlkampfstrategien
Wer die Zusammenarbeit tatsächlich beendet hat, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen: Während das Trump-Wahlkampflager damals behauptete, Stone sei gefeuert worden, widersprach dieser entschieden. Ganz im Gegenteil habe er selbst die Kündigung eingereicht. Für die Behauptung Trumps spricht, dass es hieß, der streitlustige Neo-Politiker habe sich daran gestört, dass Stone zu viel Aufmerksamkeit seitens der Medien erhalten habe.
Stone wiederum meint, der Rummel um Trumps Wahlkampfäußerungen habe ein derartiges Ausmaß erreicht, dass seine Kernbotschaft nicht mehr wahrgenommen werde. Dabei ist Stone selbst, der schon in den 1970er Jahren im Wahlkampfteam Ronald Reagans mitgearbeitete, kein Kind von Traurigkeit. Gezielt rufschädigende Gerüchte zu streuen gehört zum Grundprogramm seiner aggressiven Wahlkampfstrategien.
Kein Bezug zu Jesus?
Stones Nachfolger als politischer Berater hat eine weniger beeindruckende Vita und arbeitet hauptberuflich als Collegeprofessor. Sam Clovis’ Beweggründe, für Trump als Berater und stellvertretender Vorsitzender aktiv zu sein, sind schwer zu durchschauen. Noch kurz bevor er für den Tycoon tätig wurde, leitete er die Kampagne für dessen Konkurrenten Rick Perry.
Nur 35 Tage bevor er die Seiten wechselte, mokierte er sich laut der Zeitung „Des Moines Register“ in E-Mails über die mangelnde Tiefe und Authentizität von Trumps Glauben. Dieser habe keinen Bezug zu Jesus Christus, was Clovis zufolge eine „große Sache“ sei. Derlei Misstöne sind mittlerweile freilich nicht mehr zu vernehmen, Der Opportunist Clovis lobt seinen Chef nun in höchsten Tönen.
Arbeitslosengeld und Ladendiebstahl
Ganz frisch im Team ist Katrina Pierson. Erst seit November fungiert sie als Kampagnensprecherin des Wahlkampfteams, als Sympathisantin Trumps fiel sie aber schon früher auf. Ähnlich ihrem neuen Arbeitgeber liebäugelte sie früher mit den Demokraten. 2008 wählte sie noch Barack Obama, um dann eine 180-Grad-Wendung zu vollziehen und als politische Aktivistin für Ted Cruz, jetzt Rivale Trumps, zu arbeiten. Zusätzlich zu dieser Tätigkeit bezog sie damals laut „Politico“ noch Arbeitslosengeld.
Außerdem wurde bekannt, dass sie 1997 wegen Ladendiebstahls verhaftet worden war. 2014 unterlag sie als Kandidatin der „Tea-Party“-Bewegung in einem Vorwahlkampf dem erfahrenen Kongressabgeordneten Pete Sessions, danach war sie für den Tea Party Leadership Fund tätig - eine Lobbygruppe, die vorwiegend in die eigene Tasche wirtschaftete. Die telegene Vertretung für Trump in den Nachrichtensendungen im US-Kabelnetz stößt mit ihrem neuen Engagement ihre ehemaligen konservativen Mitstreiter vor den Kopf.
Thinktank eines Verschwörungstheoretikers
Für noch weniger Begeisterung in republikanischen Kreisen sorgt indes Frank Gaffney. Der 62-jährige politische Kommentator steht zwar in keinem Nahverhältnis zu Trump. Dessen Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime fußt allerdings auf Ergebnissen der Umfrage eines Thinktanks, dem der bekannte Verschwörungstheoretiker vorsteht.
Gaffney war unter Reagan im US-Verteidigungsministerium beschäftigt, bevor er aus der Regierung flog und seine Denkfabrik gründete, das Center for Security Policy - eine Organisation, die quer durch das politische Spektrum einen zweifelhaften Ruf hat und für Konspiratives vor allem im Zusammenhang mit Muslimen steht. Gaffney selbst gilt der „Washington Post“ zufolge als einer der größten Islamfeinde der USA. Und diese Positionen werden von Trump und seinem Team gerne aufgegriffen.
„Hör mit diesem Schwachsinn auf“
Doch Trumps ruppiges Auftreten im Allgemeinen und die Äußerungen rund um ein mögliches Einreiseverbot für Muslime im Speziellen führten auch zum Ende einer Jahrzehnte währenden Freundschaft: Russell Simmons, millionenschwerer Gründer des legendären Hip-Hop-Labels Def Jam übte in einem offenen Brief harsche Kritik.
Er schrieb: „Du bist ein großzügiger, freundlicher Mann, der eine Karriere darauf begründet hat, Geschäfte auszuverhandeln, bei denen es nur Gewinner gibt. Jetzt wirkst du wie eine Ein-Mann-Abrissbirne, die unbedingt das Fundament der Freiheit unserer Nation zerstören will.“ Und er forderte: „Hör mit diesem Schwachsinn auf. Gieß nicht Öl ins Feuer des Hasses. Unterstütze nicht die Phrasendrescherei, die kleingeistige Menschen hervorgebracht haben.“
Christian Kisler, ORF.at
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