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Andere Länder, ähnliche Sitten

Fast überall auf der Welt feiern die Menschen den Beginn eines neuen Jahres - allerdings nicht immer zu Silvester. Die Festlegung des Jahreswechsels zwischen Ende Dezember und Anfang Jänner ist christlich geprägt. In anderen Religionen dominieren daher andere kalendarische Eckpunkte. Auch im Christentum ist der fixe Jahreswechsel allerdings eine verhältnismäßig junge Tradition.

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Allein für 1,3 Milliarden Menschen in China ist der 31. Dezember ein Tag wie fast jeder andere. Neujahr ist für Chinesen zwar das wichtigste Fest im Jahreskreis, es richtet sich allerdings nach dem Mondkalender und fällt dementsprechend jedes Jahr auf ein anderes Datum - 2016 auf den 8. Februar. Ein bisschen chinesisches Neujahr steckt allerdings mit der Feuerwerkstradition auch in den westlichen Feiern zum Jahreswechsel.

Ein Stück chinesisches Neujahr überall

Lärm zum Austreiben böser Geister gehörte schon seit vorchristlichen Zeiten auch in Europa zum Bestandteil von Jahresendfeiern. Erst durch die chinesische Erfindung des Feuerwerks, die sich im Barock in Europa auszubreiten begann, geriet „handgemachter“ Lärm in den Hintergrund. Erhalten hat sich das Brauchtum aber in Faschingstraditionen, etwa Kuhglocken bei Perchtenläufen und der Guggenmusik im alemannischen Raum.

Neujahr steht in China vor allem im Zeichen der Familie: Millionen reisen für die Festtage zurück in ihre Heimatdörfer. Gemäß chinesischer Tradition werden am letzten Abend des Jahres alle Fenster und Türen geöffnet, um Glück ins Haus zu lassen. Die Lichter brennen auch in der Nacht, um dem Glück den Weg ins Haus zu leuchten und böse Geister abzuschrecken. Mit Feuerwerk sowie Drachen- und Löwentänzen wird das neue Jahr begrüßt.

Warum man sich „gutes Haupt“ wünscht

Juden feiern Neujahr an Rosch Haschana und damit an den ersten beiden Tagen des jüdischen Kalendermonats Tischri - 2016 ist das am 3. und 4. Oktober der Fall. Die Menschen sollen sich an diesen Tagen ihrer moralischen Pflichten bewusst werden. Zum Brauchtum gehört, Äpfel vor dem Verzehr mit Honig zu bestreichen, damit das neue Jahr gut und süß werde. Die Brote für das Neujahrsfest sind nicht länglich wie gewöhnlich, sondern rund und symbolisieren den Jahreskreislauf.

Nicht nur vom chinesischen Neujahr, sondern auch vom jüdischen Neujahrsfest hat sich der westliche Jahreswechel ein Versatzstück geborgt: Der regelmäßig gewünschte „gute Rutsch“ hat nichts mit Glatteis, Schneematsch oder anderen meteorologischen Widrigkeiten zu tun: Es handelt sich vielmehr um das verballhornte „Rosch“ von Rosch Haschana. Dabei wurde eigentlich das falsche der beiden Worte gewählt: „Ha Schana“ bedeutet „des Jahres“, „Rosch“ das „Haupt“.

Muslime feiern am 2. Oktober

Im Islam erinnern die Neujahrsfeiern an die Wanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622 nach Christus. Mit dieser Reise beginnt die Zeitrechnung des Islam. Muslime verkünden den Beginn des neuen Jahres mit traditionellen Blasinstrumenten. Das Festessen hat symbolische Bedeutung: Beeren, Äpfel, Essig, Knoblauch oder Süßgebäck zum Beispiel bedeuten Glück, Gesundheit und Wohlergehen. 2016 fällt das islamische Neujahr auf den 2. Oktober.

Für Kurden und andere Völker im Mittleren und Nahen Osten steht das Newroz-Fest am 21. März nicht nur für den kalendarischen Frühlingsbeginn, sondern auch für den Beginn eines neuen Jahres. Als Fest der Wiedergeburt erlangte es zuerst bei den Kurden Bedeutung und wurde später von anderen Völkern übernommen. Kurden, Afghanen oder Perser haben das Fest um ihre eigenen nationalen Bräuche bereichert. Die Kurden nutzen es auch, um für ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren. Die UNESCO hat Newroz in die Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen.

Heuer erst 325. Silvester

Jahrhundertelang wurde auch unter Christen das neue Jahr an unterschiedlichen Terminen begrüßt. Erst Papst Innozenz XII. legte 1691 den 1. Jänner als Jahresanfang fest. Zuvor fing das Jahr bei manchen am 25. Dezember, bei anderen am 6. Jänner an. Diese Kalenderverwirrung prägte den Begriff „zwischen den Jahren“. Innozenz’ Rechnung, damit dem heidnischen Aberglauben zum Jahreswechsel Einhalt zu gebieten, ging allerdings nicht auf, wie jeder einzelne Neujahrsbrauch bis heute beweist.

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